Kapitel 59

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Juli 1995

Es ist der nächste Morgen im Grimauldplatz Nr 12. Gestern Abend wurde es zu spät, um uns alles zu erklären oder zu zeigen, weshalb wir nur noch in unsere Zimmer gegangen sind und ich auch sofort eingeschlafen bin.

Ich werde von Sonnenstrahlen geweckt, die ihren Weg durch die schweren Vorhänge finden. Schläfrig gähne ich und strecke mich in meinem Bett. „Morgen.", höre ich Ginny sagen und schaue zu ihr herüber. Meine Augen gewöhnen sich langsam an die Helligkeit und schnell wird aus ihrem Umriss ihre eigentliche Gestalt. „Morgen, Ginny." Sie sitzt im Schneidersitz auf ihrem Bett, ein Buch auf ihren Beinen aufgeschlagen. Langsam setze ich mich im Bett auf und blicke durch den Raum.

Die Wände sind dunkel gestrichen, die Betten dazu passend schwarz lackiert. Insgesamt stehen drei Betten in dem Raum, Ginny sitzt auf dem direkt an der Tür, ich liege im Mittleren und das ganz an der Wand ist noch leer. Ich frage mich, wozu man hier einst so viele Betten gebraucht hat, oder ob sie vielleicht nachträglich, extra für uns hierhergeschafft wurden. Die Wände sind kahl, nur die großen Fensterfronten bringen etwas Abwechslung in das Dunkel.

Ein leises Klopfen durchdringt die Stille und ich blicke auf. Jemand ist an der Tür. „Ja?", murmelt Ginny ohne ihren Blick von dem Buch zu heben. Die Tür öffnet sich mit einem Knarzen und ein lila Haarschopf streckt sich durch den Türspalt, gefolgt vom Rest von Tonks' Kopf. „Guten Morgen Mädchen. Ich sollte euch wecken, aber ich scheint ja schon wach zu sein.", sie gluckst leise. „Es gibt bald Frühstück, es wäre toll wenn ihr euch fertig machen und runter kommen könntet." - „Na klar!", antworte ich ihr mit einem Lächeln, das Tonks erleichtert erwidert. „Gut, sehr gut.", murmelt sie und schließt die Tür wieder hinter sich.

Noch einmal strecke ich mich, ehe ich widerwillig die warme Decke von mir streife und aus dem Bett steige.

Als ich angezogen bin, öffne ich die Tür zu unserem Zimmer, um nach unten zu gehen. „Kommst du mit?", frage ich Ginny, die ganz vertieft in ihre Buch zu sein scheint." - „Gleich, gleich.", meint sie und ich nicke nur. Ich schließe die Tür und gehe die vielen Treppenstufen zum Erdgeschoss des Hauses herunter. Dabei knarrt etwa jede zweite Stufe und ich habe die paranoide Angst, durch eine der morschen Stufen hindurchzufallen.

Unten angekommen, betrachte ich erneut den Hausflur. Obwohl draußen die Sonne scheint und durch die Fenster hineinleuchtet, ist der Flur immer noch sehr dunkel und wirkt nicht sehr einladend. Schnell husche ich über den dunkelgrünen Teppich hinweg und erhasche Stimmen und Gelächter, dem ich, auf der Suche nach der richtigen Tür, folge. Die erste Tür zur Rechten steht auf und unverkennlich kommen die Stimmen aus dieser Richtung. Ich trete hinein, gehe durch eine weitere Tür und stehe mitten in einem großen, prunkvoll gestaltete, wenn auch sehr verdreckten, Esszimmer.

Es ist voller Leute, die halbe Weasley-Familie ist schon auf den Beinen, mein Vater sitzt mit Sirius an einem Ende eines großen prächtigen Tisches und noch mehr, mir unbekannte Gestalten sitzen auf den restlichen Stühlen. Ein Geruch von Pfannkuchen dringt an meine Nase. „Guten Morgen.", rufe ich fröhlich in die Runde, worauf hin sich einige Köpfe kurz zu mir drehen und meinen Gruß erwidern. Mein Vater lächelt mich freundlich an und winkt mit einer Hand, scheint allerdings mit Sirius zu sehr in ein Gespräch vertieft zu sein.

„Guten Morgen, Schönheit." Arme schlingen sich von hinten um meine Taille und ich zucke kurz vor Schreck auf, entspanne jedoch schnell, als Fred meinen Hals küsst. „Guten Morgen." Ich drehe mich in seinem Griff um, damit ich ihn ansehen kann. „Gut geschlafen?", frage ich und sein Lächeln weicht einem klagevollen Gesichtsausdruck. „Wie soll ich eine Zeit, die ich nicht an deiner Seite verbracht habe nur als gut beschreiben können?" Ich schaue ihn kurz stumm an. „Spinner.", sage ich dann und er lacht auf. „Und trotzdem liebst du mich." Ich seufze. „Man nimmt, was man kriegen kann." Empört blickt er mich an. „Tze.", macht er und verwuschelt mir die Haare. „Ey!" Ich versuche mich zu wehren, doch er nimmt mich in den Schwitzkasten und all mein Händeringen nutzt nichts. Als ich jedoch beginne, ihn mit den Fingerspitzen in die Seiten zu pieksen und zu kitzeln, lockert sich sein Griff und wir fangen beide an, zu lachen.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt