29.

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L: G...Ge...trennt?!

M: Ja!

Niemand sagte mehr was. Unbemerkt fiel mir mein Handy aus der Hand und runter auf den Boden. Stumm flossen mir Tränen über die Wange und mir kam alles gerade vor wie in Zeitlupe. Immer wieder schwirrte das Wort "getrennt" durch meinen Kopf. "Getrennt" "Getrennt".

Runes Sicht

Ich hörte wie etwas auf den Boden fiel. War Lia sauer oder Wütend und hat dann aus Frust ihr Handy auf den Boden geknallt oder was war los? Ich ließ mein Wurstbrot unten liegen und ging Richtung Schlafzimmer. ,,Lia?", klopfte ich an, doch keine Antwort. Also ging ich einfach rein. Das mit dem Handy stimmte, es lag wirklich auf dem Boden, aber Lia - sie saß auf meinem Bett und weinte. Ich setzte mich einfach neben sie, legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie fest an mich. ,,Alles meine Schuld", schluchzte sie ständig, mehr nicht. Was war alles ihre Schuld. ,,Hey Süße, was ist passiert", versuchte ich sie dazu zu bringen, einen vernünftigen Satz mit mir zu reden, doch auch das half nichts. ,,Alles wegen mir" ,,Ich hasse mich" ,,Ich will nicht mehr" ,,Es geht nicht", kam dann nach und nach, doch die Situation durchschaut habe ich noch immer nicht. Als ich ihr in die Augen sah, erkannte ich, dass sie die ganze Zeit ihr Hand auf dem Boden anstarrte und ständig schluckte. Ich beugte mich nach unten um es aufzuheben. Sie hatte noch immer nicht aufgelegt. Ich ging ran.

R: Hallo?

M: Hallo?

R: Sie sind doch die Frau Dias, oder?

M: Ja genau, Rune Dahmke?

R: Jap. Was ist los? Was haben Sie zu ihrer Tochter gesagt. Ich bekomme keinen Mucks aus ihr heraus. Sie redet einfach nicht mehr. Was ist los? Haben Sie ihr was angetan?

M: Beruhig dich mal Junge, ich habe nichts Schlimmes gemacht, ich habe ihr einfach nur die Wahrheit gesagt

R: Und die wäre?

Lia: Meine Eltern haben sich getrennt!

R: Bi...Bitte was?

Lia rannte tränenüberströmt aus dem Zimmer. Ich saß auf dem Bett und konnte meinen Ohren kaum noch trauen. Ich war geschockt. Es war alles meine Schuld. Wäre ich nicht da gewesen, wäre Lia jetzt ein glückliches Mädchen. Ich habe ihre ganze Familie zerstört und Lia mit dazu. Sie wäre niemals so wie jetzt geworden. Ich bekam ein mega schlechtes Gewissen.

M: Herr Dahmke, sind Sie noch dran?

R: Ich... Rune... Ja... Also Entschuldigung, ja ich bin hier, äh da, ach egal!

M: Bist du fähig mir zuzuhören?

R: Kann sein

M: Ja oder nein?

R: Ja!

M: Dann pass auf. Lia ist ja gerade weggerannt. Lass sie bitte jetzt vorerst in Ruhe. Rufe sie nicht an und suche sie nicht! Entweder kommt sie bis heute abend alleine zurück. Sonst meldest du dich nochmal bei mir, oder suchst sie. Aber jetzt noch nicht. Also. Tschau

R: Frau Dias, hallo? Hallo?

Aufgelegt. Mist. Ich konnte Lia gar nicht anrufen, da ich ja ihr Handy in der Hand hatte. Hinterhergehen sollte ich nicht. Was sollte ich dann tun? Rumhocken und warten? Ich beschloss Steffen besuchen zu gehen und mit ihm über alles zu reden. Ich musste mich erst mal wieder fassen. Das hat mich echt richtig hart getroffen.

Lias Sicht

Ich wollte jetzt einfach nur alleine sein. Ich lief und lief und hatte keinen Plan wohin. Ich kannte mich ja hier nicht besonders gut aus und mein Orientierungssinn war auch nicht gerade der beste. Irgendwann kam ich an der Kiellinie an. Vor mir die Ostsee und hinter mir die Stadt. Es war nicht viel los und das war auch gut so. Meine Augen brannten von der ganzen Heulerei. Ich setzte mich einfach ans Wasser. Draußen wurde es langsam dunkel und ich begann zu frieren. Doch das war mir gerade egal. Ich wollte einfach nur in Ruhe über alles nachdenken.

,,Lia?", hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich wollte doch alleine sein. Dennoch drehte ich mich um und sah - Angelo. Was macht der denn hier? Die Freude ihn zu sehen hielt sich bei mir zurück. Ich sagte nichts, er lächelte nur. ,,Hey, was ist denn los?", fragte er und setzte sich neben mich. ,,Du frierst", stellte er fest. Er zog seine Jacke aus und ging sie mir über die Schultern. ,,Jetzt frierst du", meinte ich sehr leise und schwach. ,,Komm, wir gehen zu mir", sagte er und er half mir hoch. Meine Beine konnten mich kaum noch tragen, also half er mir beim Gehen. Inzwischen war ich über seine Hilfe dankbar. Immer noch besser, wie die ganze Nacht am Meer zu verbringen. ,,Was machst du hier?", fragte er immer und immer wieder. Ich gab keine Antwort. Nach ein paar Minuten kamen wir bei ihm daheim an.

Runes Sicht

,,Was soll ich nur tun, Steffen?", fragte ich völlig verzweifelt und aufgelöst. ,,Suchen! Wir müssen sie jetzt unbedingt finden, es ist kalt und dunkel draußen!", meinte er. ,,Wir?". ,,Denkst du ich lasse dich allein da raus? Komm jetzt", hetzte er. Ich war einfach so dankbar über seine Hilfe. ,,Aber ihre Mutter-", begann ich mal wieder zu zweifeln. ,,Du siehst ja wie wenig sie sich um ihre eigene Tochter kümmert, die macht sich wahrscheinlich keine Sorgen, wenn Lia mal ne ganze Nacht weg ist", versuchte er mir klar zu machen. ,,Du hast ja Recht. Es kann ja nichts passieren". ,,Genau"

,,Wo fangen wir mit Suchen an?", fragte Steffen als wir im Auto saßen. ,,Kiel ist groß", gab ich zu. ,,Irgendwo sollten wir halt trotzdem anfangen. So weit weg von deiner Wohnung kann sie ja eigentlich nicht sein!". ,,Stimmt! Ich kann sie halt nirgendwo erreichen"

Wir durchsuchten fast die ganze Stadt, aber wir fanden sie nicht. ,,Wir könnten jetzt ja zur Polizei gehen, aber es kann natürlich auch sein, dass sie gar nicht draußen ist, sondern zu irgendjemand gegangen ist!", meinte Steffen. ,,Ja, aber zu wem? Sie sagt doch immer, sie hat keine Freunde!" ,,Wer weiß?" ,,Und wo soll sie dann sein".

Wir waren wieder bei Null. Super. Inzwischen war es auch nach 23 Uhr, eigentlich durfte sie gar nicht mehr alleine draußen sein. ,,Rune, es hat keinen Wert mehr. Vielleicht taucht sie bis morgen wieder auf. Vielleicht ist sie bei irgendeinem aus unserer Mannschaft oder daheim. Und morgen schauen wir einfach weiter!"




Schlimmer kann es eh nicht mehr werden!Where stories live. Discover now