Twins

Shots

#Harry

Ich schreckte auf und merkte selbst, wie ich scharf die Luft einsog. Meine Augen hatte ich noch fest verschlossen und begann nun sie langsam zu öffnen. Im Zimmer war es noch dunkel - Man konnte aber durch die winzigen Schlitze in den Jalousien sehen, dass der Tag anbrach. Wir waren gestern alle sofort ins Bett gefallen, nachdem wir zu Hause ankamen.

Für einen kurzen Moment hielt ich die Luft an und horchte nach, ob Louis noch schlief, jedoch konnte ich nicht wirklich was hören, da mein Herz immer noch ein wenig verrückt spielte. Ich drehte mich also um und verdrehte Sekunden später die Augen.

Mit einem dicken Grinsen im Gesicht lag er, seinen Kopf mit seiner Hand abstützend, zu mir gedreht da und sah mich an. Seine Haare waren zerzaust und ein T-Shirt trug er wie immer nicht.

„WAS?", fauchte ich ihn ein bisschen zu zickig an, aber Louis schien mein kleiner Ausbruch kalt zu lassen. Er grinste weiter.

„Du hast ihren Namen gesagt..."

Ich kniff meine Augen zusammen. Wessen Namen hatte ich gesagt?

„Du hast 'Maxie' gesagt kurz bevor du aufgewacht bist."

Louis schien sich köstlich zu amüsieren, aber ich hatte keine Lust auf seine dämlichen Spielchen. Ich zog mir meine Decke über den Kopf und murmelte noch ein „Ach halt's Maul..." bevor ich mich demonstrativ umdrehte und versuchte weiterzuschlafen.

Doch wenn man Louis Tomlinson kannte wusste man, dass er nicht so leicht aufgab und im nächsten Moment konnte ich

„Shots" von Imagine Dragons aus den Boxen der Anlage hören. Er wusste, dass es mir so nicht gelingen würde einzuschlafen.

"Am I out of touch? Am I out of my place?

When I keep sayin' that I'm lookin' for an empty space

Oh I'm wishin' you're here, but I'm wishin' you're gone

I can't have you and I'm only gonna do you wrong

Oh, I'm gonna mess this up, oh, this is just my luck

Over and over and over again"

„Du wolltest doch mit ihr reden", sagte er nach einer Weile. Ich hatte mich immer noch nicht wieder umgedreht, doch er wusste natürlich, dass ich noch wach war. „Stress mich nicht."

Er schnaufte und aus irgendeinem Grund machte mich das unfassbar wütend. Von jetzt auf gleich.

„Das ist MEINE Sache, ok? Komm du erst mal selbst klar", pampte ich Louis an.

„Was?"

Nun hatte er es geschafft und ich drehte mich doch um. Ich sah ihm in die Augen und konnte erkennen, dass er ganz genau wusste worüber ich sprach, es sich aber selbst nicht eingestehen wollte.

Mein Mund machte sich selbstständig.

„Als ob du es besser hinbekommen würdest", schrie ich schon fast.

„Woah, was ist dein Problem? Ich hab dich doch nur was gefra-"

Ich wusste nicht warum ich so in Rage war... ich konnte mich einfach nicht zurückhalten.

„Am Arsch hast du das nur so gefragt. Spiel dich mal nicht so auf, als hättest du von allem Ahnung und ich mach alles falsch."

„Das hab ich doch gar nicht-", setzte er wieder an, doch ich sprach über ihn hinweg.

„Was war denn mit Mia? Jeder hat es gesehen und du hast es nicht hinbekommen. Sie wollte dich so offensichtlich und du hast es verkackt."

„Hör auf", sagte Louis ernst. Ein ernster Louis bedeutete, dass man es wirklich zu weit getrieben hatte, doch es war zu spät, ich konnte den Schwall an Worten nicht mehr stoppen, der so dringend aus mir heraus musste. All mein Frust. Der Druck der letzten Tage, das Wissen darüber, dass ich zu feige war und einfach alles musste raus.

Und ausgerechnet Louis bekam es ab. Mein bester Freund.

Ich überschlug mich nur so mit Beleidigungen, dass er wenn es drauf ankam nicht den Arsch in der Hose hatte den entscheidenden Schritt zu machen. Dass er es nie schaffe eine Frau zu halten und jede Beziehung im Chaos ende. Dass es überhaupt gar nicht erst zu einer Beziehung komme. Wer wolle ihn denn schon. Man müsse ja bekloppt sein sich das anzutun.

Je mehr ich ihn anschrie, desto mehr wurde mir klar über wen ich eigentlich sprach. Ich fing an vor Wut über mich selbst zu heulen und er nahm mich ohne ein Wort in den Arm.

Einen Freund wie ihn hatte ich gar nicht verdient.