6| Kleine, pinke Traumwelt

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Die Schönheit von den beiden blendete mich förmlich.

Der eine Junge, welcher zwei Plätze neben mir saß, hatte braune Haare, die unter einer umgekehrten Cap versteckt waren. Und obwohl ich es normalerweise nicht mochte, wenn Jungs ihre Haare verstecken, sah es bei ihm einfach so unglaublich heiß aus, dass mir beinahe die Spucke wegblieb. Mein Hals wurde trocken und fing an zu kratzen, doch das interessierte mich nicht, denn alles, worauf ich mich konzentrierte, waren diese Adonisabbildungen.

Der braunhaarige Junge hatte helle, braune Augen, die interessiert aber distanziert das Mädchen anschauten, welches soeben zu sprechen angefangen hatte. Seine Gesichtszüge waren markant und anziehend, doch nichts im Vergleich zu seinem Nachbarn.

Er hatte dunkle Haare, nahezu schwarz, aber im Licht hatten sie einen leichten Braunstich. Diese hatte er sich hochgegelt, sodass man die ideale Sicht auf seine perfekten Augenbrauen hatte. Dabei sahen seine Haare nicht einmal so aus, als würde er sie aufwendig stylen. Viel mehr, als führe er sich einmal kurz durch die Haare und sie säßen sofort perfekt.

Von der Seite erkannte ich, dass am Rand seiner Pupille ein dunkler Rand war. Daraufhin sprenkelten sie in ein wunderschönes, dunkles Grün über. Ich war mir sicher, dass er mit diesen Augen bereits tausende Mädchenherzen geklaut hatte, ohne es überhaupt gemerkt zu haben. Seine Nase war gerade und als ich seine Lippen betrachtete, stockte mir der Atem.

Seine Lippen waren so voll und sahen zeitgleich so weich aus, so etwas hatte ich noch nie bei einem Jungen gesehen.

Schmerzvoll zuckte ich zusammen, als ich einen Stoß in meine Rippen spürte. „Du sabberst gleich, Süße", wisperte Dean mir zu und schaute mich vorwurfsvoll an. Ich brachte ihm nur ein Grinsen entgegen und schenkte meinem Sitznachbarn einen letzten, kurzen Blick, ehe ich meine Aufmerksamkeit der sprechenden Person widmete, nur, um zu bemerken, dass ich gleich dran war.

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„Also, ich bin Claire Lanster, 17. Ich bin sowohl aufgedreht, als auch ruhig, bin aber in nichts besonders begabt beim Theaterspielen. Trotzdem liebe ich es", fasste ich kurz über mich kurz zusammen und sprach damit die Wahrheit über mich aus.

„Jeder Mensch ist in etwas begabt", erklang eine wunderschöne, raue Stimme, die mir einen Schauer den Rücken runterjagte. Die Stimme kam von rechts - wo auch die zwei Unbekannten saßen. Ich wurde leicht unter den ganzen Blicken nervös und vor allem unter den Blicken von zwei bestimmten Fremden. Der, der gesprochen hatte, schaute mich ebenfalls mit seinen faszinierenden grünen Augen an. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass seine Augen nicht nur grün waren, aber ich war zu weit entfernt, um die Farben genauer zu erfassen.

Alles war ruhig, weil niemand erwartet hatte, dass jemand etwas erwidern würde. Anscheinend warteten die alle auf eine Antwort von mir, oder? Ein kurzes Umschauen bestätigte mir, dass alle mich anstarrten, sogar meine Lehrerin, die gespannt mit ihren Blicken zwischen ihm und mir blickten. Es schien nahezu so, als sei sie fasziniert von uns.

Um mich weniger angestarrt zu fühlen, widmete ich mich wieder meinem rechten Sitznachbarn und überlegte kurz.

„Ich weiß, dass jeder Mensch besonders ist auf seine eigene Art und Weise. Und jeder hat bestimmt auch Talent, aber es ist nun einmal so, dass jeder nun einmal in anderen Bereichen gut ist und wenn ich kein schauspielerisches Können besitze, bin ich auch nicht besonders begabt."

„Das ist Unsinn. Jeder hat in jedem Gebiet ein Talent, wenn es auch ein kleines ist. Solange du Emotionen rüberbringen kannst, Wörter aufsagen kannst, dich selbst in Situationen hineinfühlen kannst, hast du ein Talent darin. Auch gestikulieren ist ein Talent", widersprach er mir ohne eine Gesichtsregung.

Please, not again ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt