Die Zeit wird kommen

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"Ausgezeichnet! Ich bin höchst erfreut mit Ihnen." McGonnegal ging mit prüfendem Blick um den Stuhl, der gerade eben noch eine lebendige Katze war. Wir übten bereits Verwandlungszauber mit Tieren. "Nun, ich denke, wir können es für heute dabei belassen.", meinte sie und ich spürte große Erleichterung, denn Privatstunden mit McGonnegal waren mehr als anstrengend, auch wenn man dabei wirklich etwas lernen konnte. 
"Danke, Professor. Ich werde dann mal gehen.", ich nahm meine Tasche, hängte sie mir über die Schultern und wollte gehen.
"Ach, Miss Sheppert...", hörte ich McGonnegal plötzlich sagen.
"Ja?", fragte ich und versuchte meine Stimme höflich klingen zu lassen.
"Versuchen Sie, dass sich Potter bis zum Spiel wieder einigermaßen fängt. Er scheint mir zur Zeit etwas...abwesend. Ich weiß zwar nicht, was genau mit ihm los ist, aber fest steht, dass er in dieser Verfassung sicherlich nicht Spiel tauglich ist und wir den Hauspokal dann gänzlich vergessen können." Sie sah mir eindringlich in die Augen, ich wusste, wie wichtig ihr dieser Sport war. Aber sie hatte Recht. Seit Harrys und meiner Auseinandersetzung wegen Malfoy war er wirklich etwas abwesend. Er sprach nicht mehr viel und fast kam es mir so vor als würde er mir aus dem Weg gehen. Konnte sein Stolz wirklich so sehr verletzt sein?
"Natürlich Professor. Ich werde sehen, was sich machen lässt..." Ich warf ihr einen leicht entschuldigenden Blick zu der ihr signalisieren sollte, dass ich selbst gerade nicht wirklich wusste, was mit Harry los war, doch ihre Miene schien etwas besänftigender aus.

"Harry! Harry, halt, warte!", ich sah Harry gerade in einen Korridor einbiegen, während ich ihm hinterher hastete. "Hey!" Atemlos hielt ich ihn an der Schulter fest, als ich ihn endlich eingeholt hatte. Ich war mir sicher, dass er mich gehört hatte. Er blickte mich nur an.
"Hast du mich nicht gehört?", fragte ich ihn. Er zögerte.
"Ich weiß nicht, kann schon sein. Was gibt's denn?" Völlig perplex starrte ich ihn an.
"Was es gibt? Seit Tagen benimmst du dich seltsam! Du gehst mir aus dem Weg, vermeidest Gespräche...Sogar McGonnegal hat mich schon darauf angesprochen, was los mit dir ist zur Zeit." In Harrys Miene zeigte sich zumindest ein Hauch von Verwirrung, ganz emotionslos schien er also nicht zu sein. "Was hat sie gesagt?", wollte er wissen. 
"Das tut jetzt nichts zur Sache. Aber, Harry..." Ich legte ihm meine Hand so an die Wange, dass er mich ansehen musste. "Ich verstehe einfach nicht, was los ist. Es lief doch so gut zwischen uns...Wenn ich irgendetwas falsch gemacht habe, oder etwas falsches gesagt habe..."
"Nein, du hast nichts dergleichen gesagt. Ich kann nicht darüber reden, Sidney." Ich starrte ihn weiterhin an, als würde ich diesen Jungen, der da vor mir stand nicht kennen.
"Seit wann können wir uns nicht mehr Sachen anvertrauen? Wer bist du, Harry Potter?"
"Es ist nun mal so.", meinte er. Diese Sturheit war so typisch für ihn. Na ja, wenigstens ein bisschen Harry war zu sehen...
"Hör zu.", sagte ich schließlich. "Ich weiß zwar nicht, was hier gerade passiert, aber ich weiß, dass etwas passiert. Ich bin kein Mädchen, auf dem man herum spielen kann. Solange du mir nicht sagen kannst, was dein Problem ist, habe ich eindeutig ein Problem mit dir. Wir sehen uns." Sagte ich und stapfte davon. Das ließ ich mir wirklich nicht bieten. Ich unterdrückte die Tränen, die sich in mir breit machen wollte und lief schnell zur nächsten Unterrichtsstunde. Aber das brachte sowieso nichts. Für den Rest des Tages waren meine Motivation und Konzentration gänzlich verschwunden. 

Nagini schlängelte sich langsam und seicht am Boden entlang. Sie roch Blut, und hoffte darauf, mehr zu finden, woher dieser köstliche Duft her kam. Doch die Stimme ihres Meisters ließ sie innehalten.
"Schon bald wird die Trennlinie zwischem Guten und Bösen nicht mehr existieren.", sagte die hohe, kalte Stimme mit zischenden Lauten. "Es wird nur noch Macht geben, Macht, die mir zusteht, mir ganz allein..." Die langen, dünnen Finger strichen sanft und bedrohlich über Naginis Nacken. "Solange wir uns an den Plan halten, kann nichts schief gehen. Solange Harry Potter mit Sidney Sheppert  zusammen ist, sind sie schwach und werden sich gegenseitig zu beschützen versuchen. Liebe ist etwas Törichtes, Nagini, äußerst töricht. Es wird nicht mehr lange dauern, die Zeit wird kommen..."
Schweiß gebadet schreckte Harry aus dem Schlaf. Intuitiv tastete er nach seiner Brille und machte das Nachtlicht an. Er atmete schnell und schwer. Der Traum wiederholte sich seit Tagen immer und immer wieder, doch jedes Mal aufs Neue war Voldemort furcheinflößender denn je. Doch von Mal zu Mal wurde ihm eines immer bewusster. Er musste Sidney von sich fern halten, und wenn es ihm noch so schwer fiel. Jetzt war es an der Zeit, dass er  sie beschützen würde, koste es was es wolle.

Plötzlich in Hogwarts - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt