37- der Typ, der um Verzeihung bittet

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37- der Typ, der um Verzeihung bittet

Dieser Mann schafft es immer wieder, mich negativ zu überraschen. »Wie kann er das wagen?«
  Zamir hat den Kopf gegen den Türrahmen gelehnt und betrachtet mich. »Bist du immer noch wütend auf mich?«
  Ich lege den Kopf schief und schaue ihn mit einem Ausdruck von Empörung an. »Ist das jetzt das Thema?«
  »Das ist immer das Thema«, meint er und grinst schwach. Es ist nicht echt. Beide Mundwinkel gleiten gleich schnell hoch und verharren eine Weile in der Position. Er versucht zu zeigen, dass es ihm nicht viel ausmacht. Man riecht den Zigarettengeruch vermischt unter seinem eigenen.

»Können wir ihn nicht anrufen und das Gegenteil erklären?«, frage ich. Das Thema mit dem sauer sein, sollte erst einmal in den Hintergrund. Ich kann auch in einer Stunde sauer auf ihn sein oder morgen. »Ich könnte doch mit ihm reden und betonen, dass du mich nicht belästigst.«
  »Was würdest du ihm stattdessen sagen, tue ich?«
  »Na ja, ich würde sagen, du bist nervig, aber belästigen tust du mich nicht.«
  »Danke, aber das kann ich nicht machen.«
  »Okay, dann streiche ich das mit dem nervig und sage, dass wir beide gute Freunde sind.«

Jetzt, jetzt ist da sein richtiges Grinsen, aber es vergeht so schnell, wie es gekommen ist. »Das geht so nicht, Aklima. Der Direktor ist der einzige Mann, dem er mich anvertraut hat. Wenn er ihm nicht mehr trauen soll, wem dann? Ich kann nicht zulassen, dass er sich auch noch Sorgen darum machen muss.«
  »Aber dass er denkt, du hättest etwas mit Drogen zutun, ist in Ordnung?«
  »Nein, natürlich nicht. Ich muss ihn dazu bringen, dass er sagt, es sei ein Missverständnis.«
  Ich schüttle den Kopf. »Er wird es als Kose immer wieder benutzen. Das kannst du doch nicht zulassen.«
  »Ich hätte nach Albanien fliegen sollen. Ich hätte bei meinem Onkel bleiben sollen, da hätte ich weniger Probleme.«

Er hat die dichten Brauen zusammengezogen. »Wieso wollte er, dass ich unbedingt hier bleibe?«
  Ich zucke mit der Schulter, weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll. »Dann wären wir uns wohl nie begegnet.«

Ich fasse ihn am Arm, ziehe ihn rein in die Wohnung, obwohl ich mir vorgenommen habe, ihn vor der Tür stehen zu lassen. Zamir lässt sich von mir reinführen. »Er hat mir versprochen, dass es nicht lange dauert. Er meinte, es ist ein Missverständnis und er wird es sofort klären. Mein Vater würde so etwas auch niemals tun. Anklage wegen Körperverletzung, niemals. Niemals- nicht mein Vater.«

Er schüttelt den Kopf als er sich auf die Couch setzt. Meine Mutter hatte gesagt, er sei wegen Drogen drin. Nicht wegen Körperverletzung. Was ist jetzt wahr? Eine leise Vorahnung schleicht sich in meine Gedanken. Ich will sie verscheuchen, aber sie ist zu hartnäckig. Ein Vater würde für seinen Sohn in den Knast gehen.

»Zamir, es gibt sicher noch eine andere Lösung«, meine ich. »Und dein Vater wird sie verstehen. Er wird wiederkommen und ihr werdet so glücklich wie früher.«
Er scheint meinen Worten zu glauben. Ich bin selbst nicht sicher, ob diese sich erfüllen werden und das, was ich am meisten hasse, sind Versprechen, die nicht in Erfüllung gehen können. Aber momentan kann ich ihm nicht mehr als das geben.

»Du hast Recht«, meint er und streicht sich über das Gesicht. »Mein Vater wird beweisen, dass er unschuldig ist.«
Er steht auf. »Ich wasche mir kurz das Gesicht.«
Ich nicke und Zamir steht auf. Ich komme mir furchtbar unnützlich vor.

Ich verstehe deshalb nicht wieso er, »Danke, Aklima«, sagt.
»Ich habe nichts gemacht«, bestreite ich. Er schüttelt den Kopf. »Das hast du- und außerdem bist du nicht mehr sauer auf mich.«
Ich hebe die Brauen. »Bin ich das nicht?«
»Jeder weiß, dass du nicht nachtragend sein kannst.«
»Vielleicht mache ich bei dir eine Ausnahme.«
  »Bin ich denn eine Ausnahme wert?«
Dieser Arsch von Albaner. Wieso kann er nicht einmal ernst bleiben?

Der Typ, der mein Verlobter sein sollWhere stories live. Discover now