lacus

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Meine Lunge füllt sich mit jedem Meter, den mich dieses etwas tiefer zieht, mehr mit Wasser. Verzweifelt versuche ich mit meinen Füßen irgendetwas zu treffen, damit mich der Angreifer loslässt und ich mit dem übrigen Sauerstoff vielleicht wieder die Oberfläche erreiche. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit immer geringer wird, da mir in immer kürzer werdenden Abständen schwarz vor Augen wird. Gerade als ich denke, dass ich mit Sicherheit in den nächsten Sekunden sterben werde, pralle ich mit dem Rücken hart auf trockenem Boden auf. Ohne überhaupt die Augen geöffnet zu haben, kotze ich einen Schwall Wasser aus und sauge gierig Luft in meine geschundene Lunge. Es dauert einige Minuten, bis ich mich sicher genug fühle, meinen Blick zu heben, um die Umgebung auf weitere Gefahren zu scannen. Doch statt eines bewaffneten Meermannes steht eine wunderschöne Frau mit grün-blauen Haaren vor mir, die mich und Ryett mit verschränkten Armen betrachtet.

<Seid ihr nun fertig, euch mitten in der Menschenmasse die Seele aus dem Leib zu kotzen, ihr werdet auch ohne dem Theater für genug Aufregung sorgen.> tadelt sie uns genervt. <Wie auch immer, ich sollte euch langsam von hier entfernen.> fährt sie fort, ohne auch nur ihren Namen oder sonstige wichtige Informationen zu erwähnen.

<Aber ... > höre ich meine Freundin protestierend krächzen, da packt die Meerfrau uns jeweils an einem Arm und zieht uns mit gewaltiger Kraft auf die Beine.

<Ein Laut und ihr seid tot.> zischt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.

Zielstrebig schleift sie uns auf ein riesiges Gebäude zu, das auf dem anderen Ende des Platzes - dessen Mitte ein prächtiger Springbrunnen ziert - thront. Die Stadt wirkt belebt und die Meerwesen ausgelassen; von den Spannungen oberhalb des Sees ist hier nichts zu merken. Obwohl Ryett und ich wie Verbrecher von der Frau behandelt werden, kann ich nicht anders, als über die Schönheit der Unterwasserwelt zu staunen. Alles ist in ein sanftes Blau getaucht und die Häuser wirken wie Kunstwerke, die in Felsen gemeißelt wurden. Nur der Palast und ein kleiner Markt auf der linken Seite des Hauptlatzes wurden auf dem Meeresboden erbaut, wobei wir jetzt ohne jeglichen Kommentar die breiten Stufen zu ersterem erklimmen.

Erst als wir durch den beeindruckenden Torbogen treten, der den Eingang des Palastes bildet, hält die Meerfrau inne und richtet ihre hellblauen Augen wieder auf uns. <Ihr redet nur, wenn ihr dazu aufgefordert werdet, ansonsten seid ihr still und senkt eure Köpfe.> Ihre Stimmlage ist eindringlich und duldet keinerlei Widerspruch. Zeit für Proteste gibt es jedoch sowieso nicht, denn ohne weitere Zeit zu verlieren setzen wir uns wieder in Bewegung.

Der Innenbereich des Gebäudes ist mindestens so eindrucksvoll wie die äußere Fassade; eine freiliegende Treppe - die quasi kaum erkennbar über dem Boden in der Mitte der Eingangshalle schwebt - bringt uns in die nächste Etage, wo zwei Wachen vor einer riesigen weißen Pforte warten. Sie verziehen keine Miene als sie mit einem Ruck die schwere Flügeltür öffnen, sodass wir schließlich in den gigantischen Saal eintreten können.

<Fuck ... > höre ich mich selbst sagen, bevor ich es unterdrücken kann, denn ... <Lilac! Was tust du hier?> keuche ich, bevor ich es unterdrücken kann und die Meerfrau mir einen Arm in die Seite rammt.

Neben Lilac steht noch ein ziemlich angepisst wirkender Merikh und eine imposante Frau, die mit ihren hellblauen Haaren und passendem dunkelblauem Make-up aussieht, wie man sich eine Seekönigin eben vorstellt. Ich kann nicht anders, als sie von oben bis unten zu betrachten. Diese Frau strahlt mehr Macht aus, als sich mein Onkel jemals wünschen kann.

<So so, es gibt also noch mehr von euch.> stellt sie fest, ihre Stimme klingt so melodisch, dass es fast unheimlich wirkt.

Unsicher schiele ich zu Ryett. Sollen wir jetzt etwas sagen? Doch diese zuckt auch nur ratlos mit den Schultern. Doch bevor ich auch nur den Hauch einer Idee spinnen kann, fährt sie fort <Ihr glaubt also, dass ihr ungestraft in mein Reich eindringen und dabei noch geschickt einen Handlanger Therons einschleusen könnt.> Sie bewegt ihren Kopf leicht in Merikhs Richtung, der - wie immer - uninteressierter nicht sein könnte. <Meine Spione sind die Besten der Insel, ihr seid nur dumme dumme Kinder, die glauben, die Gunst des Königs würde euch zu etwas Besserem machen.> Lachend legt sie den Kopf in den Nacken. <Ich glaube, eine kleine Auszeit würde nicht schaden.>

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⏰ Last updated: Jul 16 ⏰

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Kingdom of lost magicWhere stories live. Discover now