Chapter 6 ~ Zu viel Gewalt, zu wenig Liebe

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NEIN!!! Nein! Nein! Nein, stop! Stop! Lasst ihn in Ruhe! Er hat nichts falsch gemacht! Bitte! Er hat das nicht verdient! BITTE!

Yuu's Kopf schrie. Schrie so laut er konnte. Seine Gedanken rasten, sein Verstand schrie nach Hilfe und das Herz flehte um Gnade und Liebe.

Alles drehte sich, nichts schien still zu stehen. Es war, als würde er durch die Gegend geschleudert werden.

Und trotzdem... er bewegte sich kein Millimeter.

Auch wenn alles schrie und bettelte und sich drehte, sein Körper schien eingefroren zu sein und versuchte erst gar nicht, sich zu bewegen.

Yuu hatte keine Kontrolle. Über das Geschehen, über seine Gedanken, über seinen Körper.

Alles was er tun konnte, war?

Was konnte er tun?

Weinen und zu sehen.

"Er ist ein schlechter Umgang für dich! Redet er von 'Ich will nicht heiraten'! Aber du willst doch Heiraten, Mikaela, Schatz. Du willst doch heiraten?!" Kaori weinte verzweifelt, während sie mit einem Gürtel auf den Rücken ihres Sohnes einschlug.

Und Mika verzog nur schmerzhaft das Gesicht.

"Du musst sie heiraten, Sohn! Dir bleibt nichts anderes übrig!" sagte der Vater laut und streng.

Mika schwieg immer noch.

"Du musst!" Kaori schlug auf Mika ein, "Du musst!" wieder, "Du musst!" und wieder, "Du musst, du musst, du musst!" und immer wieder und wieder, während sie nur entsetzlich schrie als hätte sie Angst um ihr Leben.

Mika blieb immer noch stumm.

"Du musst Krul für deine Mutter heiraten! Sohn, du liebst doch deine Mutter, du würdest alles für sie machen, nicht wahr?" sagte sein Vater hart.

Mika verzog stumm das Gesicht.

"Sie würden mir alles bezahlen! Sie sind reich! Die OP! Ich könnte wieder gesund werden! Das willst du doch, Schatz?! Dass ich wieder deine gesunde Mutter bin?!" Kaori hörte nicht auf zu schreien, zu weinen, zu schlagen.

Mika schwieg und Yuu starb.

"Yuu ist schlecht für dich," sagte Mika's Vater schließlich.

Und dann sah Mika auf. Wütend.

"Er redet dir falsche Sachen ein! Du wirst heiraten, egal was er sagt! Vergiss Yuu! Lösch ihn! Verbanne ihn aus jedem Winkel deines Verstandes!
Er ist der Teufel selbst!"

Mika öffnete endlich den Mund.
Er schrie. Lauter als das Peitschen. Lauter als sein Vater.
"Yuu-chan hat nichts damit zu tun! Lass ihn da raus! Es kann dir doch wohl egal sein, mit wem ich rede und wem nicht?!"

Yuu zuckte ängstlich zusammen und wollte helfen, aber er spürte seinen Körper nicht.

Mika ist aufgestanden, doch sein Vater hat den Blonden am Hals gepackt und drückte ihn nun auf das Sofa runter, während Kaori weinend hinter den beiden zusammenbrach.

Die Szene die sich Yuu bot, war so voller Gewalt, dass er nicht anders konnte als weinen. Sowas hatte er noch nie gesehen. Noch nicht mal in Filmen.

Und alles ist meine Schuld.

"Yuu ist schlecht!!! Wehe er bleibt noch länger! Morgen ist er weg und wenn nicht... Ich schwöre dir, Mikaela, das wird schrecklich für dich enden! Dann wird der Gürtel zum Messe!"

Mika's Augen weiteten sich und er bekam keine Luft mehr. Trotzdem öffnete er den Mund und sagte leise: "Töte mich doch. Doch wer heiratet dann Krul?"

Kaori schrie auf und riss die Hand ihres Mannes von Mika weg und zog ihn kreischend nach hinten.
"Er muss leben!!! Er muss heiraten!" schrie sie.

Mika holte tief Luft und stand auf.

Yuu drehte sich schnell um, und stürmte weinend die Treppen hoch. Doch er hörte noch das: "Morgen ist er weg, sonst ist er tot."

Und Mika's Schrei.

Dann war er in Mika's Zimmer angekommen und legte sich auf die Matratze, deckte sich zu und hielt die Luft an.

Ganz langsam ging die Tür auf und dann schloss sie sich wieder. Yuu hörte leises Tappsen, dann das knarren von Mika's Bett und schließlich Mika's unruhiger Atem.

Yuu weinte, denn er fühlte sich schrecklich. Mika ist da unten gestorben, nur wegen ihm.

Mika. Du bist perfekt. So perfekt, dass ich mich von dir fernhalten muss, damit du dir nicht weh tust.

Yuu kam zu den Entschluss, dass er mit Mika nichts zu tun haben wollte, damit seine Eltern nicht wieder so reagieren würden. Er hatte Angst um Mika, denn das was er gesehen hatte, war grausam auf jedem Level der Menschlichkeit.

Er hatte zwar auch Angst, aber solange es dann Mika damit besser gehen würde, würde er auch durch die Hölle gehen.

Und er konnte sich noch nicht mal erklären warum.

Warum würde ich alles für Mika machen?

"Mika? Darf ich deine Hand halten?" fragte Yuu leise.

Er wusste, dass er mit Mika nie was machen wird. Nie werden sie das machen, was Freunde machen, weil sie nie richtig Freunde geworden sind.

Mika streckte seinen Arm aus und Yuu nahm seine Hand und hielt sie ganz fest.

"Ist alles gut, Yuu-chan?" fragte Mika nervös.

"Ich hatte nur einen schlimmen Albtraum."

"Worum ging es?"

"Um einen gefallenen Engel, Mika. Um einen Engel, der nichts falsch tat, aber trotzdem auf die schlimmste Weise bestraft worden war. Und ich hab jetzt panisch Angst."

"Wovor, Yuu-chan?" fragte Mika sanft, "du musst dich nicht fürchten. Ich bin bei dir. Ich halte deine Hand. Niemand wird dir was antun, solange ich da bin. Hab keine Angst."

Yuu kullerten Tränen die Wange runter.

Mika war ein perfekter Volltrottel.

Er drückte Mika's Hand fest, doch ihn schien das nicht zu stören.
Irgendwann wurde Mika's Atem regelmäßiger und Yuu beruhigte sich.

Mika's Hand half ihm dabei.

Ich werd dich auch beschützen.

I Want To Marry You ~ Mikayuu (Hiatus/Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt