4| Kitzeln bis zum Kotzen

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Leise vernahm ich Getuschel von hinter mir, die eindeutig von meinem Nachbarn schwärmten. „Er ist so heiß! Glaubst du, er ist verheiratet? Oh Gott, meinst du, er würde mit mir auf ein Date gehen?"

Augenblicklich erstarrte ich in meiner Bewegung. Das war eindeutig Bettinas Stimme. Warum ist die bitte in meinem Lateinkurs? Sie war dumm wie Holz. Mit dem Unterschied, dass Bettina nichts zum Leuchten bringen konnte, außer vielleicht ihr Haus, wenn sie versuchen würde, ein Toast zu machen, aber ausversehen einen Brand stiftete.

Jaaa, Claire. Komm jetzt nicht auf dumme Gedanken und unterdrück das Verlangen, sie nach ihren Erfahrungen mit Toastern zu fragen!

„Betty, Süße, du kannst ihn ja mal fragen, aber ich glaube nicht, dass er mit dir auf ein Date gehen wird. Immerhin ist er unser Lehrer, das würde seine Stelle gefährden", bekam Bettina - ich sah es nicht ein, sie jemals in meinem Leben Betty zu nennen - schließlich sogar eine Antwort von niemand Besseren als der bösen Stiefschwester höchstpersönlich.

Okay nein, ihr hattet schon Recht, es war wirklich Mel. Die Mel, die falscher als die Louis Vuitton Taschen, die ca. 70% aller „reichen" Asiaten besaßen, war.

-

„Warte, er meinte zu dir, das sei noch lange nicht vorbei? Sie haben dich angesprochen und sogar mit dir gelacht? Oh mein Gott, meine kleine Claire freundet sich mit den zwei bekanntesten Fußballern hier an, wobei sie von dem einen nicht einmal die Existenz kannte, und wird von beiden so sehr gemocht, dass der eine sogar schon indirekt versprochen hat, dass er in Zukunft noch mit dir zu tun haben wird. Warte, was ist, wenn sich einer von den beiden in mich verliebt? Oder in dich, aber was ist, wenn jemand sich in mich verliebt? Du weißt, wie lange ich schon von Jack schwärme! Oder wenn sie jetzt gleich zu uns kommen? Oh scheiße, Dean! Sehe ich gut aus?", ratterte Ash ihre Gedanken alle runter, ohne auch nur eine Pause zu nehmen.

Wir saßen gerade draußen auf der Grasfläche und ich fragte mich wirklich, wie einige Menschen so viel und schnell reden können. Ich hätte mich tausendmal versprochen, würde nach Wörtern suchen oder mich einfach verschlucken, sodass ich hustend auf dem Tisch läge und keine Luft kriegte, weil ich auch noch lachen müsste. Das Leben war schwer, Leute.

Wie auch immer. Es war nicht zu übersehen, dass wir gerade die erste Pause hatten und ich Dean und Ashley von meiner ersten Unterrichtsstunde erzählt hatte. Dabei ließ ich bewusst aus, dass zwei unerwünschte Gestalten in meinem Kurs waren, da ich sonst wieder in einem Strom von Hass untergehen würde.

„Ashley, beruhige dich mal, okay? Die haben doch erst ein paar Worte miteinander gesprochen. Außerdem kenne ich Jack und Logan schon viel länger, da war es euch auch immer egal. Aber naja, bei euch Frauen weiß man nie, warum ihr eure Meinung ändert. Kann ja auch an euren Tagen liegen", sprach er das aus, was er dachte.

Selbstverständlich kassierte er damit zwei Schläge ein, denn wenn wir etwas nicht leiden konnten, dann, dass jede Stimmungsschwankung, Meinungsverschiedenheit, Reizbarkeit gleich mit den monatlichen Schmerzen eines Mädchens assoziiert wurde. Wir Mädchen durften sein, was wir wollten, um das einmal klarzustellen. Dafür brauchten wir keine monatliche Durchblutung mit Leck. Und wenn wir ein Babywelpe sein wollten, dann waren wir auch eins, verdammt.

Amen.

Dean stieß daraufhin nur einen Schmerzenslaut aus, bevor er sich gespielt jaulend über seinen muskulösen Oberarm strich. Dabei schaute er uns mit seinen blaugrünen Augen schmollend an, was einfach so niedlich aussah, dass ich nicht anders konnte, als ihm in die Wangen zu kneifen. „Oww, na wer ist da denn wieder traurig? Keine Sorge, Tante Lanster ist für dich da! Jaa, wer ist für dich da?" - „Tante Lanster", antwortete Dean mit kindlicher Stimme und schmiss sich dann auf mich.

Aufquiekend fiel ich auf den Rücken und er auf mich drauf, woraufhin er mich nur frech angrinste und anfing, mich zu kitzeln. Er wusste ganz genau, wie sehr ich es hasste, gekitzelt zu werden und ich wusste ganz genau, was er vorhatte.

Mich kitzeln, bis ich entweder kotzte oder um Gnade winselte. Ich entschied mich für keines von beiden und strampelte unter ihm die ganze Zeit über, was mir unter dem Gelächter jedoch schlecht gelang. Ich musste so sehr lachen, dass mir mein Bauch schon wehtat, aber dennoch versuchte ich krampfhaft, seine Hände abzuschlagen.

Und Gott, war ich froh, Freunde wie sie zu haben. Die mich akzeptierten, wie ich war.

Aber auch nur, weil sie nicht wissen, was du getan hast.

Innerlich schluckte ich schwer, doch ließ ich mir nichts weiter anmerken. Stattdessen lenkte mich Deans kleines Spiel sofort wieder ab.

Zu meiner Verteidigung, warum Dean noch auf mir lag; er war auch nicht unbedingt das, was ich Fliegengewicht nannte. Er hatte zwar nicht so viele Muskeln, aber definitiv genug. Man konnte bei ihm auch schon die Ansätze eines Sixpacks sehen, weil er nicht gerade wenig trainierte, aber seine Muskeln machten sich halt durch sein Gewicht bemerkbar.

„Gottverdammte Hundescheiße, Ashley McAdams, geh deiner Freundin helfen und zieh diesen Fettsack von mir!", schrie ich sie angesäuert an, musste aber trotzdem dabei lachen. Anscheinend hatte ich sie damit angesteckt, da ihr engelhaftes Lachen ebenfalls ertönte, ehe sie sich auf ihren Füßen hinkniete, um mit Anlauf auf den Riesen zu rennen.

Da er das wohl nicht so ganz erwartet hatte, fiel er schlagartig von mir runter, während Ashley stumpf auf ihm liegen blieb. Da er auch die ganze Zeit gelacht hatte, breitete er seine Arme auf dem Rasen aus und atmete tief ein, um seinen Kreislauf wieder in Ordnung zu bringen. „Fettsack? Das sind Muskeln, Schätzchen!", verteidigte er sich außer Atem.

„Hör auf, einen auf Klischee zu tun, ich weiß, dass du das irgendwo auf Instagram gelesen hast." - „Verdammt..."

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