Kapitel 113

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Ich habe nicht wirklich geschlafen, sondern mich eher ausgeruht, da ich wirklich schlecht in einem Sitz schlafen kann. Ich habe mein Gesicht fast mit Cans T-Shirt bedeckt, da es erstens: verdammt gut riecht und zweitens: ich mir damit mein Lächeln verstecken konnte. Er hat immer wieder zu den anderen gesagt, dass sie leiser sein sollen, da ich schlafe. Trotzdem macht es die Sache von vorhin nicht gut. Langsam strecke ich mich und setze mich auf. Ich schaue beschämt zu Can, der immer noch oben ohne ist. Es ist zwar warm, aber trotzdem wird er bestimmt frieren, da die Klimaanlage bei einigen eingeschaltet ist. "Nimm", murmele ich und krame in meinem Rucksack nach meiner Wasserflasche, die ich dieses Mal aufkriege und nicht wie auf der letzten Klassenfahrt Can übernehmen lassen habe. "Lass es bei dir, dir ist kalt." Er tippt mit seinem Zeigefinger auf meinen Unterarm, auf der sich eine Gänsehaut gebildet hat, woraufhin ich mit meinen Schultern zucke. Wenn er weiter halbnackt neben mir sitzt, wird man weiß Gott was denken. "Dir doch auch." Er hält mir seinen Arm hin, damit ich sehen kann, dass er nicht friert. "Man muss keine Gänsehaut kriegen und jetzt nimmt", zwinge ich ihn und drücke den Stoff gegen seine warme Brust. "Deine Finger sind kalt", fällt es Can auf, als meine Fingerkuppen seine Brust streichen. Er zieht sich das T-Shirt über und nimmt meine Finger in seine Hand, um sich aufzuwärmen. Diese Liebevolle Geste lässt mich schmunzeln, doch das verstecke ich. Ich entziehe verlegen meine Finger aus seinen großen, warmen Händen und schaue aus dem Fenster. Es ist schon dunkel geworden und Frankreich haben wir glaube ich auch schon erreicht. Außerdem ist es leiser im Bus. Na ja, es ist eigentlich komplett leise. Ich lehne mich vorsichtig zu Malik und Ramazan nach vorne, die beide Kopf an Kopf lehnend eingeschlafen sind. Da mich dieses Bild so berührt, schieße ich ein Foto von ihnen.

"Shana, setz dich bitte hin", versucht Can so ruhig wie möglich zu sagen, ohne irgendwelche Anzeichen an versteckter Panik zu zeigen. "Ich habe nur ein Foto von Ramazan und Malik gemacht. Sie sehen voll süß aus." Ich zeige Can das Bild, woraufhin er mein Handy, welches immer noch in meiner Hand ist, zu sich zieht und schmunzelnd das Bild betrachtet. Solange schaue ich zu Saliha, die ebenfalls schläft. Ich schaue wieder auf das Handy, weswegen ich lächeln muss und dann nach oben, wo ich registriere, dass Cans Blick auf mir liegt und nicht auf dem Handy. Schluckend sperre ich mein Handy und lasse es in meinem Rucksack verschwinden. Cans Blick ist sehr intensiv und ich danke ihm, dass er die kleine Lampe nicht eingeschaltet hat, da sein Blick womöglich noch intensiver wäre. Ich lehne mich langsam nach hinten, um etwas Platz zwischen uns zu schaffen, was Can ausnutzt und mir näher kommt. Was passiert hier? Leicht nervös halte ich mir meine rechte Hand vor den Mund und spiele mit meiner Unterlippe, was Can leider Gottes trotz der Dunkelheit sieht und sich über seine Lippen leckt. Oh Gott, mach das noch einmal! "Hast du Hunger?" Auch wenn man diesen Satz zweideutig verstehen könnte, zeige ich auf meinen Rucksack, damit er versteht, was ich meine. Er nickt langsam, weswegen ich schnell nach meiner Tasche greife und Chips heraushole. Wieso bin ich so nervös? Ich halte sie Can hin, der mein Handgelenk mit seiner linken Hand umschließt, und versuche einen kühlen Blick aufzusetzen. Oh Gott.

"Ich hätte auf was ganz anderes Lust", raunt er und hebt die Armlehne hoch. "Can, ich-," Er hebt seine Hand hoch, um mich zum Schweigen zu bringen. Was zum Teufel ist los mit ihm? Also mir gefällt's, hehe. Er greift nach meinen Oberarm und zieht mich näher. Diese eigentlich sehr angenehme Geste lässt mich wütend werden. Er hat eine gottverdammte Freundin! Er liebt sie und baggert mich trotzdem an?! Nicht mit mir! Ich schubse ihn mit einem wütenden Blick weg, woraufhin er erstaunt die Augenbrauen hochzieht. Ein neckendes Lächeln umspielt seine Lippen und auch wenn man seine eigentlich so grellen Augen schwach erkennt, weiß ich, dass seine Pupillen sich weiten. Er drückt mich sanft an das kühle Fenster und hält meine Handgelenke in einer Hand fest. Mit seiner rechten Schulter drückt er meine linke Schulter an das Fenster, da ich mich wehre, und kommt mir näher. Was rafft er daran nicht, dass ich nicht will? "Ich habe eher auf etwas ganz anderes Lust." Sein rechter Mundwinkel zuckt lasziv nach oben, was mich schnauben lässt. "Geh nach hinten, da kriegst du das, was du willst!", zische ich und versuche meine Hände aus seinem Griff zu befreien. Er lehnt sich näher nach vorne, sodass seine Nase schon meine berührt. "Can, ich trete dir gleich in deine Ei-,"

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt