9| Fangirls an die Macht :D

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Ein bescheidener, kleiner Smart in Dunkelblau fuhr auf den Parkplatz herauf und gab mir damit das Zeichen, von der Mauer zu springen. Ein Lächeln zierte meine Lippen, als ich den Trubel auf dem Schulhof beobachtete. Nach zehn Minuten nach Schulschluss sah unsere Schule deutlich friedlicher aus als vor einer Woche am Anfang des Tages.

Ohne weitere Umschweife, begab ich mich schließlich doch zu dem Kleinfahrwagen, da mein Bruder angekommen war.

Er war 21, hatte schwarze Haare, blaue Augen und ständig ein Lächeln auf den Lippen. Zumindest immer, wenn ich es auch hatte. Aidan lebte noch bei uns daheim, würde aber bald in ein Apartment ziehen, welches näher an seiner Universität liegen würde, um sich mehr auf sein soziales Leben konzentrieren zu können.

„Na, wie geht es unserer Lieblingsclarissa?", begrüßte er mich, als ich die Tür aufriss und mich reinsetzte.

Ich hasste meinen vollständigen Namen. Seit fünf Jahren hatte ich es grundsätzlich vermieden, so genannt zu werden von meiner Familie oder Freunden. Aber Aidan dachte sich, ich würde es aus oberflächlichen Gründen nicht mögen. Wenn er wüsste.

Böse starrte ich ihn wegen des Namens an und antwortete lediglich, dass es mir gut ginge. Ich hatte nicht den Nerv, meinen Tag Revue passieren zu lassen. Lediglich ein Thema wollte ich mit ihm teilen.

„Erinnerst du dich an das Theaterstück, was ich schon erwähnt hatte? Der Termin wird bald feststehen, also nimm dir bitte für deine liebe Schwester frei, okay?", bat ich ihn und schmollte dabei. Mir war klar, dass seine Aufmerksamkeit auf der Straße lag, aber Aidan bekam alles mit. Er hatte verdammt gute Augen und sah immer, was in seinen Augenwinkeln geschah. So auch diesmal.

Augenverdrehend grinste er nur, den Blick immer noch nach vorne gerichtet, und antwortete: „Du weißt, dass ich mir so oder so für einige Stunden freinehmen würde, um meine kleine Schwester stalken zu können, wie sie eine Romanze mit einem der Mistkerle deiner Schule agiert. Was hätte ich auch besseres zu tun?" Ein Lachen entfloh mir, doch antworten tat ich darauf nicht.

Stattdessen schaltete ich die Musik an und war froh, dass Aidan meine CD noch nicht vom letzten Male ausgetauscht hatte. Laut dröhnte die Musik durch meine Venen und unter keinen Umständen ließ ich es mir nehmen, laut und gestikulierend mitzusingen.

I've got fire for a heart
I'm not scared of the dark
You've never seen it look so easy

Lachend über meine sofort gehobene Laune setzte mein Bruder mit ein.

I got a river for a soul
And baby, you're a boat
Baby, you're my only reason

Mein Bruder wusste genau, wie sehr ich One Direction liebte und kannte die meisten Songtexte von dessen Liedern, da ich sie nicht gerade selten sang. Zusammen schauten wir uns beide kurz in die Augen, ehe wir die Fenster runterdrehten und laut mitsangen.

If I didn't have you, there would be nothing left
The shell of a man who could never be his best
If I didn't have you, I'd never see the sun
You taught me how to be someone, yeah

Ein "Woho" schreiend ließ mein Bruder mich den ruhigen Part singen.

Uns war bewusst, dass uns viele Passanten anschauten, einige herablassend, einige erschrocken, verwundert und amüsiert. Ich war mir nicht sicher, aber ich meinte sogar einige außenstehende Stimmen mitsingen gehört zu haben, aber das hätte auch ganz einfach ein blöder Streich meines Unterbewusstseins sein können. Darum bildete ich mir nichts drauf ein.

„Wirklich, ich verstehe nicht, wie du dir diese Musik von den Idioten immer antun kannst. Sie kennen dich nicht einmal, warum liebst du sie so?", grinste er mich an und parkte sein Auto gezielt in unsere Garage, wohl wissend, dass er damit einen wunden Punkt getroffen hatte.

Please, not again ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt