Twins (Alec Lightwood FF)

Das zweite Gesicht

Jetzt musterte ich den schwarzhaarigen Typen vor mir genauer. "Was zum Teufel hast du bloss geraucht?" lachte ich und amüsierte mich über seine vorherige Frage. Da sein Blick verwirrter wurde, als er bis eben eh schon war, seufzte ich auf. "Natürlich kann ich dich sehen! Das ist normal, solltest du nicht entweder Frodos Ring oder Harry Potters Umhang besitzen!" keifte ich und war einen kurzen Moment abwesend, da ich wieder einmal von diesen Büchern träumte. Er blieb kurz still, zog dann jedoch seine Augenbrauen zusammen und musterte mich einmal von oben bis unten. "Ich habe keine Ahnung, was du gerade eben gesagt hast...." Okay, er war definitiv kein Bücherjunkie. "... du hast das zweite Gesicht..." Das zweite Gesicht? Dieser Typ sollte schleunigst in die Klapse. "Na schön, du hast mich erwischt, ich habe ein zweites Gesicht und es befindet sich..." ich wühlte in meiner Jackentasche und zog schliesslich meine Hand mit erhobenem Mittelfinger raus. "... genau hier!" zischte ich, drehte mich um und lief davon, doch schon nach wenigen Metern kam mir Jake in den Sinn und so lief ich fluchend in die Richtung des Clubs. Der Typ von eben war verschwunden. Vor der Tür, liessen mich die Männer ohne zu zögern rein, was wohl wahrscheinlich an meinem Outfit lag. Kaum hatte ein Mädchen etwas kurzes an, kam sie überall rein, wo sie wollte.

"Jake?" rief ich und drängelte mich durch die Masse. Natürlich konnte er mich nicht hören, die Musik war so laut, ich konnte mich selbst kaum hören. "So ein Idiot." murmelte ich und drängte mich an zwei noch weniger bekleideten Frauen durch, wie ich, bis ich einen Platz ziemlich am Rand gefunden hatte, der einen gewissen Ausblick über alles zeigte.

Der Club war nicht wirklich meins und so überlegte ich mir wieder zu gehen, wenn es denn sein muss ohne Jake, ein letztes Mal holte ich mein Handy heraus, um ihn anzurufen und suchte nach einer stilleren Ecke, die ich nach einer Weile tatsächlich fand. Es war ein wenig abgeschieden. Ein Raum, abgeschnitten vom Rest durch einen Vorhang und leer, man hörte die Musik und den Bass zwar noch immer, aber es war erträglich.

Ich tippte auf die erste, eingespeicherte Nummer, welche zweifellos Jake gehörte und wartete, bis er abnahm.

J: "Hailey?"
H: "Jake, wo zur Hölle steckst du denn?"
J: "Ich bin draussen, wo zur Hölle bist du?!"
Sofort fühlte ich mich ein wenig schuldig, da ich einfach in den Club gegangen bin, aber letztendlich war es mir dann doch egal.
H: "Ich bin dich suchen gegangen... egal, ich komm jetzt raus." murmelte ich genervt und legte auf. Schnell wollte ich raus, doch als ich Schritte hörte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Was, wenn das der Besitzer war? Wahrscheinlich durfte man nicht einmal hier hinten sein, davon abgesehen, dass ich mit meinem kindlichen Aussehen nicht wie 19 aussah und somit auch nicht hier sein dürfte. Ohne wirklich darüber nachzudenken, drückte ich mich schliesslich in eine Nische, die zudem noch halb von einem Vorhang verdeckt wurde und wartete.

"Mundieblut..." zischte ein blonder Typ einer Frau in einem kurzen, violetten Kleidchen zu. "Bist du interessiert?" fragte sie nach, ich konnte die Situation zwischen den beiden nicht wirklich einschätzen, er schien angespannt, sie hingegen schien schon beinahe zu flirten auf diese wirklich schlampige Weise. "Izzy." sprach der Blonde und im nächsten Moment trat noch eine zweite Frau aus dem Schatten heraus.
Sie sah gut aus, obwohl man gleich erkannte, dass ihre Haare eine Perücke waren. Sie stellte sich in die Mitte des Raumes und begann zu tanzen. War sie eine Stripperin? Ich mochte ihren Style, aber... freizügig war er schon, nun, sie konnte es definitiv tragen.

"Nein, du wirst mir erzählen, wer..." flüsterte Blondie. "Ich gebe dir eine Chance." Im nächsten Augenblick zog er tatsächlich irgendetwas scharfes und leuchtendes, das für mich verdächtig nach einem Schwert aussah. Ich wollte schon nach vorne stürmen, als er das Schwert im nächsten Moment auch schon schwang und die Frau traf. Ich wollte aufschreien und das hätte ich auch, hätten sich meine Hände nicht automatisch vor meinen Mund geschlagen, um den Schrei, bevor er überhaupt erklang, verstummen zu lassen. Das waren verdammte Mörder und würden sie mich hier finden, wäre ich tot. Mein Körper drückte sich noch enger an die Wand und meine hektischen Atemzüge versuchte ich verzweifelt zu unterdrücken. Meine Augen wurden grösser, als nun auch das tanzende Mädchen begann zu kämpfen und den Schluss bildete ein Typ, der ebenfalls, wie das Mädchen zuvor, aus dem Dunkeln sprang und sein Schwert in einen der Typen bohrte. Hektisch begann ich auf meinem Handy die Nummer von Jake einzutippen.

J: "Wo bist du? Ich warte schon mega lange!" motzte er, was mich unbewusst meine Augen verdrehen liess.
H: "Jake..." stammelte ich leise und begann zu weinen.
Es blieb still.
J: "Hailey, alles okay?" fragte er diesmal besorgter.
H: "Nein..." flüsterte ich nur und blickte wieder zu den Typen, die mittlerweilen alle anderen getötet hatten und nur noch zu dritt da standen. Sie würden mich hören, wenn ich reden würde und so blieb ich still.
J: "Hailey!" schrie Jake durchs Telefon und so legte ich schliesslich auf, bevor er noch lauter werden konnte.