Kapitel 36 - In welchem sie eine wundersame Entdeckung macht

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Ich hatte kaum genügend Zeit, um mich in den tiefen Schatten des Korridors zu retten, bevor die nächste Welle mich packte. Keuchend vor Schmerzen, versuchte ich mich aufrecht zu halten, während das Feuer sich lodernd immer weiter in meinem Rücken ausbreitete.

Ich musste hier weg. Die halbe Schule war im Innenhof versammelt, nur ein paar Hundert Meter entfernt. Gerade waren sie noch vom Feuerwerk abgelenkt und davon, sich gegenseitig ein Frohes Neues Jahr zu wünschen. Aber schon bald würden die ersten Schüler sich auf den Weg zurück in ihre Betten machen und ich konnte nicht mehr hier sein, wenn sie es taten. Niemand durfte sehen, was gerade mit mir geschah. Am allerwenigsten die vier Slytherins, die wussten, dass gleichzeitig mit dem Zeiger der Uhr auf Mitternacht mein Geburtstag begann.

Die Schmerzen wurden immer stärker und ein grausames, stechendes Gefühl kroch schleichend langsam mein Rückgrat hinauf. Ich konnte mein Stöhnen kaum noch unterdrücken und dabei hatte ich es noch nicht einmal ansatzweise überstanden. Ich wusste, es würde erst enden, wenn es meinen Nacken erreicht hatte.

Meine Knöchel färbten sich weiß, als ich mich an dem Fenstersims über mir festkrallte und hissend versuchte, mich hochzuziehen, doch eine erneute Schmerzenswelle überrollte mich. Meine Muskeln zogen sich krampfhaft zusammen und ich glitt zurück auf das kalte Pflaster des Korridors.

Plötzlich wurde ich an der Schulter herumgerissen und Cats Gesicht leuchtete im Licht der Fackeln vor mir auf.

Sie starrte mich verblüfft an.

„Also hatte ich doch Recht...", flüsterte sie beinahe ungläubig, bevor ein triumphierendes Glitzern in ihre Augen trat.

„Du hast sie auch. Ich wusste es!"

„Ahh!", stöhnte ich mit erstickter Stimme, als das Stechen in meinem Rücken immer stärker wurde, die Schmerzen weiß glühend durch meine Muskeln fuhren.

„Komm mit, du kannst hier nicht bleiben. Niemand kann dich so sehen!", zischte Cat, legte sich einen meiner Arme über die Schultern und zog mich mit sich hoch.

Irgendwie erkannte ich durch den Nebel in meinem Kopf das Geräusch von dutzenden Schritten, die immer näher kamen.

Cat zog mich neben sich her, den Korridor entlang und in einen schmalen Nebengang, der uns zu einem anderen Korridor brachte. Stockfinster und verlassen lag dieser Teil des Schlosses vor uns, doch Cat zog mich einfach weiter und dann in den tiefsten Schatten unter einen schmalen Treppenaufgang.

Die Schmerzen waren mittlerweile bei meinen Schulterblättern angekommen und ich hatte mir meine Faust in den Mund gesteckt, um mein Wimmern und Keuchen zu dämpfen. Tränen liefen mir ungezügelt übers Gesicht und ich bemerkte nicht, wie Cat ein großes Stofftaschentuch hervorholte, bis sie es mir ins Gesicht drückte.

Sofort presste ich meine zitternden Hände über dem Taschentuch fest auf meinen Mund, was mein schmerzerfülltes Weinen tatsächlich etwas besser schluckte.

„Als ich gehört habe, wie Esma, Blake, Elias und Camille darüber geredet haben, dass heute dein Geburtstag ist, wusste ich, dass ich dich finden musste.", erklärte Cat leise und mit Triumpf in der Stimme. „Weißt du, es war eigentlich sogar der einzige Grund dafür, warum ich dich verdächtigt habe. Und dabei hatte ich überhaupt keinen Beweis dafür, dass ich richtig lag. Nach dem Quidditchfeld dachte ich, dass ich dich hätte! Aber dann hast du so ahnungslos reagiert. Ich dachte wirklich, du hättest keine Ahnung, wovon ich spreche. Du hast mir einen ordentlichen Troll aufgebunden...", redete sie weiter und massierte mir dabei meine Schultern, die entsetzlich brannten.

Lilian I - Eine unbekannte WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt