15. Gesandte

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Sie ließ uns nicht einmal die Zeit, uns zu erklären, und meinte, sie würde im Hauptquartier des Hexenzirkels gebraucht werden, bevor sie sich grinsend verabschiedet hatte.

Zayl und ich standen nur verdattert da und musterten die... exotischen Inhalte der Schublade.
"Also..." murmelte ich und Zayl schob die Lade wieder in das Regal, bevor er sich zu mir drehte. "Sie haben wirklich an alles gedacht. Denkst du, wir brauchen das?" fragte er belustigt und ich starrte ihn überrascht an.
Er richtete seinen Schal und sah mich mit seinen schneeweißen, durchstechenden Augen an. In seinem Blick steckte ein Funken... Hoffnung.

Ich hielt inne und begegnete seinem Blick.
Um ehrlich zu sein... wäre es mir nicht zuwider, mit ihm... aber... es... wäre mein erstes Mal... Ich... was sollte ich denn bitte machen?
"Oh, bitte denk nicht, ich will dich zu was zwingen! Ich... hab nur laut gedacht." meinte der große Wolfsalpha und ich realisierte erst jetzt, wie entsetzt ich ihn angesehen hatte.
"Nein, es ist nicht... also... ich meine..." stammelte ich und meine Wangen wurden unnormal heiß.
"I-ich... muss aufs Klo!" murmelte ich schnell und flüchtete aus dem Raum, bevor Zayl auch nur reagieren konnte.

Hinter mir verriegelte ich die Tür des großen Bades und setzte mich auf die geschlossene Kloschüssel.
Mit zitternden Händen hielt ich mir den Mund zu und wartete, bis das heiße Gefühl in meinen Wangen verschwand.
Warum hatte ich so eine starke Reaktion auf den Gedanken, mit Zayl zu schlafen!?

Ich fühlte mich, als könnte ich ihm nie wieder unter die Augen treten... aber warum... hatte er überhaupt darüber nachgedacht, mit mir zu schlafen? Warum sollte er das wollen?
Als ich mir diese Frage stellte, zuckte ein verführerischer Wunschgedanke durch meinen Kopf. Zayls kalte Hände, die meinen nackten Körper entlang fuhren... sein kalter Atem in meinem Nacken und seine Aufmerksamkeit nur auf mich gerichtet. Ich stellte mir vor, wie seine schneeweißen, durchstechenden Augen meinen wehrlosen Körper musterten und...
"Uh..." murmelte ich und wedelte mit meiner Hand vor meinem Gesicht herum, als würde das meine Gedanken wegradieren.
Konzentrier dich! Es gab viel wichtigere Sachen, um die du dich kümmern musstest. Man angefangen mit dem Gleichgewicht zwischen Jing und Jang...

Aber doch... gab es da einen Teil in mir, der sich gerne wieder zu Zayl begeben und seine laut ausgesprochenen Gedanken ausprobieren würde.
Ein ganz leises Stimmchen flüsterte mir zu, dass daran nichts Schlimmes zu finden wäre. Es flüsterte mir zu, ich wollte ihn. Seinen Körper... und... seine Gefühle.
Erschrocken hielt ich die Luft an und erwischte mich selbst bei meinen Gedanken. Ich schwärmte über Zayl?! Das durfte nicht wahr sein... Hatte ich mich etwa... ernsthaft?

-𝒂𝒎 𝒏𝒂̈𝒄𝒉𝒔𝒕𝒆𝒏 𝑻𝒂𝒈:

"Miko. Guten Morgen, Schlafmütze. Es ist schon fast Mittag." weckte mich Zayls sanfte Stimme und ich öffnete die Augen.
Wir lagen dicht aneinandergekuschelt in einem der beiden Betten, die Denise uns hergerichtet hatte.
Gestern Abend hatten wir uns ausgeredet und entschieden, diesen peinlichen Moment erstmal zu vergessen.
Außerdem hieß es noch lange nichts, aufeinander geil zu sein... und wir mussten uns auf Wichtigeres konzentrieren.
Und da Zayl keine Wärme spüren konnte, waren wir gestern im selben Bett eingeschlafen.
Ich glaubte nämlich, eine bestimmte Wärme kontrollieren zu können, die Zayl statt meiner Körperwärme spüren konnte.

Ich wollte ihn auch gerade fragen, ob er noch frühstücken wollte, da klopfte es an der Zimmertür.
"Denise vielleicht?" murmelte Zayl und ich stand auf. Zayl murmelte vor sich hin und seufzte, bevor er ebenfalls aufstand.
"Wahrscheinlich."

Wir gingen beide zur Tür und zogen uns auf dem Weg dorthin die Shirts von gestern über den Kopf.
Ich war als erster fertig angezogen, also wandte ich mich von Zayl ab und wartete, bis er es ebenfalls war.
Ich wusste, es war ihm immer noch unangenehm, dass ich seine Narben sah und sollte jemand anderes sie sehen, würde das seinem Selbstwert nicht helfen.
Es klopfte dazwischen noch zwei Mal und ich öffnete schließlich die Tür.
"Ja-...?"
Das war nicht Denise...

Vor uns stand eine große Frau mit welligen, braunen Haaren und einem dunkelblauen Seidenmantel. Sie hatte einen roten Hexenhut auf und sah uns still an.
"Ähm... hallo." meinte ich, möglichst unüberrascht und spürte Zayls verspannte Haltung, direkt hinter mir.
Etwas stimmte nicht an dieser Hexe... etwas störte mich. Und Zayl offensichtlich auch.
"Challo. Ich bin Zlara." meinte die Hexe mit einem sehr starken Akkzent.
Russisch vielleicht?

"Oh, nein, ich bin keine Russin. Mein Achsent wird oft mit dem dieser Arschlöcher verwechselt. Ich komme aus der Ukraine." verbesserte sie meine Gedanken und ich nickte anerkennend.
Warte.
Sie wusste, was ich dachte?

Ich fuhr erschrocken zusammen und starrte die gruselig blickende Hexe mit der komischen Aussprache an.
"Och, nein... chab keine Angst, ich kann deine Gedanken nicht lesen." zischte sie auf einmal, mit einer etwas helleren Stimmung, und in ihrer Hand wurde eine kleine Kugel aus Magie sichtbar, die sie wahrscheinlich dazu benutzte, meine Gedanken zu hören.
Man musste anscheinend sehr gut mit Magie umgehen können, um so einen mächtigen Zauber anwenden zu können.

"Denise chat mit geschickt. Ich soll euch etwas zeigen."

𝑺𝒏𝒐𝒘𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒎𝒊𝒅 𝒔𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓 |𝑩𝑳Where stories live. Discover now