Kapitel 42:

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"Never have I dealt with anything more difficult than my own soul" - Aurelia

Luiz

Mittlerweile war etwas Zeit vergangen. Wir waren bereits beide wieder angezogen und ich hatte eine Serie eingeschalten, einfach nur damit etwas im Hintergrund lief. Wirklich viel Beachtung schenkte ich der Serie jedoch nicht und auch Aurelia schien, als wäre sie nachdenklich.

„Luiz?", sprach sie und sah mich an. In ihren Augen erkannte ich sehr viel Unsicherheit, beinahe Angst.

„Was ist los, Liebes?", fragte ich besorgt und kam ihr ein wenig näher und legte ihr die Hand auf die Wange. Ich wusste, dass sie aus dieser Berührung sehr, wirklich sehr viel Kraft und Vertrauen schöpfte. Das war der Grund, wieso ich das in diesen Momenten immer tat.

„Ich musste an heute morgen denken...", wisperte sie und lehnte zaghaft ihren Kopf in meine Hand. Mit ihren großen unschuldigen Augen sah sie mich an. Ein schlechtes Gewissen entstand in mir. Ich würde das immer noch am Liebsten rückgängig machen. Sie hätte niemals sehen sollen, welche Kraft ich hatte und wie ich sie benutzten konnte, vor allem wenn ich diesem jemanden weh tat.

„Woran hast du gedacht, Liebes?", fragte ich sie und scannte jede Regung ihres Gesichtes. Ich wollte das kleinste Anzeichen ihrer Angst erkennen. Ich wollte das früheste Zeichen sehen, wenn sie sich fürchtete.

„Das mag jetzt vielleicht naiv klingen bzw. vielleicht konnte ich es mir vor heute morgen auch einfach noch nicht eingestehen", sie seufzte. Verwirrung machte sich in mir breit. Wovon sprach sie?
„Ich denke, ich habe deine Kraft unterschätzt bzw. vielleicht habe ich es wahrgenommen aber vorher nie wirklich realisiert. Ich weiß nicht, was der Grund dafür ist, dass es mir seitdem erst auffällt... aber...", sie zögerte, bevor sie sprach, „war... war das... ähm... deine... deine ganze Kraft?", fragte sie mich und wirkte zwiegespalten. Es war als würde ihr diese Antwort Angst und Sicherheit zu gleichen Teilen geben. Als hätte sie Angst vor meiner Antwort und gleichzeitig konnte sie diese Frage nicht unbeantwortet lassen.
Ich war jedoch genauso zwiegespalten. Würde ich ihr die Wahrheit sagen, nämlich dass das noch nicht meine komplette Kraft war, würde ich riskieren, dass sie Angst bekam. Würde ich es ihr jedoch verschweigen, würde ich sie anlügen und das wollte ich nicht und konnte ich auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Ich konnte eigentlich nur darauf hoffen, dass es ihr Sicherheit geben würde, wenn ich ihre Frage ehrlich beantworten würde. Ob es das tun würde, konnte ich jedoch nicht sagen. Zu verunsichert sah sie aus und dennoch hatte ich in meinen Augen keine Wahl. Ein leises Seufzen verließ meinen Mund.

„Um ehrlich zu sein... Es war nicht wenig Kraft gewesen, aber nein, es war auch nicht meine komplette Kraft gewesen", antwortete ich ihr, „warum möchtest du das wissen?", fragte ich sie noch zusätzlich. Ihre Augen fanden meine und ich konnte ihre Gedanken bis hier hin hören und doch antwortete sie mir noch nicht. Es schien als wühlte meine Antwort Dinge auf und trotzdem schien sie...entspannter. Auch wenn dies nicht hieß, dass ihre Vorsicht verschwand. Ihre Reaktion konnte ich gerade nicht deuten. War sie wirklich entspannter oder erleichtert? Das war doch nicht möglich.

„Danke, dass du mir die Frage ehrlich beantwortest. Auf eine komische Art und Weise beruhigt mich das. Vermutlich sollte ich dich das nächste auch nicht fragen, vor allem weil ich nicht einschätzen kann, welche Reaktion von mir darauf passiert. Ich kann nicht einschätzen, ob es richtig wäre und doch kann ich dies Frage bzw. Bitte nicht ignorieren..." erklärte sie mir und machte eine kurze Pause bevor sie weitersprach, „Gibt es die Möglichkeit, dass du mir deine komplette Kraft zeigen kannst? Das ich sie einschätzen kann?", fragte sie. Ich runzelte die Stirn und war im ersten Moment extrem abgeneigt davon. Ich konnte verstehen, dass sie wissen wollte, wie viel Kraft ich besaß und dass sie das eventuell beruhigen könnte. Es könnte aber genauso gut nach hinten losgehen und ihr noch mehr Angst machen.

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Aurelia", sprach ich meinen Zwiespalt aus. Sie nickte, denn sie schien mir an sich zuzustimmen, jedoch schien sie nicht beruhigt oder gar wirklich überzeugt.

„So geht es mir auch, Luiz. Ich weiß auch nicht, ob es eine gute Idee ist, aber ich denke, ich muss es wissen. Ich muss sehen, welche Kraft du besitzt. Ich muss es einschätzen können", wisperte sie und sah mich bittend an. Ich schwieg und wog im Kopf beide Seiten ab. Doch egal, wie ich es drehte und wendete, kam ich zu keinem Ergebnis. Aurelia ließ mir Zeit meine Gedanken zu ordnen und schließlich kam mir eine Idee wie wir das vielleicht Step by Step hinbekamen. In der Hoffnung, es so rechtzeitig zu bemerken, wenn es nicht mehr ging.

„In Ordnung, wir machen es aber auf meine Art und Weise", gab ich schließlich doch nach.

„Okay...", flüsterte sie und wir begannen uns kurz darauf anzuziehen. Ob mein Plan aufgehen würde, wusste ich nicht. Ich wusste auch nicht, ob ich ihre Angst bzw. die Projektion ihrer Angst auf mich verschlimmerte. Aber ich konnte sie einfach verstehen. Sie konnte mich nicht einschätzen und vielleicht half ihr das ja, selbst wenn es eine ungewöhnliche Art und Weise war.

Ich hatte vor mit ihr in Kaden's Boxclub zu fahren und würde nach und nach die Kraft steigern, mit der ich auf den Boxsack einschlug. So konnte ich vielleicht rechtzeitig bemerken, wenn es bei ihr zu spät war. Denn würde ich von Anfang an gleich meine ganze Kraft verwenden, könnte es sie deutlich mehr ängstigen.

Als wir am Boxsack ankamen, sperrte ich kurz auf. Ich hatte Kaden bereits Bescheid gegeben, dass ich dort sein würde. Dieser hatte mir mal den Schlüssel gegeben, falls ich mal Druck ablassen musste, während der Boxclub zu hatte.
Ich spürte Aurelias Unsicherheit, dem ganzen Gegenüber, doch trotzdem folgte sie mir auf Schritt und Tritt in den Boxclub.

Nachdem ich mich zumindest ein bisschen warm gemachte hatte, kam ich nochmal zu ihr, legte ihr die Hand auf die Wage und gab ihr einen langen und sehr zärtlichen Kuss.

„Bist du wirklich ganz sicher, dass du das willst? Wir könnten immer noch gehen", fragte ich sie ein letztes Mal. Doch sie bestätigte mir meine Frage nur. Mit einem langen, letzten Blick, sah ich sie an, bevor ich anschließend Richtung Boxsack ging und mich richtig positionierte.

Bitte lieber Gott, lass das nicht schief gehen, dachte ich mir, bevor ich ausholte und zum ersten Schlag ansetzte.

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Hey Hey,
Ich bin gespannt, was ihr von dem Kapitel haltet. Zuerst war das gar nicht so geplant, doch ich finde die Reaktion gut.
Was denkt ihr, wie wir Aurelia reagieren? Wird ihr das wirklich helfen können?

Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Start in die Woche und ich wünsche euch jetzt noch einen schönen Abend.

Über ein ⭐️-chen und einen 💬 würde ich mich sehr freuen!

LG LeV.

"The Heartbreaker"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt