Kapitel 109

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Freitag, 10. Mai

Endlich! All die von Gott verdammten Prüfungen habe ich hinter mir und sie waren alle gut! Also mir ist es zumindest so vorgekommen. Vor allem haben mir meine Prüfer in Pädagogik alle Hoffnungen gemacht, dass es gut war. Ich bin müde und kaputt, da ich die ganze Zeit gelernt habe und ich freue mich auf nichts sehnlicheres, als mit Essen in meinem Bett zu liegen. Dass ich nur einen Durchschnitt von 1,1 erreichen kann, habe ich akzeptiert. Es ist immerhin besser, als 1,2 und so weiter. Dann werde ich halt ein Wartesemester hinnehmen müssen, na und? Ich werde Medizin studieren! Müde lächelnd verlasse ich das Gebäude und sehe, wie schön die Sonne über den Hof scheint. Etwas Nostalgie tritt hervor, da ich bald nicht mehr hier auf dieser Schule sein werde. Ich bin bald weg, in einer anderen Stadt, in einem anderen Bundesland und werde auf neue Menschen stoßen. Bei diesen Gedanken schlägt mein Herz um ein vielfaches schneller. Ich bin so aufgeregt! Bald ist es vorbei. Dieser Gedanke lässt mich etwas traurig werden, weswegen ich schnell blinzele und dann kurz und lächelnd seufze. Aus meinen Gedanken werde ich gerissen, als ich gegen eine Person stoße. Eine große, breit gebaute Person mit einem signifikanten, herben Duft - Can. Ich hebe meinen Blick und schaue ihn lächelnd an. Auch, dass er Elif liebt, habe oder musste ich akzeptieren. Das Gute war, dass ich es gut zur Seite schieben konnte, als ich gepaukt habe. Eine weitere Last hätte ich nicht gebrauchen können, auch, wenn es mich schon irgendwie verletzt hat. "Hey", gebe ich lächelnd von mir und schaue in seine Augen. Als Begrüßung zieht er lächelnd seine Augenbrauen hoch. "Wie war deine Prüfung?", fragt er mich und kommt einen Schritt näher. "Sie war ganz gut und deine?" Can hat als mündliche Prüfungen Englisch genommen. "Auch." Er lächelt mich wieder mit seinem charismatischen Lächeln an, bei dem man einfach zurück lächeln muss. Es ist wie ein Mechanismus, man muss es tun. Can hat ein so schönes Lächeln. "Freut mich", gebe ich mit einem müden lächeln von mir und schließe für einen kurzen Moment meine Augen. "Ich wollte dich frag-, bist du müde?", fragt er mich, als ich meine Augen wieder öffne. Ich nicke und schaue auf seine Brust, die ein Ticken zu sehen ist, da sein T-Shirt tief geschnitten ist. "Oh, ach so. Komm, ich fahre dich." Er nimmt sanft mein Handgelenk und führt mich zu seinem Auto. Ich genieße das Gefühl seiner Hand, die meine dünne Haut am Gelenk umschließt und lächele.

In seinem Auto schnalle ich mich an und schließe seufzend meine Augen. "Was wolltest du mich fragen?", möchte ich wissen, als wir losfahren. "Mh?" Fragend schaut Can mich an. "Gerade auf dem Hof, du wolltest mich etwas fragen." "Oh, ich wollte nur etwas mit dir reden, aber als ich dann gemerkt habe, dass du müde bist, habe ich es seien lassen." Wie süß. "Wenn du willst, können wir ja immer noch reden", biete ich an und höre, wie er mit seiner Zunge schnalzt. "Ruh dich lieber aus. Wenn du willst können-, wir können telefonieren, wenn du nichts dagegen hast", gibt er etwas abgehakt von sich, weswegen ich mein linkes Auge öffne und sehe, wie Can sich auf die Unterlippe beißt. Ist Can etwa wieder nervös? "Gerne." Ich lächele und schaue aus dem Fenster. "Gut." Can seufzt erleichtert und hält an, als wir vor einer Ampel stehen. Ich erkenne aus dem Augenwinkel, dass er sich langsam zu mir guckt. Er sagt nichts, schaut nur und das macht mich hibbelig. Ich habe das plötzliche Bedürfnis mir durch meine Haare zu gehen und mich gerade hinzusetzen, unterdrücke es aber. Die Ampel wechselt ihre Farben, doch Can ist anscheinend zu sehr damit beschäftigt mich anzusehen. "Es ist grün, Can", hole ich ihn aus seinen Gedanken raus und schmunzele. Er hält vor meiner Tür an, woraufhin ich dankend aussteige. "Ruf mich einfach wenn-, wann es dir lieb ist", sage ich und lächele, bevor ich über die schmale Straße laufe und die Tür öffne. Als ich in der Wohnung ankomme, werde ich erst einmal von meinen Eltern konsultiert, da sie alles über die Prüfung wissen wollen. Dann esse ich halt im Wohnzimmer. "Es ist alles gut gelaufen", versichere ich ihnen, sehe, wie zufrieden und stolz sie lächeln und gehe dann in mein Zimmer, wo meine nervige Schwester raus herauskommt. Ich schließe die Tür ab und schreibe in der Gruppe von Saliha, Viyan und mir, wie die Prüfungen gelaufen sind, danach schreibt mir Can, ob er jetzt anrufen kann, was ich bestätige und ruft dann nach nicht einmal einer Minute an.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt