Kapitel 12: Wende

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Das erste, was Draco wahrnahm, als er wieder zu sich kam, waren die Ketten, die seine Handgelenke über seinem Kopf an die Wand fesselten.

Sein erster Gedanke war, dass er träumte. Doch die Ketten erwiesen sich als nur allzu real, als er prüfend daran zog und für die nächsten Sekunden überschwemmte Panik sein Denken.

Nicht schon wieder. Nicht jetzt, wo er gerade dachte, es wäre alles vorbei. Nicht jetzt, wo er jemanden gefunden hatte, der ihm etwas bedeutete. Es war einfach nicht fair.

Entsetzt zerrte er noch einmal an den Ketten, schaffte es aber nur, dass diese sich noch tiefer in seine Haut gruben. Verzweifelt sah er sich um, doch er war ganz allein. Allein in einem Raum, in dem es nichts zu geben schien, außer einem großen Bett (auf dem er gerade lag), einem Tisch und einem weichgepolsterten Stuhl.

Die Wände bestanden aus grobbehauenen Steinen. Sie sahen absolut harmlos aus, doch er konnte die Schutzzauber spüren, die über den rauen Steinen lagen. Es gehörte nicht viel Vorstellungskraft dazu, sich auszumalen, wozu diese Schutzzauber dienen sollten.

Irgendjemand hatte sich sehr viel Mühe gegeben, ihn in diesem Raum festzuhalten und er konnte sich lebhaft vorstellen, wer dies war.

Zitternd vor Angst rollte er sich ein wenig zur Seite, doch die Ketten saßen zu stramm. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als liegen zu bleiben und zu warten. Auf wen auch immer.

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„Ich habe ihn verloren." Harry war den Tränen nahe. Vor seinen Augen hatte sich Draco in Luft aufgelöst und es gab nichts, was er dagegen hätte tun können.

Minutenlang hatte er verzweifelt alles abgesucht, doch der andere Junge schien spurlos verschwunden. Voller Panik war er schließlich zu Dumbledore gelaufen. Jetzt hockte er wie ein Häuflein Elend vor dem Schulleiter und unterdrückte nur mit Mühe die Tränen, die jederzeit überzulaufen drohten.

„Harry, mach dir keine Vorwürfe! Es ist nicht deine Schuld!" Dumbledore wusste auch, das es nicht möglich sein würde, den Jungen zu trösten, aber er musste es wenigstens versuchen. „Wir haben doch gewusst, dass Draco ständig in Gefahr schwebte. Wenn sich einer Vorwürfe machen sollte, dann bin ich das."

„Aber ich war da! Ich hätte es verhindern können!"

„In diesem Fall hätte niemand etwas tun können. Es gibt viele Möglichkeiten, jemanden über einen Transporterschlüssel zu entführen. In dem Moment, in dem Draco den Schlüssel in der Hand hielt, gab es nichts, was du oder irgendjemand sonst, hätte für ihn tun können." Dumbledore schloß kurz die Augen. Noch nie im Leben hatte er bei einem Schüler so versagt wie bei Draco Malfoy. Der Junge war ihm anvertraut und er hatte ihn im Stich gelassen.

„Professor Dumbledore? Wir müssen ihn finden! Sie werden ihn doch finden, nicht wahr?!" Harry lehnte sich vor und sah den Schulleiter bittend an. „Wir müssen ihn finden! Ich...ich könnte es nicht ertragen, Draco zu verlieren."

Dumbledore wusste genau, was Harry nun von ihm hören wollte und obwohl es ihm leid tat, dem Jungen die Wahrheit zu sagen, konnte und wollte er nicht lügen.

„Wir werden es versuchen, Harry. Aber die Chancen stehen nicht gut."

Der Junge starrte Dumbledore ungläubig an. „Sie wissen doch immer alles! Warum soll es diesmal anders sein? Sie können Draco nicht im Stich lassen!"

„Niemand wird Draco im Stich lassen, Harry. Aber es ist nun mal eine unbestreitbare Tatsache, dass der Täter sich uns seit mehreren Wochen entzieht. Alle seine Aktionen haben keinerlei Spuren hinterlassen. Wir müssen der Realität ins Auge sehen, Harry. Selbst wenn wir alles versuchen, es könnte umsonst sein."

Warum passiert so etwas immer mir? Drarry ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt