1.Die Hungerspiele(Distrikt 1)

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1.1. Die Ernte in Distrikt 1

(Sicht:Coin Lawson)

Mein Morgen fing schonmal wunderbar damit an, dass mir mein kleiner Bruder eine hoffentlich unbenutzte Socke ins Gesicht schmiss. Igitt.

"Man Shimmer!",beschwerte ich mich bei ihm. " Hättest du mich nicht anders wecken können?"

Er grinste mich nur an und amüsierte sich eindeutig viel zu sehr wegen meiner Reaktion. "Übrigens ,alles Gute zum Geburtstag. Ich soll dich holen, Mum und Dad wollen dir was vorsingen."

Oh nein. Ich liebte meine Eltern, wirklich, ich war ihnen dankbar für alles, was sie für Shimmer und mich taten, aber singen konnte in dieser Familie nur noch ich. Meine Schwester hatte es auch gekonnt, sie hatte es mir beigebracht. Aber meine Mutter und mein Vater...Es würde mich absolut nicht überraschen, wenn unsere Nachbarn sich gleich wegen Ruhestörung oder sowas bei den Friedenswächtern beschweren würden, die schon den ganzen Tag vor den Häusern rumliefen. Dass die auch gar nichts anderes zu tun hatten... Ich wäre an ihrer Stelle schon längst eingeschlafen, bei uns passiert selten was. Das einzige, was wir tun, ist, für die Hungerspiele trainieren. Wenn sie Lust dazu haben. Ich selbst trainiere auch manchmal, aber nicht für die Spiele. Die interessieren mich nicht sonderlich.

Ich weiß nicht, was ich von dem Konzept der Hungerspiele halten soll, irgendwie ist mir die Ernte später egal. Ich meine, selbst wenn ich gezogen werde, wird sich irgendein Vollidiot freiwillig melden. Der einzige Vorteil, in Distrikt 1 zu leben. 

" Coin?" Oh. Ich hatte Shimmer vergessen, der stand ja auch noch in der Tür.

"Sorry"Ich wuschelte ihm kurz durch die Haare, weil ich genau wusste, dass er das hasste und ging dann ins Wohnzimmer, wobei ich ausnahmsweise mal keine Treppe runterfiel.

Meine Eltern grinsten mich an. Es sah wirklich gruselig aus, um ehrlich zu sein. Noch angsteinflößender wurde es allerdings, als die beiden anfingen "Happy Birthday" zu singen. Erstens wundert es mich, dass die Fenster noch nicht zersprungen waren, zweitens war ihre Aussprache bedenklich. Zwar kannte ich mich mit Englisch auch nicht aus, dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich "Appi Bürfdei" hieß.

Manchmal fragte ich mich, warum sie Shimmer und mir englische Vornamen gegeben hatten. Seinen konnten sie ja noch aussprechen, aber meinen meistens nicht. Früher konnte ich es dann natürlich auch nicht. Früher war ich der Meinung, mein Name wäre "Kokain" und hab das dem ganzen Distrikt erzählt. Was sich meine Eltern da wohl alles anhören mussten...

***

Etwas später, wir konnten meinen Geburtstag nicht allzu lange feiern, stellte ich mich in die Reihe der 14-jährigen Jungs. Die meisten von ihnen sahen eindeutig zu freudig aus.

Vermutlich stritt sich meine Mutter bei der Blutregistrierung immer noch mit einem Friedenswächter, ob ich mich zu den 14- oder 15-jährigen stellen sollte. Am Anfang war es noch lustig gewesen, zuzuschauen, aber irgendwann war es vor allem extrem nervig. Deswegen hab ich mich jetzt einfach allein eingeordnet, wenn man es genau nahm, wurde ich immerhin erst in zwei Stunden 15.

Zwischendurch überlegte ich, einfach wieder nachhause zu gehen, weil unsere Betreuerin noch nicht da war. Ich hasste es zu warten, ich hatte einfach nicht die Geduld dazu. Außerdem diskutierten zwei vor mir gerade, ob es ein Synonym zu dem Wort Synonym gab. Das konnte ich mir auch nicht mehr lange anhören. Aber gerade, als ich tatsächlich abhauen wollte, betrat unsere Betreuerin Aemilia Fallon die Bühne. Wurde auch Zeit.

Sie sah aus, als wäre sie aus dem Zirkus ausgebrochen, aber das war nichts neues. Sie schaffte es irgendwie, jedes Jahr schlimmer auszusehen. Shimmer hatte letztes Jahr Albträume von ihr und es hat mich nichtmal gewundert.

Tribute von Panem-Die letzten HungerspieleWhere stories live. Discover now