Desaster

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Nachdem wir dann doch die Kerzen auf einem Kasten gefunden haben, stellen wir sie auf und zünden sie an. Gerade rechtzeitig wird auch das Gemüse weich, dass ich an den Herd gestellt habe. Die Jungs hatten nicht viel im Kühlschrank und so wurde aus dem Rezept Hühnchen Rollen mit Risotto und Zucchinigemüse eben nur Gemüse mit Reis. Aber der Wille zählt, nicht wahr?

„So das war's. Ich werde mich jetzt in mein Zimmer zurück ziehen und noch ein bisschen Netflix gucken. Habt ganz viel Spaß." Kaden, der es sich auf Jaspers Bett gemütlich gemacht hat, rutscht nun ans Ende zu mir. Aus Freude, dass alles so perfekt geworden ist, umarme ich ihn schließlich zum Dank, weil ich einfach nicht anders kann.

„Danke, Kaden. Du bist echt ein guter Freund.", flüstere ich.

„Oh, lasst euch bloß nicht von mir stören. Ich Idiot, wollte nur mein Aufladekabel holen." Die verbitterte Stimme von Jasper unterbricht unsere Umarmung und mir fährt ein kalter Schauer den Rücken hinab. Ruckartig lassen wir voneinander los und ohne Jasper anzusehen, kann ich erkennen, dass er sauer auf mich ist. Im ersten Moment bin ich noch etwas perplex und ärgere mich, dass mir die Überraschung nicht gelungen ist. Im zweiten Moment wird mir klar, wie das alles aussehen muss und mein Herz klopf einige Stufen schneller. Kaden kratzt sich am Hinterkopf und hebt unschuldig die Hände in die Höhe, während ich aufspringe und mich zu Jasper umdrehe, der schnell sein Ladekabel aus der Steckdose zieht.

„Dann auch noch in meinem Zimmer?" Ich schreite auf ihn zu um ihm das Ganze zu erklären, aber er weicht zurück.

„Es war doch gar nicht so wie es aussah", versuche ich mich zu verteidigen und will, dass doch dieses unangenehme, bedrückende Gefühl in meiner Magengrube verschwindet. Das schlechte Gewissen frisst sich in meinen Körper, obwohl ich doch eigentlich gar keines haben dürfte, da ich nichts Falsches getan habe. Und doch hat er die Umarmung so falsch verstanden, dass er mich beschuldigt etwas getan zu haben, was ihn verletzt. Wie könnte ich denn?

„Das sagen sie immer, Bine.", sagt er verbittert mit einem so verletzten und gleichzeitig hartem Gesichtsausdruck, dass mir das Blut in den Adern gefriert. Nachdem er die Worte ausspricht, stürmt er sofort aus dem Zimmer. Ich bleibe von meinem Atem geraubt perplex mitten im Raum stehen. Wie kann er nur so etwas von mir denken?

Als ich dann doch zulasse, dass Luft durch meine Lungen strömt, spüre ich gleichzeitig ein Brennen in den Augen und ein Kitzeln in meiner Nase, ein Zeichen, dass ein Heulkrampf kurz bevorsteht. Ich sehe hilfesuchend zu Kaden zurück um ihn zu fragen was ich jetzt machen soll, aber er zuckt nur mit den Schultern, fährt sich durch die Haare und versteckt dann überfordert sein Gesicht in derselben Hand.

Hilfe von ihm kann ich nicht erwarten. Ich schlucke den Kloß, der sich in meiner Kehle gebildet hat, hinunter, straffe meine Brust und renne ebenfalls aus dem Zimmer um Jasper zu suchen. Doch ein lauter Knall der Tür signalisiert mir, dass er bereits die Wohnung verlässt.

„Duck, duck, duck.", sage ich traurig und raufe mir die Haare.

„In deiner Situation würde ich mal so richtig fluchen und du schaffst es noch dich zu zensieren?"

„Du hast Recht. Fuc*k!", schreie ich und lasse mich niedergeschlagen auf die Couch sinken. Was soll ich nun machen? Ich weiß nicht wo Jasper hin gerannt ist, ich weiß nicht wann er wieder kommt und bald muss ich abreisen. Und ich weiß nicht warum er die ganze Sache so falsch verstehen kann.

„Es tut mir Leid, Bine.", entschuldigt sich Kaden obwohl er doch gar nichts gemacht hat.

„Du kannst da doch gar nichts dafür. Du hast mir geholfen, alles vorzubereiten und er hat es einfach falsch verstanden.", sage ich und lege meinen Kopf auf die Lehne zurück. Das Flirren in meinem Magen, dass ich vorher noch hatte, weil ich so nervös vor dem Dinner war, verwandelte sich in Magenschmerzen. Ich überlege wo er denn hin gerannt sein könnte, doch ich kannte die Gegend nicht gut genug.

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