Kapitel 133 - Morpheus ewiger Schlaf (Einführung)

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Die Registrierung ist abgeschlossen, das Spiel beginnt nun.

Teilnehmeranzahl: 6

Spiel: Morpheus

Schwierigkeitsgrad: Herz 5

Spielregeln: Das Ziel des Spieles ist es, am längsten wach zubleiben. Es werden ihnen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, sie können sich im Gebäude frei bewegen. Es gibt kein Zeitlimit, das Spiel ist beendet wenn nur noch ein Spieler wach ist. Gewalt ist erlaubt. Viel Glück.

Ein Spiel ohne Zeitlimit, ich habe noch niemals an etwas vergleichbaren teilgenommen. Mein Atem geht automatisch schwerer und ich lasse meinen Blick wachsam über die anderen schweifen. Diese Aufgabe wird kompliziert, weshalb ich nervös den Ball in meiner Hand drehe. Das Herz auf meinem Handy-Bildschirm bedeutet Manipulation und mit den Gefühlen von anderen spielen, doch die Aufgabe an sich wird nicht einfacher. Müdigkeit äußert sich vorerst körperlich, aber die eigene psychische Belastung wird immer schlimmer. Ich lege mir das elektronische Halsband und die digitale Uhr an, welche unsere Vitalwerte überprüft.

Ein grünes Licht blinkt hinter mir und neugierig drehe ich mich zu dem kleinen leuchtenden Schild, das an der Decke befestigt ist. In den Regeln wurden Hilfsmittel erwähnt und da ich nicht einordnen kann welche Hilfsmittel genau gemeint sind, setze ich mich in Bewegung und laufe auf die Tür zu. Es ist erlaubt Gewalt gegen andere Teilnehmer einzusetzen, möglicherweise werden Waffen bereitgestellt. Doch sobald ich die mattgläserne Tür aufschiebe, betrete ich nachdenklich die kleine Halle.

In der Mitte des Raumes befindet sich ein Schwimmbecken, schätzungsweise fünfundzwanzig Meter lang. Das Licht ist gedämmt, denn an der Fensterfront wurden zwei metallene Regale aufgestellt. Ich kann keine gefährlichen Gegenstände oder Werkzeuge ausmachen, weshalb ich die anderen vorangehen lasse und ihnen nachdenklich hinterher schlendere. In den Fächern erkenne ich Kaffeepulver in unendlich vielen Plastikdosen oder auch frischen Verpackungen, von denen ein angenehmer Duft strömt. In den untersten Fächern befinden sich dünne Decken und Westen. Auf den obersten Ablagen erkenne ich die bunteste Süßigkeitenvielfalt, welche ich seit langem bewundern kann. Ich bleibe stehen und nicke nachdenklich. Zucker und Koffein können den Körper zu neuer Energie bringen und einen Menschen aufputschen, die wärmenden Gegenstände sind wohlmöglich für die Phase, in der unsere Körpertemperatur dank des Schlafmangels sinkt.

Ich schließe nicht aus, dass irgendwo gefährlichere Hilfsmittel versteckt sind. In diesem Spiel ist Gewalt erlaubt, Waffen oder Rattengift für die Ernährungsrationen zu verstecken liegt im Bereich des Möglichen. Ich nicke nachdenklich und wende mich entgegengesetzt der anderen Teilnehmer dem rechten Gang zu. Langsam laufe ich die geschlossenen Türen ab und entdecke Waschräume und mit Sportgeräten gefüllten Räume, bevor ich die Haupthalle betrete.

Ich drehe mich um und bemerke, dass die anderen sich schon in dem Raum verteilt haben und es sich mit angestrengten Gesichtszügen versuchen gemütlich zu machen. Keiner von ihnen sieht auf den ersten Blick gewalttätig aus, doch das ist nur eine oberflächliche Behauptung. Möglicherweise wird die erste Hälfte des Spieles friedlich von statten gehen, doch Müdigkeit zerrt grausam an den Nerven. Vorerst wiege ich mich in Sicherheit und beobachte zwei Mitspieler, welche sich nebeneinander auf Liegen hinsetzen. Die beiden kennen sich offensichtlich schon. Sie sind angespannt, doch sie sehen sich eher im Raum um als aufeinander zu achten.

Ein Gedanke kommt mir und ich sehe zu der digitalen Uhr, welche beginnt die Zeit zu stoppen. Wir werden in diesem Gebäude einige Zeit verbringen und Langeweile macht bekanntlich müde. Ich sollte mir einen Teilnehmer heraussuchen, eine Art Verbündeten, mit dem ich mich unterhalten kann um wach und kognitiv fit zu bleiben. Dabei darf ich nicht vergessen, dass wir in einem Herzspiel sind. Meine Augen begutachten die Menschen nacheinander:

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt