Kapitel 117

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Dienstag, 4. Juni

Wir sind gestern recht spät ins Hotel zurück gekommen, da wir noch viel geredet und herumgealbert haben. Müde, da wir 08:00 Uhr haben, stehe ich auf und wasche mir erstmal gründlich mein Gesicht, bevor ich dann meine Zähne putze und mich wieder in mein Bett schmeiße. "Aufstehen, Schlafmütze", trällert Saliha munter und kämmt sich ihre Haare. Ich kann einfach nicht verstehen, wie sie und Viyan so früh wach sein können und dann noch die Kraft besitzen sich fertig zumachen. Ich bin schon erschöpft, wenn ich meine Nägel lackiere. "Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit! Wieso weckt ihr mich jetzt schon?", frage ich wütend, da ich morgens des Öfteren Stimmungsschwankungen habe. "Du musst dich anziehen, frisch machen, das beansprucht Zeit", antwortet Saliha, während Viyan sich die Wimpern tuscht. "Ich bin in fünf Minuten mit all dem fertig!", zische ich und vergrabe mich unter meiner Decke, trete sie aber dann wieder weg, da es heute warm ist - wärmer, als gestern. "Dann sag mir, was du heute anziehen wirst, Fräulein." Saliha schaut mich abwartend an und bürstet nebenbei ihre langen, dunkelbraunen Haare. "Wir gehen heute doch sowieso zum Strand, wieso macht ihr euch fertig?", gebe ich mürrisch von mir, worauf ein Klopfen an der Tür folgt. "Guten Morgen, meine Sonnenkinder!", singt Ramazan, der voller Elan und oberkörperfrei - ich betone: oberkörperfrei - in das Zimmer kommt. Ich stöhne genervt auf und verkrieche mich unter meiner Decke. Da sterbe ich lieber an einem Hitzeschlag, als aufzustehen. "Ist unsere liebe Shana schlecht drauf?" Ich nicke. Mein Kopf schaut als einziges aus der Decke. Ich öffne kurz meine Augen, bevor ich sie wieder schließe. "Wir gehen heute ins Museu Picasso. Da wirst du all meine Porträts sehen, auch die Nacktbilder von Malik und Can." Mein Kopf fühlt sich warm an, als ich dank Ramazan an Cans nackten Oberkörper denken muss. "Dein Oberteil liegt außerdem noch bei uns. Ich wollte es anziehen, aber ich bin zu fett dafür." Er schmollt, was mich lachen lässt. Mühselig rapple ich mich auf und strecke mich ausgiebig, bevor ich dann ins Zimmer der Jungen schlürfe und ohne anzuklopfen reingehe, wo ich dann Malik oberkörperfrei zu sehen kriege. Das versüßt mir ja wirklich den Tag, hehe. "Ich-, ouh, wow." Ich schaue peinlich berührt zu Boden und höre ihn lachen. "Schäm dich nicht, komm rein", bittet er mich, was ich dann auch mache. Ich schaue auf meine Füße und schiele kurz zu Malik, der immer noch oberkörperfrei aus dem Fenster schaut. "Ist mein Oberteil im Bad?", frage ich und räuspere mich. "Ja, ich denke schon." Schon geht die Badezimmertür auf, wo Can mit nassen Haaren und einer grauen Boxershort raustritt. Mein Mund öffnet sich bei diesem Anblick und meine Augen weiten sich. Schnell senke ich meinen Kopf, der bestimmt rot ist vor Scham und räuspere mich vor den zwei halbnackten Jungs. "Ich hol nur kurz mein Oberteil, dann komme ich nie wieder." Nein! Ich will hier bleiben! "I'm too sexy for my shirt, too sexy for my shirt. So sexy it hurts", schnurrt Ramazan, der nun auch die Runde betritt und breit grinst. Ist die Temperatur gestiegen, oder wieso ist es so warm hier? "Ich-, das-, oh mein Gott." Ich senke beschämt meinen Blick, presse meine Lippen aufeinander und laufe schnell ins Bad, werde aufgehalten, als ich gegen Can stoße, da ich meinen Blick immer noch nicht gehoben habe und er wie ein Fels vor mir stehengeblieben ist. "Huch", nuschele ich und dränge mich an ihm vorbei, wobei meine Hände durch die Wassertropfen, die von seinen Haaren auf seinen Oberkörper tropfen, etwas nass geworden sind. Für manche - unter anderem mein Unterbewusstsein - wäre dies hier der Himmel auf Erden. Es ist auch nicht zu verleugnen, dass es etwas Tolles an sich hat, mit drei gut aussehenden Jungs zu sein, die dazu noch mit ihren gut gebauten Oberkörpern vor einem stehen, aber da sprießt das kleine prüde, schüchterne Etwas aus mir heraus, das so reagiert. Ich suche im Badezimmer, welches nach Männerduschgel riecht, wo mein Oberteil sein könnte. Ich schaue mich überall um, finde aber nichts. "Wo ist mein Oberteil?", frage ich deutlich selbstbewusster, als ich aus dem Badezimmer heraustrete. Malik schaut mich ahnungslos an und zeigt mit seinem Kopf auf Can, der sich ein dunkelblaues Nike T-Shirt anzieht. Er hätte ruhig nackt bleiben können. "Wo ist mein Oberteil?", frage ich an Can gewandt, der aus dem Schrank mein weißes dreiviertel Top hervor zieht und es mir mit einem kalten Blick gibt. Skeptisch nehme ich es und laufe dann in wieder in mein Zimmer. Was hat der denn jetzt? Vor meinem Koffer knie ich mich hin und krame mir meine weiße Hose und ein beiges Top, welches breite Träger hat raus und kombiniere sie mit meiner goldenen Kette, die etwas eng am Halse liegt. Mit Deo und Bodyspray vollgesprüht, lasse ich meine Haare, die über Nacht zu Wellen geworden sind über meine Schultern fallen und ziehe mir meine Chucks an. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass mich meine Mutter fünfmal angerufen hat und, dass wir 08:14 Uhr haben. Ich dachte schon, sie hat mich vergessen. Mit dem freien Internetzugang rufe ich meine Mutter per WhatsApp an, die schon um diese Uhrzeit wach sein müsste und plaudere mit ihr. Natürlich hält sie mir eine Predigt, dass ich aufpassen soll und nichts Falsches machen soll, was ich alle natürlich mache und lege dann auf. "Seid ihr endlich fertig?", frage ich die Mädchen, die mir zunicken und dann mit mir zum Aufzug laufen - nachdem ich die Tür abgeschlossen habe -, wo Aleyna mit ihren Mitläuferinnen steht. Ihr grässliches Parfüm, kombiniert mit ihren übermalten Lippen und ihren komisch angemalten Augenbrauen machen sie signifikant und das im negativen Sinne. Viyan und Saliha lästern über sie und lachen dann, was ich ihnen gleich tue, als wir im Aufzug sind. Aleynas abschätzigen und arroganten Blicke prallen an mir ab. Mit einem selbstbewussten Gang laufe ich an ihr vorbei, Richtung Frühstücksraum und lasse mich dort mit meinen Freundinnen nieder. "Can hat dich gestern die ganze Zeit angeguckt, oh mein Gott! Du musstest mal sehen!", platzt es aus Viyan heraus, der ich ein verwirrtes Grinsen schenke. "Er steht auf dich, Shana. Hundert pro!", versichert mir Saliha, weswegen ich meine Augen verdrehe. "Er hat eine Freundin und liebt sie." Beide schauen mich missbilligend an. "Dann würde er dich nicht so angucken. Guck mal, Schatz, ich weiß, was diese Blicke heißen und glaub mir: er will was von dir", will mir Viyan weismachen, was ich lässig abschüttele. "Er kommt", flüstert Saliha aufgeregt und kichert mit Viyan, wie eine Gestörte.

ArroganzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt