Kapitel 1

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Clary pov

Weg hier! Ich muss weg hier! Meine Sicht ist verschwommen von den Tränen die mir wie Sturzbäche über die Wangen strömen. Ich renne wie eine Wilde schluchzend durch den verbotenen Wald. Hauptsache so weit weg wie möglich von der erdrückenden Nachricht die ich vor Kurzem erhalten habe. Mein einziges Familienmitglied... Tot...ermordet und gequält von irgendeinem dreckigen Todesser. Wie soll ich bloß jemals wieder glücklich sein. Ich stolpere und falle hin, doch es ist mir egal. Eben noch laut schluchzend, verkrieche ich mich jetzt leise wimmernd in den mächtigen Wurzeln eines großen Baumes. Warum ich? Warum immer ich?

Fred pov

"Hey Fred! Ich hab den Pilz endlich gefunden!", mein Zwillingsbruder George will noch etwas sagen, aber ich unterbreche ihn: " Sei gerade mal still. Hörst du das?" "Was?", fragt er und kommt zu mir rüber. " Hier wimmert doch irgendjemand..." sage ich leise und konzentriere mich auf das Geräusch. "Stimmt... Ich glaub es kommt von dort", gibt er mir Recht und deutet auf einen gigantischen alten Baum mehrere hundert Meter entfernt. "Komm, lass uns nachsehen", sage ich und gehe in die Richtung. Dort angekommen sehe ich ein junges Mädchen, etwa in unserem Alter, das ein blaues Kleid, das mittlerweile aber überall braun von der Erde ist, trägt. Sie liegt zusammen gerollt in einer Kuhle zwischen zwei Wurzeln und hat den Kopf leise schluchzend in ihren Händen vergraben. " Mist, ist das nicht eine Beauxbatons? Was machen wir denn jetzt?", fragt George mich flüsternd. "Ist doch klar, wir versuchen sie zu trösten und bringen sie zurück zur Schule." Skeptisch sieht George mich an, als ich neben dem Mädchen in die Hocke gehe. "Hey", sage ich leise und stupse sie an der Schulter an. George hockt sich gerade neben mich, als sie verängstigt und mit Tränen verschmiertem Gesicht hochzuckt. Dabei bedenkt sie nicht, dass ihr Zopf an der Wurzel hängen bleibt und mit schmerzverzogener Miene versucht sie sich zu befreien. "Ganz ruhig wir beißen nicht", sagt jetzt George und befreit ihren Zopf mit einem schiefen Grinsen von der Wurzel. " Ich bin übrigens Fred", sage ich. "Und ich bin George", fügt er hinzu. "Clary", sagt sie mit brüchiger Stimme und eine weitere Träne kullert ihre Wange herunter. Immer noch ein bisschen wimmernd, klopft sie sich ein bisschen Dreck von ihrem Rock und setzt sich zitternd auf ihre Knie. "Erzählst du uns warum du hier weinend sitzt?",fragt George, aber sie schüttelt nur stumm den Kopf als ihr immer mehr Tränen die Wangen runter rollen. "Okay, kein Problem, wie wärs wenn wir erst mal nach Hogwarts zurück gehen?", frage ich. Energisch schüttelt sie den Kopf und wimmert: " I-Ich muuss hier we-eg." Mit wackligen Beinen und am ganzen Körper zitternd versucht sie aufzustehen und ich kann sie gerade noch auffangen als sie Andeutungen macht wegzuknicken. "Hör zu", sagt George und streicht ihr die Haare aus dem Gesicht, "wir würden dir wirklich gerne helfen, aber das können wir nur, wenn du uns erzählst was passiert ist." Er spricht genau meine Gedanken aus und zögernd nickt sie. "I-ich... Ma-madame ma-maxime...", ihre Stimme zittert so heftig wie ihr Körper, also führe ich sie zum Baumstamm und sie setzt sich hin und lehnt sich dagegen. Immer noch weint sie, also sage ich: " Ganz ruhig. Atme erst mal tief durch." Das tut sie dann auch und schließt ihre Augen. Langsam hört sie auf zu schluchzen, und als sie das nächste Mal ihre Augen öffnet und anfängt zu sprechen, zittert ihre Stimme zwar nach wie vor, aber nicht mehr ganz so heftig. Sie umschlingt ihre Knie mit ihren Armen und schaut immer noch erschüttert auf den Boden. "Nach dem Essen kam Madame Maxime zu mir und sagte, sie müsse mit mir reden und dass sie einen Brief vom Leiter der Auroren in Frankreich gekriegt hätte. In dem Raum, der ihr als Büro zur Verfügung gestellt wurde, erzählte sie mir dann...", ihre Stimme bricht ab und sie fängt wieder an zu schluchzen. Verunsichert streichel ich ihr über den Arm. Sie atmet einmal tief durch und fährt dann fort. "Sie sagte, dass der Leiter geschrieben hätte, dass mein Vater von einem Todesser während eines Auftrages umgebracht wurde." Sie bricht erneut in unkontrolliertes Schluchzen aus und George und ich nehmen sie etwas unbeholfen in den Arm. Eine halbe Ewigkeit sitzen wir so da, bis ihr Körper schließlich aufhört zu beben und sie ihren Kopf, den sie an meiner Schulter vergraben hatte, peinlich berührt hebt. Sie löst sich aus unserer Umarmung und flüstert heiser: "Sorry das ich deinen Pulli vollgeheult hab, Fred." Wir grinsen sie an und George nimmt mir die Worte aus dem Mund als er sagt: "Wow, du bist wahrscheinlich einer der einzigen Menschen, die uns von Anfang an unterscheiden konnten!" Für einen Moment stiehlt sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und mir fällt auf, wie hübsch sie aussieht, wenn sie glücklich ist. Doch im nächsten Moment kehrt die Traurigkeit in ihre Züge zurück und sie rappelt sich mit immer noch wackligen Beinen auf.
Auch ich und George stehen auf und ich frage Clary: "Kommst du mit nach Hogwarts?" "Okay", flüstert sie leise und läuft zwischen mir und George von Baum weg.

Clary pov

Obwohl ich immer noch erschüttert bin, ist ein kleiner Teil von mir froh, dass Fred und George mich gefunden haben. Sie haben versucht mich zu trösten und mir zugehört. Für einen kurzen Moment habe ich sogar gelächelt. Ich hoffe, dass ich ihnen irgendwann genauso helfen kann wie sie mir. Der Weg zurück nach Hogwarts ist wahrscheinlich der kräftezehrendste meines ganzen Lebens. Ich bin so ausgezehrt, dass ich immer wieder wegknicke oder stolpere, aber jedes mal, stützt mich sofort eine starke Hand von Fred oder George. Als wir endlich im Hof von Hogwarts ankommen, ist es allein der Gedanke, dass ich keine Peinlichkeit für die Zwillinge sein will, der mich antreibt noch zur nächsten Bank zu gehen und mich erst dort fallen zu lassen. Erschöpft reibe ich mir die Augen und unterdrücke den Drang erneut loszuheulen. " Puuh da ist aber jemand erschöpft!", höre ich Freds Stimme neben mir und stütze meinen Kopf auf meine Hände. "Eigentlich sollten wir dich am Besten zu Dumbledore oder Madame Maxime bringen...", sagt George und Fred fügt hinzu: " Aber das hat auch noch bis morgen Zeit. Sollen wir dich noch zu deinem Schlafsaal bringen?" Ich nicke müde und stehe wieder auf. Als wir bei einem Bild nahe des Gryffindor Gemeinschaftsraums ankommen, hinter dem sich die provisorisch eingerichteten Schlafsäle der Beauxbatons Schülerinnen befinden, bedankte ich mich noch bei den Beiden und husche dann so schnell es geht in mein Bett. Das Einschlafen fällt mir trotz meiner Erschöpfung schwer und ich weine noch bis spät in die Nacht in mein Kissen.

Fred und George (ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt