Kapitel 7

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„Gib es zu Tooru, du hattest Spaß heute." Hajime stand an das Waschbecken gelehnt und versuchte den letzten Rest aus der Zahnpastatube zu quetschen. Oikawa war gerade aus der Dusche gekommen, schnappte sich das Handtuch vom Hocker und wickelte es um die Hüfte. Mit dem zweiten rubbelte er durch seine nassen Haare.

„Du kannst das Thema echt nicht lassen, oder?" Er nahm ihm die Tube aus der Hand, da er den kläglichen Versuch nicht mehr ertragen konnte, drückte einmal kräftig zu und übergab Hajime die Zahnbürste mit der weißen Paste.

Oikawa seufzte, als Iwaizumi ihm weiterhin einen fragenden Blick zuwarf. „Ja, ich hatte heute Spaß. Aber das ändert nichts an meiner Entscheidung. Ich werde nicht mit ihm in einem Team spielen, ich werde nicht diesem Volleyballclub beitreten." Er machte eine kurze Pause. „Ich danke dir für heute, und auch den Jungs. Das habe ich wirklich gebraucht. Und wenn du im Sommer in Miyagi bist, spiele ich auch gerne wieder mit dir und..."

Tooru lachte plötzlich los. „Es tut mir leid Iwalein, aber du siehst einfach echt bescheuert aus mit der Zahnbürste im Mund und wie du nur nickend zustimmst." Kichernd hielt er sich den Bauch. „Sorry, aber dabei kann ich einfach nicht ernst bleiben."

Auch Hajime musste bei dem Anblick im Spiegel grinsen. Iwaizumi war bewusst, dass Tooru mit Absicht den Satz unterbrochen hatte, beließ es aber dabei und war einfach nur froh darüber, seinen Freund lachen zu sehen.

Sie beeilten sich mit der Abendroutine und huschten unter die Bettdecke. Beide lagen sie auf dem Rücken und schauten hoch zur Decke. „Wann holt er dich morgen früh ab?"

„Um 6 Uhr."

Iwaizumi lachte. „Und wie oft hat er dich gefragt?"

„Nur ein mal, da hatte ich ihm schon zugesagt. Dafür hat er dann aber an die tausend Mal nachgefragt ob das wirklich okay ist." Und Tooru kicherte. „Wirklich süß dein Freund."

„Wenn du schon mal hier bist, will er es auch ausnutzen."

„Ist auch gut so. Zuhause gehe ich nicht mehr ganz so oft joggen. Entweder am Nachmittag oder wenn der Idiot schon weg ist." Mit den letzten Worten wurde Toorus Stimme leiser.

Hajime drehte sich auf die Seite zu Oikawa, welcher weiter an die Decke starrte. Er fuhr mit den  Augen über das Profil vor sich und überlegte, ob er es noch einmal versuchen sollte. Er hatte längst gemerkt, dass Tooru nicht gerne über das alles sprach. Von dem Gemeckere über das offensichtliche mal abgesehen. Aber einen wirklich vernünftigen Grund, hatte er von ihm noch nicht gehört.

Tooru registrierte den Blick der auf ihm haftete, wollte diesen jedoch nicht erwidern. Er wusste, was Iwaizumi im Kopf herum schwirrte und irgendwie hatte er den Eindruck, dass es zwischen ihnen stand.

Aber er konnte es nicht. Er brachte es nicht fertig, vor einem anderen Menschen zuzugeben, er dachte, er sei nicht gut genug. Er war der Überzeugung, es wäre einfacher nicht mehr zu spielen, als daran erinnert zu werden, wie minderwertig er sich fühlte, sobald ihm jemand gegenüberstand, den er für besser hielt als sich selbst.

Aber irgendetwas war anders, als er heute auf dem Feld stand. Er hatte das Gefühl vorhin schon wahrgenommen, aber konnte es nicht richtig einordnen und er fragte sich die ganze Zeit, was das genau war. In diesem Moment, auf dem Platz, hatte er sein Herz laut schlagen gehört und es fühlte sich so an, als würde er wieder richtig atmen können. Er fühlte sich frei. 

Seine Gedanken kreisten weiter. Er hatte wie früher gespielt, nichts an seiner Spielweise verändert. Warum viel ihm das denn heute so leicht, im Gegensatz zu damals? Alles war so unbeschwert. Weil er keine Leistung erbringen oder niemanden etwas beweisen musste? Lag es am Druck?

Liebe ist viel zu kompliziert (Kawa x Ushi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt