Der See

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Wie versteinert standen alle Lehrer dort, vor Albus Schreibtisch, die Gesichter mir zugewandt. Albus brach die Stille.
"Ariane. Wo hast du gesteckt?", fragte er.
"Albus, was ist hier los?", fragte ich.
"Wir haben dich gesucht.", sagte Minerva.
"Mich gesucht? Aber warum...."
"Schau auf die Uhr, dann weißt du, warum.", sagte Severus. Ich blickte zu der Uhr auf, die an der Wand hing. Es war bereits halb 10 abends. Seit wann hatte der Honigtopf Bitte so lang offen? Aber ich hatte nun anderes zu tun.
"Ich wiederhole, Ariane: Wo warst du?", fragte Albus, nun drängender. Sollte ich die Wahrheit sagen? Aber was sonst? Mir fiel nicht schnell genug etwas gutes ein. Alle sahen mich an und eine gute Lügnerin war ich noch nie gewesen. Ich musste wohl in den sauren Apfel beißen.
"In Hogsmeade.", sagte ich.
"Dir ist bewusst, dass du nur in Begleitung eines Lehrers oder Hagrid nach Hogsmeade darfst?", fragte Albus.
"Ja, ich weiß.", sagte ich.
"Was hast du dir dabei gedacht? Alle suchen nach dir!", begann nun Minerva.
"Aber woher sollte ich wissen, dass...."
"Alle nach dir suchen? Du hättest nachdenken sollen, bevor du abends nach Hogsmeade gehst, ohne eine Nachricht zu hinterlassen oder Bescheid zu sagen. Ich will nur hoffen, dass du dir etwas gutes einfallen lässt, um das wieder auszugleichen.", sagte Minerva.
"Nun, ich denke, den Rest klären Ariane und ich allein. Wären Sie alle so nett und verlassen das Büro?", sagte Albus. Die Lehrer gingen hinaus, gefolgt von Hagrid, der kein Wort gesagt hatte. Er holte im herausgehen sein tischtuchgroßes Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. Als die Tür ins Schloss fiel, sagte Albus:"Setz dich."
"Woher sollte ich wissen, dass mich alle suchen?", fragte ich erneut.
"Das konntest du nicht wissen. Doch, wie Minerva bereits sagte, es wäre besser gewesen, du hättest deine Aktion nachmittags gestartet oder beispielsweise einen Zettel hier gelassen. Wie dem auch sei, wir sollten uns jetzt eher darüber Gedanken machen, was jetzt passiert. Dir ist vermutlich klar, dass ich das nicht einfach so durchgehen lassen kann.", sagte Albus. Ich hatte da ein ungutes Gefühl.
"Du wirst ab jetzt jeden Abend einem Lehrer bei etwas helfen. Was es zu Erledigen gibt. Ich denke, einen Monat lang, das dürfte dir eine Lektion sein.", sagte Albus.
"Ist da sonst noch etwas, das du mir erzählen willst?", fragte er dann.
"Immer die gleiche Frage zum Abschluss, und ich denke nicht.", sagte ich und ging mit dem Gedanken, dass wenigstens die Zwillinge nicht aufgeflogen waren, auf mein Zimmer.

Am Freitag Morgen ging ich statt wie normal in den Unterricht zu Hagrid. Er wartete schon vor seiner Hütte und sagte:"Hast was gutes zum Baden gehen?"
"Ich habe mir einen Badeanzug unter die Klamotten gezogen. Ja.", antwortete ich.
"Gut. Dann ma los.", sagte Hagrid und stapfte zum See. Ich folgte ihm und fragte:"Wie wollen wir so lange unter Wasser bleiben?"
"Nich so ungeduldig!", sagte Hagrid, lächelte aber.
"Wir nehmen Dianthuskraut. Man kann dann unter Wasser atmen.", erklärte Hagrid.
"Ah! Ich habe schon gedacht, wir benutzen den Kopfblasenzauber oder sowas.", sagte ich.
"Nee. Weißt doch, ich darf eigentlich nich zaubern.", sagte Hagrid. 
"Was müssen wir mit dem Kraut machen?", fragte ich.
"Aufessen.", antwortete Hagrid knapp. Wir standen jetzt am Seeufer. Ich hatte meine Kleider abgelegt und zitterte. Januar und Baden vertrug sich nicht....
"Hier.", sagte Hagrid und streckte mir einen Klumpen grüner, schleimiger Kräuter entgegen. Ich steckte mir den Batzen in den Mund, kaute uns schluckte es mit verzogenem Gesicht runter. Es schmeckte ekelhaft. Dann spürte ich einen Schmerz an meinem Hals, tastete es ab und bemerkte, dass sich dort etwas veränderte. Ich bekam plötzlich keine Luft mehr. Was war los? Panik machte sich breit. Plötzlich wurde ich von Hagrid ins Wasser geschubst. Ich bekam wieder Luft. Beziehungsweise ich bekam Wasser. Dann Begriff ich. Ich hatte Kiemen.
"Das ist abgefahren!", rief ich Hagrid zu, der nach mir ins Wasser gesprungen war. Ein paar Blusen quollen aus meinem Mund.
"Du hast auch Schwimmhäute. Ziemlich praktisch.", sagte Hagrid, der mich trotzdem verstand und auch per Blasen antwortete.
"Komm jetz! Wir ham nur ne Stunde.", sagte Hagrid und schwamm voraus. Ich beeilte mich, hinter ihm her zu kommen. Nach einer Weile gelangten wir an dichte Unterwasserpflanzen.
"Da sin Grindelohs drin. Pass auf die auf!", sagte Hagrid.
"Hagrid, was sind Grindelohs?", fragte ich, doch Hagrid schwamm schon wieder mit etwa fünf Metern Vorsprung. Ich schwamm kurzerhand hinterher. Ein Fehler, denn Sekunden nachdem ich in das Dickicht gedrungen war, wurde ich von einem komischen Ding am Fuß gepackt. Ich trat mit dem freien Fuß danach. Doch sofort waren noch mehr Grindelohs da und zogen mich nach unten.
"Hagrid! Hilfe!", rief ich und schlug und trat um mich.
"HILFEEE!"
Die Grindelohs zogen mich immer tiefer, dann war Hagrid zur Stelle. Er packte mich und schlug die Grindelohs von mir runter.
"Autsch! Oha! Danke, Hagrid!", sagte ich und rieb mir die Beine. "Und nu weiter.", sagte dieser und blieb diesmal dichter bei mir. Sobald wir durch das Dickicht durch waren, konnte ich am Meeresgrund lauter Gegenstände ausmachen, die wohl irgendwie hier reingefallen sein mussten. Doch Hagrid ließ mich nicht anhalten, um mir das Ganze näher anzusehen. Er schwamm zügig voraus und nach kurzer Zeit konnte ich etwas sehen, das wie ein Unterwasser Dorf aussah.
"Hagrid, was...wer....von wem ist das?", fragte ich.
"Wassermenschen.", sagte Hagrid.
"Die haben Häuser?", fragte ich erstaunt.
"Ja."
Wir schwammen näher und ich staunte, als ich Vorgärten mit Wasserpflanzen und Häuser mit Türen und Fenstern sah. Wir schwammen durch das Dorf, während wir von allen Seiten angesehen wurden. Die Wassermenschen hatten rundliche Gesichter, spitze Zähne, sehr flache Nasen und eine Fischflosse statt Beinen. Hagrid führte mich bis zu einem Platz in der Mitte des Dorfs. Dort wartete ein Wassermensch, der Schmuck aus Pflanzen und Armreifen, die wahrscheinlich im den See gefallen waren trug. Er wurde von anderen Wassermenschen beigleitet, die mit ihren Speeren wie seine Leibwächter aussahen.
"Hagrid. Herzlich willkommen. Wen hast du bei dir?", fragte der Wassermensch.
"Guten Tag, Häuptling. Dies ist Ariane. Die Tochter des Schulleiters.", sagte Hagrid höflich.
"Guten Tag.", sagte ich.
"Seid gegrüßt, ihr beiden. Meinem Volk geht es gut. Wir haben allerdings entdeckt, dass der Riesenkrake ein Kind bekommt, was uns Sorge bereitet.", sagte der Häuptling.
"Wir werden uns was überlegen.", versprach ich.
"Ja. Aber ich denk, 's is besser, wenn das Junge hier zur Welt kommt. Dann können wir über ne Verlegung nachdenken.", ergänzte Hagrid. Der Häuptling sah zwar nicht begeistert aus, sagte aber:"Wir respektieren die Entscheidung, aber bitte beeilen Sie sich nach der Geburt mit einem Abtransport des Jungen."
"Ich werde Professor Dumbledore informieren."
Plötzlich zupfte etwas an meinem Ärmel. Es war ein Wassermensch. Ein Mädchen scheinbar und in meinem Alter.
"Sanehi! Du solltest doch im Haus bleiben.", entzürnte sich der Häuptling.
"Ich habe das Mädchen gesehen und da dachte ich...", sagte Sanehi.
"Hallo, Sanehi. Ich bin Ariane.", sagte ich.
"Hallo. Darf ich ihr das Dorf zeigen? Bitte, bitte!", sagte Sanehi.
"Na gut. Aber nicht lang. Die Menschen haben nur eine Stunde.", sagte der Häuptling und ich schwamm mit einem Blick auf Hagrid, der nickte, hinter Sanehi her.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt