Kapitel 34

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„Mafia???"

Ich fragte noch einmal nach, ob ich auch verstand, was Emilio da gerade von sich gab.

Mafia?! Sie gehörten zur Mafia. Das sollte wohl ein schlechter Scherz sein. Verwirrt und suchend sah ich mich in den Raum um. Auf der Suche nach versteckten Kameras oder irgendeinem Anzeichen, dass ich doch nur träumte.

„Mafia? Wirklich? Du nutzt die Mafia als Ausrede. Die gibt es doch nur in Filmen", entgegnete ich den beiden. Ich schaute sie dabei ernst an und merkte, wie so langsam Wut in mir hochstieg. Lügen. Alles, was ich bekam, waren Lügen.

Die beiden Männer mir gegenüber wechselten gegenseitig Blicke aus. Ich wusste nicht, was sie da besprachen, aber sie schienen sich ohne Worte zu verstehen. Noch bevor ich weiter nachfragen konnte, lachten beide auf einmal los. Sie wollten mich doch verarschen?!

„Nein, die Mafia ist kein billiges Märchen aus deinen Filmen. Sie gibt es wirklich und du hast großes Glück mir gegenüber zustehen. Die meisten überleben eine Begegnung mit mir nicht."

Wollte Leano mir etwa mit seinen Worten Angst machen? Dabei hatte er Erfolg. Ich erinnerte mich an den Anschlag, von welchen die Medien berichtet hatten. Es gab einen Anschlag auf das Haus, wobei eine Frau und ein 10-jähriges Kind starben. Es wurde als Mafiakrieg betitelt. Doch ich glaubte nicht daran. Hielt alles für eine Lüge. Moment. Sie sprachen von zwei verfeindeten Mafiafamilien. Mir wurde schlagartig eine Sache bewusst.

„Ihr habt eine Villa gesprengt in der sich eine Familie und ein Kind befand. Ihr seid Monster!", rief ich den beiden wutentbrannt entgegen. Welcher Mensch war zu so einer Tat im Stande?

Leanos Blick verhärtete sich.

„Dafür gab es Gründe. Serafino hat es verdient", gab er mir kalt zurück. In seinen Augen sah ich nur Leere. Eiskalte Leere. Er bereute es nicht einmal.

„Ein Kind? Eine Mutter? Wirklich? Du bist schrecklich"

Ich wollte nur noch weg, dieses Zimmer verlassen. Auf dem Weg zur Tür stellte sich mir Leano in den Weg.

„Tut mir leid fiore, ich werde dich nicht gehen lassen"

Und da ist es das Ende. Wie in einem billigen Hollywoodfilm werden sie mich jetzt hinrichten. Erst verraten sie ihrem Opfer alles, was es wissen will, um dann eine Zeugin aus dem Weg zu räumen.

Leano bemerkt wohl meinen zutiefst verängstigten Blick und spricht beruhigend auf mich ein.

„Bereits als ich dich an dem Cafè gesehen habe wusste ich du wirst zu mir gehören. Meine Blume. Meine Frau. Die Mutter unserer Kinder. Für immer zusammen bis zum Ende. Ich werde dich nicht töten, doch gehen lassen werde ich dich auch nicht."

Seine Worte klangen so ernst und ich versuchte, nochmals durch die Tür zu gehen, doch er versperrte sie weiterhin. Es gab kein entkommen. Zumindest nicht für mich.

Aus der Panik heraus drehte ich mich um und wollte zum Fenster laufen. Es war mir egal, dass wir uns im achten Stock befanden. Ich wollte hier weg. Nur noch weg. Doch noch bevor ich dort ankam, stellte sich Emilio mir in den Weg.

„Wirklich pupetta? Du würdest lieber sterben?"

Er wusste, was ich vorhatte. Ein Leben lang an einen Mafiaboss gekettet zu sein? Nein danke! Doch was würde mit Adelia geschehen? Sie hatte ihre Mutter, sie brauchte mich nicht.

Leano brauchte mich nicht.

Emilio brauchte mich nicht.

Ich hatte niemanden und das wurde mir in dieser Sekunde traurigerweise bewusst.

Zu Valentina hatte ich seit meiner Kündigung auch keinen Kontakt. Sie würde nicht merken, dass ich nicht mehr lebe.

Es war ausweglos. Leano blockierte die Tür und Emilio das Fenster. Es gab für mich kein Entkommen. Wut brodelte in mir hoch. Es war mir egal, wer er war. Was für eine Macht er besaß. Mir war in diesem Moment sogar mein Überlebenswille egal, welche mich davon abhalten wollte die nächsten Worte auszusprechen und mich innerlich anschrie, einen Mafiosi nicht weiter zu provozieren. Doch meine Wut in mir überschatte jede Warnung meines Gehirns aufzuhören.

„Weiß sie es?", fragte ich und drehte mich gleichzeitig wieder zu Leano um.

Sein Schmunzeln verging und er starrte mich verwirrt an.

„Weiß sie das du von einer anderen Frau besessen bist?", fragte ich erneut, da er mir keine Antwort an.

„Wer?", erwiderte Leano. Er schien immer noch verwirrt. Er wusste doch genau, wen ich meinte.

Ich sah Emilio nicht mehr. Merkte allerdings trotzdem, wie er sich hinter mir anspannte. Die Stimmung kippte und ich hatte das Gefühl, der Raum würde mit jeder Sekunde immer kleiner werden.

„Isalie. Deine Frau."

Ich formulierte es nicht als frage. Denn es war keine. Ich wusste von ihr und er sollte es auch wissen. Leano wurde auf einmal leichenblass und ich wusste, ich hatte seinen wunden Punkt getroffen.

„Weiß sie davon, wie du sie mit einer anderen Frau betrügst? Das ich mich um ihre Tochter kümmere? Weiß sie davon, dass wir fast miteinander geschlafen haben?"

Ich stellte ihm all diese Fragen und wurde mir bewusst, dass er mich benutzte.

„Sie ist nicht mein kind", gab er leise hauchend von sich, „und sprich nicht so von Isalie!" Als er ihren Namen erwähnte, wurde seine Stimme immer bedrohlicher.

„Lüg doch nicht. Ich habe die Bilder gesehen und ihren Namen. Ich habe das verdammte Notizbuch gefunden."

Ich schrie. Mittlerweile war ich so wütend auf ihn. Ihn und seine Geheimnisse. Mein Herz donnerte so stark gegen meine Brust, dass ich jeden einzelnen Schlag bemerkte. Ich sollte mich womöglich beruhigen. Doch ich konnte es nicht. Größer ist mein Hass auf ihn in dem Moment.

Emilio war vollkommen still geworden. Er sagte kein einziges Wort. Er traute sich nicht einmal, zu atmen.

„Das Notizbuch?", fragte mich Leano. Seine Stimme wurde härter. Sein Gesicht blieb bleich. Doch er wirkte gefasster als zuvor.

„Ja. Ich habe die Wohnung gefunden und das Buch. Du schreibst ihr Briefe."

Leano kam schlagartig auf mich zu. Packte meinen Hals und drängte mich Richtung Wand. Dort angekommen spürte ich diese auch schon in meinem Rücken. Seine Hand um meinen Hals erschwerte mir das atmen. Er drückte nicht stark zu. Ich würde nicht ersticken, doch es reichte, um mir eine Heidenangst einzujagen.

„Du hörst mir jetzt zu, mi fiore! Adelia ist nicht mein Kind. Isalie nicht meine Frau. Ich betrüge niemanden. Der Anschlag auf Serafino geschah zu recht. Du weißt rein gar nichts!", schrie er mir entgegen.

Ich konnte nichts erwidern, da sich seine Hand immer noch an meinem Hals befand.

Er löste sich plötzlich von mir und meine Lungen füllten sich mit Luft. Ich wich einige Schritte nach links an der Wand vor ihm aus.

„Du willst Isalie kennenlernen. Nagut", sagte er. Sein Ton immer noch angespannt, aber er schrie nicht mehr.

Er packte meine Hand grob und riss mich durch die Tür aus dem Zimmer. Er zog mich weiter in Richtung der Aufzüge.

Emilio blieb alleine in seinem Zimmer zurück.

⭐️⭐️⭐️

Bin absolut nicht zufrieden mit diesem Kapitel, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen. ❤️

Miracle of the Mafia BossTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon