Kapitel 65

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25. Dezember 1995

„Ich geh mich mal was umschauen."

Wir sind im St Mungos Hospital und leisten einen Weihnachtsbesuch bei Arthur Weasley ab, der uns gut gelaunt und relativ gut erholt begrüßt hat. Nachdem Molly allerdings erfahren hatte, dass Arthur und einer der Heiler statt der üblichen Magischen Heilmethoden eine Mugglemethode anwenden wollte, gab es Stress im Hause Weasley und wir haben schnellst möglich das Zimmer verlassen.

Fred nickt mir zu und setzt sich dann in einen Sessel auf dem Flur. George tut es ihm gleich und seufzt. Ich gehe den Gang entlang, biege um die nächste Ecke ab und laufe fast in ein gigantisches Schild, das den Weg angibt. Ich weiche einen Schritt zurück und beginne dann zu lesen. „Erdgeschoss: Informationsschalter und Utensilien-Unglücke... Utensilien-Unglücke? Okay... 1. Obergeschoss: Verletzungen durch Tierwesen, 2. Obergeschoss: ansteckende Magische Krankheiten (Magische Pestilenzen); 3. Obergeschoss: Vergiftungen durch Zaubertränke und magische Pflanzen; 4. Obergeschoss: Fluchschäden und Zauberunfälle; 5. Obergeschoss: Besuchercafeteria und Krankenhauskiosk." Ich überfliege die Tafel erneut und entscheide mich dann dafür, einfach drauf los zu gehen. Im Treppenhaus kommt mit eine Hexe in limongrünem Umhang entgegen, die mich freundlich anlächelt. Auf ihrer Brust prangt ein Emblem, ein Zauberstab, der einen Knochen kreuzt. Sie scheint unverwechselbar eine Heilerin zu sein. Sie eilt hektisch an mir vorbei und huscht durch eine Tür.

Das 2. Obergeschoss meide ich, ansteckende Magische Krankheiten klingen mir ein wenig zu... ansteckend... um mich dort umzusehen. Also gehe ich hoch bis ins 3. Geschoss und wage einen Blick in die Station hinein. „Kann ich Ihnen weiterhelfen?", fragt jemand hinter mir und ich drehe mich zu der Stimme um. „Hi. Ehm, ich wollte mich eigentlich nur mal umsehen." Eine kleine Hexe mit schwarzen Haaren tritt näher an mich heran und runzelt die Stirn. „Wieso?" – „Naja... ich bin Schülerin in Hogwarts und ich würde nach meinem Abschluss gerne Heilerin werden." – „Wirklich?" Sie mustert mich und rümpft die Nase. „Muss das sein? Aber fass nichts an." Sie dreht sich um und schreitet davon. „Auch Ihnen einen schönen Tag...", murmle ich und schüttle den Kopf. Was Manieren sind müssen manche Menschen noch lernen. „Ignorier sie einfach." Ein junger Zauberer, ebenfalls in limonengrünem Umhang, kommt auf mich zu und lächelt freundlich. „Die ist immer so drauf." – „Oh Gott..." Er schaut mich verdutzt an. „Oh Gott?" Ich schnaube, belustigt davon, dass manche Zauberer von Muggle-Sprichwörtern auch keine Ahnung haben und antworte: „Ach, nicht so wichtig." Ich schaue ihn jetzt erst richtig an und irgendwie kommt er mir bekannt vor. Er ist groß und hat braune Haare, die ihm bis über die Stirn ins Gesicht fallen. „Ich kenn dich doch.", meine ich ohne weiter darüber nachzudenken und merke dann, wie ich rot anlaufe. „Ich meine... Oder nicht?" Er mustert mich fragend, runzelt erst die Stirn, doch dann entspannt sich sein Gesichtsausdruck und er nickt. „Gryffindor, oder? Jägerin?", fragt er und auch ich kann ihn endlich zuordnen. „Ahh, richtig... genau. Hufflepuff Hüter, richtig?" Er nickt und grinst. „Bis letztes Schuljahr, ja. Ich hab im Sommer meinen Abschluss gemacht.", erzählt er stolz. „Hab ich richtig gehört, dass du auch Heilerin werden willst?" – „Jap genau. Ich hab aber noch ein ein halb Jahre vor mir." Er nickt und schaut den Flur entlang. „Soll ich dich was rumführen?" Meine Augen weiten sich. „Das würdest du?" – „Es ist grad nicht so viel zu tun. Also, wenn du willst..." Er beäugt mich fragend und nach kurzem Zögern lächle ich zustimmend. „Ja, gerne.. Warum nicht."

„Ich bin übrigens Dan." – „Emilia." – „Richtig..." Ich folge ihm den Flur entlang und schaue mich dabei zu beiden Seiten um. „Also, wir sind hier im 3. Geschoss, Abteilung für Vergiftungen durch Zaubertränke und magische Pflanzen.", beginnt er mir zu erzählen. „Jede Abteilung ist wiederum in einzelne Stationen aufgeteilt, die das ganze nochmal spezialisieren. Das hier ist zum Beispiel die Joselind Wadcock Station." Er zeigt auf eine Flügeltür links von uns, die in einen weiteren Flur hinein führt. Hier werden die schlimmeren Fälle behandelt." Ich versuche einen Blick von der Station zu erhaschen, als eine Schwester – ich meine Heilerin – gerade daraus heraus kommt. Ich kann jedoch nichts erkennen und wende mich wieder Dan zu. „Als Lernheiler bist du für 2 Jahre immer jeweils 4 Monate einer Abteilung zugeteilt und wirst dann bei allem angelernt, bis du dich danach auf eins spezialisierst. Da bleibst du dann noch einmal 6 Monate, dann bist du endlich ein Heiler." – „Und du bist dann im Moment auf der Abteilung hier?" – „Genau, bis letzten Monat war ich aber eins weiter oben, bei den Fluchschäden. Viel interessanter, sag ich dir. Das sind meistens zwar auch echt harte Fälle, aber weniger ekelig als bei Vergiftungen. Kennst du Lockhart noch, den Verteidigungslehrer von vor ein paar Jahren?" Ich schnaube. „Wie könnte ich den vergessen." – „Der ist auch hier, hat sich ja am Ende des Schuljahres selbst das Gedächtnis gelöscht. Wir haben viele Stationäre Fälle." – „Hat er sein Gedächtnis immer noch nicht wieder?" Er schüttelt den Kopf. „Nope. Er musste alles wieder von vorne lernen. Sogar das Schreiben. Er hat sich ziemlich heftig ausgepustet. Da konnte keiner mehr was machen. Aber immerhin ist er dadurch irgendwie erträglicher." Er greift nach einer Türklinke, schaut sich nach rechts und links um und öffnet dann die Tür. Er hält sie auf und bedeutet mir, vor zu gehen. „Komm, bevor jemand kommt. Ich weiß nicht, ob du hier eigentlich rein darfst." Ich husche an ihm vorbei in den Raum und er schließt hinter mir die Tür. „Hier brauen wir die Gegengifte. Snape war nichts dagegen..." Mit großen Augen betrachte ich die blubbernden und zischenden Kessel, die über kleinen Feuerstellen stehen. „Bist du gut in Zaubertränke?" Ich verziehe das Gesicht. „Ich tue mein Bestes.", lache ich und er schmunzelt. „Du brauchst auf jeden Fall ein UTZ in Zaubertränke, wenn du hier anfangen möchtest. Außerdem in Kräuterkunde und Zauberkunst." Ich nicke. „Das sollte ich hinbekommen." Ich werde ja genug Zeit zum Lernen haben, füge ich in Gedanken hinzu.

Als wir wieder im Flur stehen, blickt er auf seine Uhr. Schaufend fasst er sich ins Haar. „Oh Mist... Schon so spät? Wie es aussieht muss ich dich leider wieder alleine lassen." Er sieht mich entschuldigend an. „Ich hab' meiner Kollegin versprochen, ihr bei einem Job unten zu helfen. Hab total die Zeit vergessen." - „Oh okay. Kein Problem.", lächle ich ihn an und schaue dann den Gang entlang. „Danke auf jeden Fall für die kleine Tour!", ergänze ich an ihn gewandt. „Kein Problem, immer wieder gerne.", meint er lächelnd. „Ehrlich gesagt... Wenn du wirklich noch Fragen hast zur Ausbildung oder so, oder Hilfe brauchst, schick mir ruhig eine Eule." Er fasst sich an die Tasche an seinem Umhang und zieht eine Feder heraus. Aus einer Innentasche fischt er ein Stück Pergament. Er lehnt sich an einen Tisch und setzt zum Schreiben an. „Also... wenn du willst?", fügt er noch mit einem fragenden Blick an mich gewandt hinzu, doch ich nicke nur erfreut. „Ja, gerne!" Zufrieden grinsend dreht er sich wieder zum Stück Pergament um und schreibt seine Adresse darauf. „Hier." Er reicht es an mich weiter und ich greife danach. „Danke, ich denke ich werde darauf zurückkommen!" – „Cool.", antwortet er nur und schaut dann noch einmal auf seine Uhr. „Ich muss jetzt echt los...", meint er und zieht dabei eine Grimasse. „Okay", entgegne ich nur und nicke, nicht wissend wie ich mich von ihm verabschieden soll. „Dann... Mach's gut!", lächelt er und hebt kurz seine Hand zum Gruß. „War schön, dich gesehen zu haben.", fügt er noch hinzu, bevor er sich mit wehendem Umhang umdreht und den Gang hinunter Richtung Treppen geht. „Ebenfalls", sage ich letztlich mehr zu mir selbst und betrachte den Zettel in meiner Hand. Gedankenverloren falte ich ihn zusammen und stecke ihn in meine Hosentasche. Nett, denke ich mir und schaue dann den Gang auf und ab.

Als ich meine Orientierung gefunden habe und mich gerade aus der Station heraus begeben möchte, bleibe ich auf einmal stehen, als ich eine mir sehr bekannte Stimme höre, und drehe mich um. „Ich kann nicht verstehen, dass du deinen Freunden nie von deinen Eltern erzählt hast!" – „Lass' gut sein, Oma." – „Nein, Neville, mein Lieber. Das ist nun wirklich nichts, wofür du dich schämen bräuchtest. Du solltest lieber stolz-" – „Neville?", unterbreche ich die ältere Dame, die neben einem meiner besten Freunde her auf mich zugeht. „Emilia?", Neville blickt überrascht zu mir auf. „Noch eine deiner Freunde?", fragt die Dame, die eindeutig seine Großmutter sein muss. Sie ist groß und trägt eine rote Handtasche bei sich.

Sie kommen mir noch ein Stück entgegen und bleiben dann vor mir stehen. „Ja, also... Was machst du hier?", fragt Neville und scheint sichtlich nicht zu wissen, ob er sich freuen soll oder die Situation peinlich für ihn sein muss. „Ich bin mit den Weasleys hier, Arthur liegt im ersten Stock.", teile ich ihm lächelnd mit und er scheint etwas zu entspannen. „Natürlich.", murmelt er. „Du gehörst also auch zu den Weasleys?", fragt seine Großmutter mich stirnrunzelnd. „Quasi... Emilia McClair", antworte ich ihr lächelnd und strecke ihr meine Hand entgegen. „Tochter von Remus Lupin.", füge ich hinzu, ehe sie sie annimmt und leicht schüttelt. „Ach, der Name sagt mir doch etwas. Schön auch mal ein Gesicht dazu zu haben. Augusta Longbottom, sehr erfreut." Wir lassen einanders Hände los und ich schaue von ihr zu Neville. „Und warum gehöre ich „auch" zu den Weasleys? Seid ihr auch den anderen begegnet?", frage ich dann verwundert. Neville kaut auf seiner Unterlippe herum und antwortet dann für seine Oma: „Ja, Ron, Hermine und Harry sind uns eben über den Weg gelaufen." – „Ahh... verstehe.", meine ich und nicke. „Und... was macht ihr hier?", frage ich dann und blicke den Gang entlang. Ehe mir jemand antworten kann, fällt mir unsere Unterhaltung aus dem letzten Schuljahr wieder ein und etwas in meinem Magen zieht sich zusammen. „Ward ihr deine Eltern besuchen?", füge ich hinzu und versuche zu lächeln. Augusta zieht die Augenbrauen hoch und blickt auf ihren Enkel herab. „Scheint, als würdest du dich doch nicht zu sehr für sie schämen." Neville atmet tief aus. „Wie geht es ihnen?", erkundige ich mich und schaue ihn besorgt an. Neville blickt auf seine Hände, in denen er ein buntes Papierchen knittert. „Naja... wie immer quasi. Immerhin verschlechtert es sich nicht." Ich nicke zustimmend und dennoch besorgt. „Okay, das ist doch schon mal was. Geht es dir denn gut?" Er versucht zu lächeln und zuckt die Schultern. „Denke schon." – „Gut." Mit einem warmherzigen Lächeln versuche ich ihn aufzumuntern.

𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt