Ein schöner Tag

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Am Weihnachtsmorgen wurde Rosalie durch das Fiepen ihrer Schneeeule Jane geweckt. Zum Glück waren ihre Zimmergenossinnen Pansy Parkinson, Millicent Bulstrode und Daphne Greengrass nicht davon aufgewacht.

Pansy hätte unvermeidlich einen Riesenaufstand gemacht. Sie konnte Rosalie aus ihr nicht begreiflichen Gründen nicht sonderlich leiden.

Nach wiederholtem Blinzeln klärte sich Rosalie's Sicht und sie entdeckte einen bunten Geschenkehaufen am Fußende ihres weichen Bettes. Aufgeregt machte sie sich mit einem strahlenden Lächeln daran, ihre Weihnachtsgeschenke zu öffnen.

Hermine hatte ihr ein Märchenbuch, das von Muggeln namens "Grimm" geschrieben wurde, geschenkt. Was für ein eigenartiger Name, dachte sich Rosalie.

Grimm? Das war doch dieses Todesomen, das Professor Trelawney ständig bei den Schülern sah! Und es gab tatsächlich Muggel, die so hießen und Märchen für Kinder schrieben? Darüber konnte die junge Potter nur den Kopf schütteln.

Die Weasley-Geschwister hatten sich alle zusammen getan, um ihr einen Feuerblitz zu kaufen. Rosalie fühlte sich sofort schlecht, weil sie wusste, wie verflucht teuer diese Besen waren.

Zwar hatte sie für die Geschenke ihrer Freunde auch tief in die Tasche gegriffen, aber es war kein Geheimnis, dass die Weasleys nicht das größte Einkommen hatten.

Als Rosalie Harry's Geschenk öffnete, flog ihr ein Stück verzaubertes Pergament entgegen. Aufgeregt entfaltete sie es und las die mit Tinte niedergeschriebenen Worte:

Rosalie,

erst mal möchte ich dir fröhliche Weihnachten wünschen, auch wenn du diese wie ich nicht mit deiner Familie verbringen kannst.

Ich weiß nicht, warum ich dir das schenke, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich es tun sollte. In den Sommerferien hab ich ein Armband gefunden und man sagte mir, dass es einst meiner Mutter gehört hatte.

Ich weiß, dass wir uns noch nicht sehr lange kennen und glaub mir, ich will auch nicht mehr als Freundschaft von dir. Ich weiß nicht ... irgendwas in mir wollte einfach, dass du es bekommst.

Harry

Mit zitternden Händen legte Rosalie den Brief beiseite und holte aus dem unordentlich verpackten Päckchen ein kleines hölzernes längliches Etui heraus. Sie öffnete diese und ein hübsches Bettelarmband mit lauter verschiedenen Anhängern blitzte ihr entgegen.

Die Wappen aller Häuser von Hogwarts waren zu sehen. Was besonders niedlich aussah, war das kleine Hirsch-Liebespaar, welches sich unschuldig küsste. Einer der Anhänger bestand aus einem goldenen L und ein anderer aus einem J. Wie Lily und James.

Rosalie war noch nie den Tränen so nahe wie in diesem Moment. Ahnte Harry auch nur ansatzweise, wie viel ihr dieses ihr kostbare Geschenk bedeutete?

Schwer atmend legte sie das Armband an und begutachtete es von allen Seiten. Es war wunderschön. Allein, weil es ihrer Mutter gehörte.

Nach einer Weile öffnete sie ihre anderen Geschenke. Aberforth hatte ihr natürlich auch etwas geschickt. Ein Fotoalbum mit lauter Bildern aus Rosalie's Kindheit. Auf den Bildern war immer nur sie zu sehen. Es waren schöne Fotos, aber sie vermisste auf ihnen etwas. Freunde. Eine Familie.

Zwar tat Aberforth immer alles, um ihr diese Familie ersetzen zu können und er gab sich auch immer viel Mühe, aber ... es war eben nicht dasselbe. Es war nicht so, dass Rosalie nie glücklich bei ihm war. Sie war ihm für alles, was er für sie getan hat, unendlich dankbar.

Das letzte Geschenk hatte die edelste und am teuersten aussehendste Aufmachung. Weder auf dem slytheringrünen Geschenkpapier noch der Schleife etc. war ein Makel zu finden. Kein fettiger Fingerabdruck, winziger Riss oder leichter Knick. Nichts. Von wem konnte das hier stammen?

Unachtsam riss sie es auf und neugierig las sie sich den Brief durch, der aus dem Paket ragte. In fein säuberlicher Schrift stand dort:

Sehr geehrte Ms Matthews,

unser Sohn Draco hat uns darüber in Kenntnis gesetzt, dass Sie ihn bei dem Weihnachtsball des Trimagischen Turnieres begleiten.

Wir haben Ihnen dieses Kleid gekauft und hoffen, das es die richtigen Maße hat und Ihnen zusagt, sodass Sie es bei der Veranstaltung tragen können.

Wir wünschen Ihnen noch ein schönes Weihnachtsfest,

Narzissa und Lucius Malfoy

Den doch recht förmlichen Brief fand Rosalie etwas komisch. Aber was mehr im Fokus ihres Interesses war, war das sorgfältig gefaltete Kleid, das sie sofort vorsichtig auspackte und staunend betrachtete.

Wow. Das bodenlange Kleid war in denselbem Slytheringrün wie das Geschenkpapier gehalten. Einige Drapierungen und hochwertiger Schmucksteine im Brustbereich machten das Kleid zu einem echten Hingucker.

Es war ein Traum von einem Kleid und musste unverschämt teuer gewesen sein. Der hauchzarte Stoff war bestimmt Chiffon und die Steinchen sahen auch nicht gerade nach Plastik aus.

Als Rosalie bemerkte, dass ihre Mitbewohnerinnen auch langsam aufwachten, packte sie das Kleid wieder ein und versteckte es, weil sie keine Lust hatte, irgendwelche Fragen zu beantworten.

"Guten Morgen, Schlafmützen! Frohe Weihnachten!", wünschte sie ihnen mit unüberhörbar guter Laune.

Die anderen grummelten hingegen schläfrig irgendwas Unverständliches, wobei es bei Pansy ziemlich gehässig klang. Doch plötzlich saßen alle wie von der Tarantel gestochen kerzengerade auf dem Bett.

"Was ist denn in euch gefahren?", fragte Rosalie verwundert.

"Heute ist der Ball!!", kreischten die drei gleichzeitig.

"Und? Er ist erst heute Abend, also haben wir noch Zeit." Rosalie war die Ruhe in Person und verstand nicht, wieso sie sich so aufregten.

Doch sie ignorierten sie und machten sich sofort an die Vorbereitungen. Sie suchten sich ihre Kleider, Schuhe und Accessoires raus und huschten durch das Zimmer.

Nebenbei fragte Daphne völlig aus der Puste in die Runde hinein: "Mit wem geht ihr alle eigentlich auf den Ball?"

"Ich geh mit Adrian Pucey.", fügte sie noch hinzu.

"Miles Bletchley.", rief Millicent, während sie gerade ihr Haar hektisch durchbürstete.

"Mich hat Draco Malfoy gefragt.", erwiderte Rosalie leichtfertig.

Die drei Mädchen ließen alles, was sie in den Händen hielten, fallen und fuhren zu Rosalie herum.

"WAS?!!" Pansy sah aus, als würde sie Blitze aus ihren eiskalt blickenden Augen schießen. Wenn Blicke töten könnten ... Sie hatte doch fest damit gerechnet, dass Dracolein sie fragen würde! Jetzt hatte Pansy keine Begleitung!

Millicent und Daphne wussten, warum Pansy so reagierte. Rosalie allerdings schaute sie nur verständnislos an. War es etwa so abwegig, dass Draco sie gefragt hatte?

Pansy zückte wutentbrannt ihren Zauberstab und richtete ihn mit hasserfülltem Blick auf Rosalie. "Du mieses kleines verfluchtes ..."

Doch weiter kam sie nicht, denn Rosalie hatte blitzschnell auch ihren Zauberstab hervorgeholt und ihn auf Pansy gerichtet. Sie machte sich bereit auf einen Angriff, denn sie würde ganz sicher nicht von sich aus Pansy angreifen. Dazu hatte sie keinen Grund. Sie würde sich lediglich verteidigen.

"Hey Mädels, beruhigt euch! Bitte! Nehmt die Zauberstäbe runter! Wir können doch darüber reden!", versuchte Daphne die Situation zu entschärfen.

Schnaubend ließen beide ihre Waffen sinken und Pansy stürmte aufgebracht aus dem Zimmer. Daphne und Millicent erklärten Rosalie, was mit Pansy los war und sie konnte einen winzigen Funken Verständnis für diese blöde Kuh mit dem Mopsgesicht aufbringen.

Dabei hatte der Tag doch so schön angefangen ...

A woman without a secret is like a flower without a fragranceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt