T-T

10 2 2
                                    

Pov Joe

Es war definitiv ein komisches Gefühl zu wissen, dass Lucs Krankheit erneut fortgeschritten war und er aktiv nichts mehr dagegen machen wollte. Natürlich konnte ich ihn irgendwie verstehen und ich vertraute ihm zu 100%, aber... Es blieb trotzdem dieses seltsame Gefühl. Und ich hasste es. Genauso wie der Fakt, dass er gerade mit Petes Baby alleine war. Nicht weil ich Angst um das Baby hatte, sondern weil ich Angst um mein Baby hatte.

Pete nutzte Luc sowas von aus und dieser merkte es nicht mal. Dabei hat Pete das schlimmste getan was man machen konnte.. Er hatte ihn betrogen, ein Kind gezeugt und würde sie bald heiraten und jetzt passte Luc auf genau dieses Baby auf.. Vielleicht sollte ich doch mal nachsehen. Kaum hatte ich es gedacht, landete das Tuch auf der Ablage und das Glas wieder in der Spüle. Keine zwei Minuten später stand ich auch schon in der offenen Tür im Zimmer meines Sohnes und musterte das Bild vor mir.

Amy, so hieß die kleine, schlief auf dem Bett während Luc in der Ecke saß und verstört in Richtung Bett sah. Völlig entsetzt... So sah man vielleicht aus wenn es eine Windelexplosion gab, aber doch nicht wenn es friedlich schlief. Seine Augen zuckten kurz nach links... Dann nach oben und wieder zu ihr. Als würde er etwas beobachten.. Etwas was nur er sah... Seine Finger hatte er in seine Hose gekrallt, als würde er versuchen sie zurück zu halten...

Ganz langsam, um ihn nicht zu erschrecken, hockte ich mich zu ihm und löste ebenso langsam und vorsichtig seine verkrampften Hände. Wer weiß wie lange er hier schon so saß.. Aber vermutlich jeder wusste wie diese verkrampfungen Schmerzen konnten. Erst recht wenn man alleine nicht in der Lage war sie zu öffnen.

"Was macht Pepe?"
"E.. Er.... Er versucht... Er... Mit dem Buch... Ich... Will das nicht... Amy kann doch... Überhaupt nichts.. Für den ganzen.. Scheiß... J.. Joe.. B.. Bitte... Ich... Ich.."
"Ist ok. Ich bin da."

So viel Verzweiflung wie aus seiner Stimme klang, verkniff ich mir jegliche Art von Vorwurf und umarmte meinen Sohn einfach. Er sollte wissen das ich für ihn da war. Egal was geschah. Luc war mein Baby und würde es immer irgendwie bleiben.

"A.. Aber Amy.."
"Ihr geht es gut.. Es ist nichts passiert.. Luc wirklich.."

Versuchte ich ihn zu beruhigen. Vielleicht klappte es auch.. Nur die Panik wandelte sich langsam aber sicher in selbstzweifel. Er schluchzte leise, auch wenn er versuchte es zu unterdrücken... Ich spürte nasse Tränen auf meinem Arm. Doch ich ließ ihn einfach. Manchmal musste das eben sein.

So saßen wir eine ganze Weile einfach nur da. Wie oft er das wohl als Kind gebraucht und nicht bekommen hatte, weil ich ein verdammtes Arschloch war... Nicht nur er.. Sein Bruder auch. Jeremiah.. Ich hatte bald einen Besuchstermin bei ihm, aber ich sollte mir keine Hoffnungen oder gar Erwartungen machen. Sie meinten, ich konnte froh sein, wenn er nicht versucht mich umzubringen... Das wäre sicher anders geworden, wäre ich damals geblieben und hätte mich nicht verpisst, weil ich Angst vor der Verantwortung hatte.

So wie Pete.. Der jetzt kurz davor war abzuhauen, weil ihm alles zu viel war. Vielleicht sagte er das nicht, aber ich konnte das spüren. Als Barkeeper war man so wieso halber Therapeut, aber wenn man selbst scheiße gebaut und das reflektiert hat.. Und dann sieht wie jemand anderes genau das gleiche macht, dann spürt man das.

Auch wenn die kleine für den ganzen Mist nichts konnte.. Ich mochte es irgendwie nicht sie hier zu haben. Dort auf Lucs Bett.. Zum Glück schlief sie immernoch. So doof es klang, aber ich würde mich garantiert nicht um sie kümmern, wenn Pete es nicht auf die Reihe bekommt. Luc konnte vielleicht nicht nein sagen, aber ich war immernoch sein Vater und hatte da ein kleines Wörtchen mitzureden.... Auch wenn ich es vermutlich nicht tun würde..

Die Zeit verging und nichts rührte sich. Diese Haltung tat auch irgendwann weh, doch ich traute mich nicht mich zu bewegen, um ihn nicht zu verschrecken. Schließlich konnte ich nicht anders und musste meine Hände und Arme lösen damit ich sie in eine andere Position bringen konnte. Luc bewegte sich dabei kein Stück. Nicht mal sein Blick veränderte sich. Nach wie vor starrte er auf die Wand hinter mir. Aber er Atmete..

KopfvollWhere stories live. Discover now