Kapitel 15- Wusstest du es?

199 7 0
                                    

"Ich melde mich bei dir, ich Brauch erstmal Ruhe..", verabschiede ich mich von ihm, da wir bereits bei Grandpa angekommen sind.

Auf zitternden Beinen bewege ich mich Richtung Tür. Es würde mich kaum wundern, wenn meine Beine jetzt einfach nachgeben. Doch noch halten sie mich tapfer. Kurz lausche ich den startenden Motor der Twinkie bevor sie sich immer weiter entfernt. Ich drehe mich noch einmal um um ihr nach zu schauen. Und dem Jungen, der ein Leben lang wie ein Bruder für mich war. Und jetzt, ganz plötzlich, auf einmal wirklich mein Bruder sein soll. Ich weiß nicht ob ich über diesen Fakt lachen oder weinen soll. Meine Gedanken sind ein riesiges Knäuel. Ich weiß nicht einmal was ich fühle. Zu viel ist heute passiert.

Als sich die Tür hinter mir öffnet, merke ich, dass ich ihm wohl länger hinter her geschaut habe, als gedacht. "Erde an Melody", tönt in meinen Ohren, während ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Langsam drehe ich mich um. Grandpa erstarrt und erst da fällt mir wieder ein, wie ich wohl aussehen muss. "Es ist alles ok, Grandpa.", versuche ich ihn zu beruhigend. "Alles ok?", wiederholt er völlig hysterisch und sieht mich an als wäre ich von allen guten Geistern verlassen. "Wusstest du es?", ignoriere ich seinen Einwand jedoch. Ich muss die Wahrheit wissen. Hat er mich ebenso hintergangen? Ratlos schaut er mich an. "Was?", fragt er nach, da er anscheinend keinen Schimmer hat um was es geht. Aber wie auch? Er war ja garnicht dabei. "Das BigJohn mein Vater ist.", platzt es aus mir heraus. Meine Emotionen unter Kontrolle zu halten fällt mir sekündlich schwerer. Seine Gesichtszüge entgleisen ihm. Jedoch macht es mich stutzig, dass er seinen Blick auf den Boden abwendet. Sonst schaut er mir immer , wirklich immer in die Augen. "Du wusstest es?", schreie ich ihn voller Zorn und Entsetzen an. Der Stein in meinem Magen wird größer. "Nein, Melody. So ist es nicht.", versucht er mich zu beruhigen. Doch daran ist gerade nicht zu denken. "Wie? Wie ist es dann?" Noch immer schreie ich. "Ich... Wir.. deine Granny und ich , wir wussten, dass sie und John etwas hatten damals... Doch sie hat uns immer versichert, dass die Beziehung eher zu Ende gewesen wäre, und dein Vater der Erzeuger wäre. Ich schwöre es dir, Melody, ich wusste es nicht sicher. Es war nur eine vage Vermutung, weit bevor du geboren wurdest.", erklärt er mir ruhig, immer wieder stoppt er als müsse er die richtigen Worte finden. Der Versuch die Informationen zu verarbeiten scheitert. Es fühlt sich an, als wäre mein ganzes Leben eine Lüge gewesen. Die Gesamtsituation überfordert mich. Ich weiß weder wo oben oder unten, noch wo rechts oder links ist.

"Ich muss allein sein", verlässt meinen Mund ohne nachzudenken und noch bevor ich den Satz vollendet habe stehe ich an meiner Zimmertür. Mein Grandpa bittet mich noch die Wunden versorgen zu dürfen, aber ich will ihn gerade nicht sehen. Ich möchte einfach nur alleine sein.

Ich lasse mich gleich hinter der Tür nieder. Es fühlt sich an, als hätte ich keine Kraft mehr. Nahezu apathisch sitze ich da. Mein Zeitgefühl habe ich verloren. Der ganze Tag spielt sich in wirren Abschnitten immer und immer wieder vor mir ab. Einige Zeit später schrecke ich durch ein Klopfen auf. Kurz brauche ich um mich zu sammeln. Wieder klopft es. Ich stocke, denn es ist nicht meine Tür. Schon wieder klopft es. Langsam wird mir klar, dass es von meinem Fenster kommen muss. Erneut klopft es. Genervt stehe ich auf um nach zu sehen wer so penetrant nervt. Ich schiebe mein Rollo ein Stück zur Seite und entdecke einen hibbeligen Blondschopf vor meinem Fenster stehen. Als ich mein Rollo hoch gemacht habe, öffne ich mein Fenster. "JJ?", frage ich unsinniger weiße nach dem offensichtlichen. "Willst du mich nicht reinbitten?", übergeht er meine dumme Frage. Völlig perplex trete ich bei Seite und deute ihm mit der Hand an rein zu kommen. Beim Reinklettern, bleibt er stecken und purzelt herein. Ich muss schmunzeln, denn das ist JJ wie er leibt und lebt. Schon immer war er etwas tollpatschig.

"Was machst du hier?", frage ich nachdem ich mich einfach zu ihm auf den Boden gesetzt habe. "Was wohl? Ich wollte nach dir schauen. Und deine Wunden müssen versorgt werden.", erklärt er völlig selbstverständlich sein Erscheinen, als wäre es das normalste der Welt. "Nicht nötig, ist garnicht so schlimm", murmle ich. Er grinst mich nur an. "Sonst führen wir das Gespräch immer andersrum." Der Blonde hat Recht, das bringt auch mich zum schmunzeln. "Das heißt du weißt, wie es ausgeht. Dann können wir es gleich abkürzen.", führt er weiter aus. Ergeben nicke ich ihm zu. Selbst wenn ich wirklich wöllte, ich habe schlicht und ergreifend keine Kraft für eine Diskussion. Er sucht sich alles, was er braucht zusammen und beginnt mein Gesicht zu versorgen. Dabei ist er sehr vorsichtig und liebevoll. Er achtet immer darauf mir nicht weh zu tun. Als er fertig ist, fragt er mich ob ich reden wolle, doch ich verneine. Wie soll ich darüber sprechen, wenn ich es selbst noch nicht verstehe? Der blonde Pogue weigert sich trotzdessen vehement mich allein zu lassen. Wir setzten uns auf mein Bett und schauen einen Film an. Es tut gut einfach nur zu wissen das er da ist. Das ich nicht allein auf dieser finsteren Welt bin. Wir sprechen nicht, sind einfach nur beisammen, wie früher immer.

Irgendwann endet auch der zweite Film. "Magst du hier schlafen? Es ist schon spät. Du solltest so spät", beginne ich, doch bevor ich die Frage beenden kann, nickt er schon. Nach einiger Diskussion können wir uns auch einigen. JJ hat gewonnen und schläft auf dem Sofa, er möchte nicht, dass ich in meinem eigenen Zimmer, auf mein Bett verzichten muss. Früher haben wir uns das Bett einfach geteilt. Es lief nie etwas. Aber da hatte er auch keine Freundin. Daher stand diese Option diesmal garnicht erst zu Debatte. Ob ich sie leiden kann oder nicht, so könnte ich niemals jemanden in den Rücken fallen. Ich wöllte ja auch nicht, dass mein Freund sein Bett mit einem anderen Mädchen teilt, ganz egal ob da etwas läuft oder nicht. Als ich gerade am einschlafen bin, höre ich JJ noch "gute Nacht Prinzessin" murmeln. So hat er mich früher immer genannt. Doch bevor ich antworten kann, bin ich auch schon eingeschlafen. Trotz allem was an diesem verrückten, aufwühlenden Tag passiert ist, mit einem leichten Lächeln.

*Ich hoffe es hat euch gefallen. Wie immer sind Kritik oder ähnliches gerne gesehen.🙊

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Where stories live. Discover now