Kapitel 4

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Kapitel 4:

Feuer umschloss seine Pfoten. Die gesichtslosen Katzen, die Boten des Stamm der vier Jahreszeiten, schienen ihn anzustarren. Die Flammen kamen immer näher. Plötzlich waren da zwei Katzen, eine weiße und eine golden leuchtende. Eiskristall und Jh Goldschimmer kamen auf ihn zu, ihre Krallen blitzen, ihre Augen funkelten mörderisch. Dann war er wieder auf dem Baum und verurteile die beiden Kätzinnen wegen ihres Verrats zur Verbannung. Er sah wie Eiskristall ihre Krallen instinktiv ausfuhr und wie Goldschimmer schrie. Er sah wieder wie die goldene Kätzin mit Erdmännchengesicht rang und ihn zu Boden warf, dann sah er, wie die beiden Kätzinnen halsüberkopf aus dem Lager flohen und hörte seinen Ruf: „Verfolgt sie!" Schweißgebadet wachte Felsenherbst aus seinem Alptraum auf. Zum hundertsten Mal fragte er sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, die beiden Verräterinnen zu verbannen. Dann wischte er seine Zweifel beiseite. Es musste richtig gewesen sein, denn in der Nacht davor hatte er eine Nachricht von Mond erhalten: Böses kommt auf dich zu. Verrat und Sünde wird dich heimsuchen. Vertraue niemandem, jeder kann dich verraten. Es war der Wille seiner Ahnen. Die düstere Prophezeiung hatte sich erfüllt. Wieder stiegen Zweifel in ihm hoch, doch er verdrängte sie. Diese Katzen waren eine Bedrohung für seinen Clan. Er musste sie vernichten.

Ängstlich streckte Tigerpfote den Kopf in den Bau. In seinem Maul hatte er eine fette Amsel. „Was willst du?", fragte er vielleicht etwas zu unwirsch, denn der Schüler zuckte zusammen und senkte den Blick. „Erdmännchenmond schickt mich", nuschelte Tigerpfote, ließ die Amsel fallen, und kraxelte in Windeseile den Anführer-Baum herunter. Felsenherbst seufzte. So konnte es nicht weitergehen; der ganze Clan schien Angst vor ihm zu haben. Und dann waren da die zwei Verbannten... Nicht schon wieder!, ermahnte sich Felsenherbst, Du musst etwas unternehmen, sonst machst du dich noch verrückt! „He, du!", rief er Schaummaul zu, der sich gerade ein Stück Beute nehmen wollte. Schaummaul zuckte zusammen. „Richte bitte Erdmännchenmond aus, dass er in meinem Bau anzutanzen hat, verstanden?" „Ja, Felsenherbst, ich werde gleich...", Schaummaul machte Anstalten sich eine winzige Spitzmaus vom Beutehaufen zu nehmen. „Schaummaul, sofort!", knurrte Felsenherbst; er hasste es, wenn man ihm nicht gehorchte. Schaummaul ließ sofort die Maus fallen und raste in den Kriegerbau, als wäre eine Horde Hunde hinter ihm her. Und schon wieder habe ich ein Mietglied meines Clans verängstigt, dachte Felsenherbst bekümmert, was kann ich nur dagegen tun?

Kurze Zeit später erschien Erdmännchenmond in Felsenherbsts Bau. Er hatte sich anscheinend in Windeseile geputzt und an seiner Schnauze hingen die Reste eines Vogels. Felsenherbst konnte es sich nicht verkneifen: „Hat's dir geschmeckt? Du hattest ja auch Zeit genug dein Frühstück zu genießen!" Felsenherbst hatte Tigerpfotes Amsel noch nicht angerührt. Erdmännchenmond verneigte sich leicht; „Ich bin gekommen so schnell ich konnte", miaute er und der Anführer hörte den Ärger in seiner Stimme. Dies war der eigentliche Grund war um Erdmännchenmond zweiter Anführer war: er war der einzige im ganzen Clan, der keine Angst vor Felsenherbst hatte. „Jedenfalls möchte ich mich wegen einer wichtigen Angelegenheit mit dir beraten", verkündete Felsenherbst, „Du erinnerst dich an die zwei Verräterinnen?" Erdmännchenmond zog seinen Schwanz, den Goldschimmer zerfetzt hatte enger an sich heran. „Oh, ja!", antwortete er und seine Augen sprühten Funken vor Hass. „Sie sind auf dem Territorium des WinterClans..." „Der WinterClan ist eine Sage; er hat nie existiert!" , wies Felsenherbst Erdmännchenmond zu Recht, „Aber sprich weiter!" „Wir haben sie bis ans Territorium des WinterClans verfolgt. Jeder im Clan würde ihnen für ein paar Mäuseschwänze die Kehle aufschlitzen!" , verkündete Erdmännchenmond. Erleichtert lehnte sich Felsenherbst zurück, doch da legte sich ein düsterer Ausdruck auf das Gesicht des zweiten Anführers. „Eine Sache gefällt mir allerdings nicht", warnte er, „Eisenherz scheint, na ja... er ist gedanklich immer bei Goldschimmer. Ich glaube nicht, dass er im Ernstfall gegen sie kämpfen würde." Felsenherbsts Gesicht verhärtete sich. „Darum werde ich mich später kümmern", versprach er, „Doch es gibt noch eine wichtigere Frage!" Erdmännchenmonds Augen blitzten auf. „Ich habe beschlossen, eine Patrouille hinter den beiden herzuschicken. Du wirst sie leiten!" Das Gesicht des zweiten Anführers leuchtete. „Jawohl Felsenherbst", sagte er, „ich werde sofort aufbrechen!" Noch am selben Morgen verließen Erdmännchenmond, Bärenpelz, Krallenfuß, Großnarbe, Beutezahn, Bussardschnabel, Schauerpelz und Strohschweif das Lager.

Die Legende des WinterClans

Vor vielen, vielen Blattwechseln gab es im Wald der Jahreszeiten vier wilde Katzenstämme, die sich Clans nannten: den FrühlingsClan, den SommerClan, den HerbstClan und den WinterClan. Die Katzen lebten in Eintracht miteinander und trugen nur ihre üblichen Konflikte aus. Doch eines schicksalhaften Tages verliebten sich die Clan-Anführerin des WinterClans und der Clan-Anführer des SommerClans ineinander. Die Katzen waren glücklich und bejubelten das Paar und für einen Moment sah es so aus, als ob alles gut wäre. Doch der Stamm der Jahreszeiten oben im Himmel billigte die Beziehung nicht. Er erließ das erste Gebot im Gesetz der Krieger: Man darf nur Beziehungen innerhalb des Clans führen. Doch die beiden Anführer hielten sich nicht daran. Deshalb legten die Ahnen eine schreckliche Dürre über den Wald der Jahreszeiten, an dem die wärmeempfindlichen WinterClan-Katzen zugrunde gingen. Als der Stamm aber sah, was er angerichtet hatte, bereute er alles und beendete die Trockenheit. Sofort erließ er eine Prophezeiung, welche lautete: Die Kätzin mit der Macht des kalten Clans in den Pfoten und der Kälte im Pelz wird den WinterClan zurück ins Leben rufen.

Cats of seasons - Winter  (Warrior Cats FF)Where stories live. Discover now