Lumi

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Die Höhle war über und über voll mit Kerzen. Doch bei genauerem Betrachten bemerkte ich, dass dies gar keine Kerzen waren. Es waren kleine, runde Wesen mit hauch Dünnen Fäden, die an ihrem Körper hinunter hingen. Sie strahlten ein leicht schimmerndes blau aus und es war das schönste Licht, das ich je in meinem ganzen Leben erblickt hatte. Sie verzauberten einen, zogen einen gänzlich in ihren Bann ihres sanften, bescheidenen Lichtertanzes. Fast hätte ich vergessen, dass Harry neben mir stand, so fasziniert war ich. 
"Wow.", flüsterte ich.
" Du. ..du kannst sie also sehen?", fragte mich Harry vorsichtig. 
"Ja, natürlich. Du etwa nicht?" Für einen kurzen Augenblick konnte ich mich von den wunderschönen Wesen fort reißen. Auf Harrys Gesicht breitete sich ein freudiges, aber auch erleichtertes Lächeln aus. 
"Das  hier sind Lumi. Sie halten sich am liebsten in abgelegenen Höhlen auf."
"Sie sind wundeschön.", staunte ich. Harry nahm meine Hand.
"Das ist noch nicht alles. Sie leuchten nicht für jeden, weißt du. Wären zwei Fremde hier drin würden sie sich aus Schutz unsichtbar machen, und die Fremden wüssten nicht einmal, dass sie hier sind." Nun war ich etwas verwirrt. "Wieso sehen wir sie dann?" 
"Wenn sie wahre Liebe spüren.", sagte Harry und errötete leicht. Ich wusste, dass ihm solche Sachen furchtbar unangenehm waren. 
"Wow.", sagte ich ein weiteres Mal. "Herzlichen Glückwunsch zum sechs Monatigen.", meinte schließlich Harry und gab mir einen langen Kuss. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich war mir sicher, dass die Lumi auf einmal etwas  heller schienen. Dann bemerkte ich, dass sich ein Lumi aus seinem Eck begab, und langsam auf uns zuschwebte. Aber ich hatte keine Angst. Beim Anblick von Lumi konnte man einfach nur glücklich sein, weil einen diese bedingungslose und unaufhörliche Liebe umgab. Das Lumi war nun fast bei uns und Harry drückte meine Hand. Plötzlich streckte es seine Fäden nach uns aus und berührte Harry und mich an der Stirn. Eine unglaubliche Wärme durchströmte mich. Auf einmal schossen Bilder durch meinen Kopf, an die ich mich harscharf erinnern konnte. Es war, als wäre es plötzlich wieder Wirklichkeit. Diese Bilder zeigten mich und Harry, wie wir uns kennen lernten und wie sich unsere Liebe immer weiter entwickelte und größer wurde. Alles wurde in einer wahnsinnig schnellen Geschwindigkeit abgespielt und ein Moment nach dem anderen abgespielt, doch trotzdem sah ich alles klar und deutlich. Als sich die Beinchen des Lumi von uns lösten, sah mich Harry mit glänzenden Augen an. "Lumi lassen dich die Momente, die diese Liebe erschaffen hat nocheinmal sehen. Damit man sich seines Glückes bewusst ist.", erklärte Harry zögernd. 
"Ich bin mir meines Glückes voll und ganz bewusst." Ich legte meine Hand an seine Wange und sah ihm in die Augen. "Ich liebe dich, Harry Potter. Schon immer und noch ewig." Und damit verschmolzen wir in einen langen, leidenschaftlichen Kuss, der die Lumi zum glühen brachte.

Auf dem Weg zurück  zum Schloss hielt Harry noch immer meine Hand. 
"Wen haben wir denn da?", johlte eine höhnische Stimme hinter uns. Malfoy schritt mit arogantem Blick zu uns, natürlich begleitet von seinen zwei Kumpanen Crabbe und Goyle. Ich drückte Harrys Hand und sah ihn eindringlich an: "Lass ihn, Harry. Er ist es nicht wert." Und ich versuchte Harry mit mir zu ziehen, doch er rührte sich nicht vom Fleck. Seit Malfoy uns damals beinahe auseinander gebracht hat, war er noch schlechter auf seinen Rivalen zu sprechen als er es eh schon tat. "Kann ich dir helfen?", fragte er genervt. 
"Die Frage ist wohl er ob wir dir helfen können. Die Hauspokalverleihung findet bald statt und momentan sieht es so aus als würde Slytherin, wie immer, gewinnen. Verlierer.", spottete er, was von einem gefräßigen Lachen seiner zwei Begleiter kommentiert wurde.
"Und wie viel hast du dazu beigetragen, einen Punkt?", sagte Harry mit provokanter Stimme. "Immer schön die anderen die Arbeit machen lassen und dann den Lohn dafür einsammeln, so kennen wir dich. Sprich mit mir, wenn du ein wenig Mumm hast." Malfoy verzog das Gesicht. Wieso musste er immer Ärger machen? Doch dann sah ich in dem Bruchteil einer Sekunde, wie seine Hand zu seinem Umhang wanderte und er seinen Zauberstab zog. Ich sah, wie Harry diese Bewegung nachahmte, doch reflektiv handelte ich schneller. Die Vorstellung, dass Malfoy Harry verletzen könnte, war unerträglich für mich und entflammte in mir eine unvorstellbare Wut. Ich schwang meinen Zauberstab mit ausgebreiteten Armen in seine Richtung, was ihn wie bei dem Luftdruck einer Explosion um einige Meter nach hinten warf. Ächzend lag er am Boden.
"Das wirst du noch bereuen, du dreckiges Miststück.", keuchte er mir entgegen. Ich sah auf ihn wie etwas furchtbar Abwiderndes hinab, dann zog ich Harry mit mir von den dreien weg.
"Ich hasse diesen elenden Mistkerl!", fing ich mich zu beschweren an. "Immer versucht er Ärger zu machen, hat er denn sonst nichts besseres zu tun als...", doch ich verstummte, als ich Harrys betretende Miene sah. "Harry, was ist?", fragte ich, sofort war meine Wut um Malfoy verflogen, denn viel wichtiger war, was mit Harry los war.
"Nun ja...", fing er an. "Das hättest du nicht machen müssen, weißt du...", fing er an.
"Ach Quatsch, das habe ich nur zu gern gemacht, der soll es noch einmal wagen..." "Nein.", unterbrach mich Harry. "Ich wollte damit sagen, dass ich das eigentlich hätte machen sollen. Es machen wollen." Nun kam es mir langsam. "Weißt du wie man sich fühlt, wenn einen die eigene Freundin beschützt, obwohl du genau weißt, dass das eigentlich deine eigene Aufgabe ist?"
"Oh, Harry...", fing ich an. "Nein, ist schon gut.", ich konnte seinen Tonfall nicht deuten. "Es ist nun mal so, dass du mächtiger als ich bist. Oder als jeder andere." Wir waren allmählich beim Schlosstor angekommen.
"Aber dafür kann ich doch nichts. Harry, ich habe den Zauber nicht gegen Malfoy angewendet, um zu zeigen, wer der Stärkere ist, sondern weil ich instinktiv gehandelt habe, damit dir nichts geschieht. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustößt..." "Jaah, ist schon gut.", sagte er immer noch in diesem seltsamen Tonfall. "Na ja, ich werde jetzt mal wieder reingehen, ich soll Ron noch bei etwas helfen. Wir sehen uns später." Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und trottete Richtung Gelände des Schlosses, während ich perplex zurück blieb. Was war plötzlich geschehen? War Malfoy etwa so etwas wie der Engel des Streites? Oder hatte ich tatsächlich seinen Stolz ernsthaft verletzt. Es war sonderbar, wie schnell ein solch wunderbarer Tag verblassen konnte.

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt