In der Winkelgasse

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Am nächsten Morgen wachte ich durch eine Bewegung neben mir auf. Es war Harry. Er beobachtete eine Eule, die gegen das Fenster pochte.
"Oh nein! Hagrids Tagesprohpet ist da!", sagte ich und stand auf. Ich ging zum Fenster und ließ die Eule hinein.
"Hagrid, wo hast du dein Geld?", fragte ich den noch fast schlafenden Hagrid.
"Im Mantel.", sagte dieser.
"Ach nein, so weit wäre ich jetzt nicht gekommen.",  sagte ich und begann, zu wühlen.
"Harry, nimm der Eule doch schon mal did Zeitung ab.", sagte ich.
"Gut.", sagte dieser und rappelte sich ebenfalls auf. Ich fand nach einer Weile ein paar Knuts und steckte sie in den Beutel am Fuß der Eule.
"Wieso machst du das?", fragte Harry.
"Die Eule hat die Zeitung gebracht und wird dafür bezahlt.", erklärte ich.
"Eulenpost ist normal in der Zaubererwelt.", fügte ich hinzu, als ich Harrys verdutztes Gesicht sah.

Wenig später saßen wir im Boot und ruderte zum Festland. Hagrid wollte das Ganze etwas beschleunigen und las dann Zeitung. Harry besah sich das Titelblatt und fragte mich:"Es gibt ein Zaubereiministerium?"
"Ja. Es liegt auch in London. Es gibt einen Minister für Zauberei, Cornelius Fudge, und jede Menge Abteilungen. Die Hauptaufgabe vom Ministerium ist es, vor den Muggeln geheim zu halten, dass es Zauberer gibt. Es gibt Abteilungen wie die magische Strafverfolgung oder Abteilungen, die sich um Dinge wie verzauberte Muggelgegenstände kümmern.", erklärte ich.
"Verzauberte Muggelgegenstände?", fragte Harry.
"Ja. Es gibt Leute, die es lustig finden, Türschlüssel zu verzaubern, damit sie schrumpfen. Die Schlüssel passen dann natürlich nicht mehr.", sagte ich. Das hatte Mr. Weasley mir erzählt.
"Und was machst das Ministerium noch?", fragte Harry, der wohl entschlossen war, so viel wie möglich über die Welt der Zauberer herauszufinden, wie er konnte.
"Hagrid hat dir ja von Voldemort erzählt. Es gibt immernoch Anhänger von ihm, die nicht gefasst wurden. Um solche Dinge kümmert sich die Aurorenzentrale. Und es gibt ein Umfallumkehrkommando, falls irgendwo ein Zauber schief geht."
Harry sah ziemlich baff aus, bei den ganzen Neuigkeiten, die er da hörte.
"Aber das, was dich betrifft, ist eigentlich erst mal Hogwarts. Über das Ministerium erfährst du sicher mit der Zeit mehr.", sagte ich. So ging das die restliche Bootsfahrt weiter.

Am Festland angekommen, nahmen wir einen Bus und fuhren zu einem Bahnhof. Von dort aus ging glücklicherweise gleich ein Zug nach London. Als wir dort in der U-Bahn saßen, fiel mir etwas ein.
"Du, Harry, wenn wir in der Winkelgasse sind - also da, wo wir die Schulsachen kaufen -  wird man dich bestimmt teilweise erkennen. Hagrid hat dir ja schon gesagt, dass du berühmt bist. Nun ja. Ich auch. Wie das so ist, wenn man in einer Schule als Ziehtochter von Albus Dumbledore aufwächst, zeigen Reporter da ein gewisses Interesse und ich werde auch öfters mal angequatscht. Also wenn du diesbezüglich Fragen hast, mir geht es genauso.", sagte ich. Ich hatte diese Sätze mit Bedacht gewählt, weil ich nicht angeberisch oder gestelzt rüber kommen wollte und hatte überlegt, wie ich Harry am besten auf das vorbereiten konnte, was da kam. Das war mir als der beste Weg erschienen.
"Okay.", sagte Harry.

Nur wenig später kamen wir im Tropfenden Kessel an. Ich hätte Hagrid im nächsten Moment ohrfeigen können, als er sagte, er müsse mit Harry und mir Schulsachen besorgen.
"Harry Potter und Ariane Dumbledore!", rief der Wirt Tom und der Pub verstummte. Die Leute kamen auf uns zu und wollten uns die Hände schütteln. Harry war völlig überfordert, während ich die Situation relativ gelassen nahm.
"Wie hälst du sowas nur aus?", fragte Harry wenig später, als wir in den kleinen Vorhof des Pubs standen.
"Ich bin es nicht anders gewohnt. In Hogwarts kennt auch so gut wie jeder meinen Namen, auch wenn er mich nie zuvor gesehen hat.", sagte ich. Hagrid unterbrach unser Gespräch, indem er die Mauer zur Winkelgasse öffnete.
Wir gingen zuerst zu Gringotts und während Harry und ich die Fahrt genossen, wurde Hagrid wieder einmal schlecht. Ich allerdings wurde wieder an das erinnert, was Albus zu Hagrid gesagt hatte. Er solle etwas aus Gringotts holen. Das tat Hagrid auch. Harry war genauso neugierig wie ich und fragte mich auch, ob ich wisse, was in dem Päckchen war, das Hagrid außerdem Verlies holte. Ich verneinte und wir gingen weiter. Hagrid wollte nun noch einmal in den Tropfenden Kessel, wegen seinem Magen, und Harry und ich gingen zusammen zu Madam Malkins. Neue Umhänge brauchte ich nämlich auch.
"Hallo ihr beiden. Hogwarts, nehme ich an?", fragte Madam Malkins.
"Ja.", antwortete ich.
"Dort hinten wird gerade noch ein junger Mann ausgestattet.", sagte Madam Malkins uns stellte Harry und mich jeweils auf einen Stuhl. Der blasse, blonde Junge, der da noch stand, begann nach kurzem, mit uns zu sprechen.
"Hallo. Auch neu auf Hogwarts?", fragte er.
"Ja.", sagte ich.
"Wisst ihr schon, in welches Haus ihr kommt?", fragte er.
"Logischerweise nicht.", sagte ich.
"Ich komme wahrscheinlich nach Slytherin. Meine ganze Familie war dort.", sagte der Junge.
"Ah ja.", sagte ich und überlegte, welche Zaubererfamilie für diesen Jungen infrage kam. Vermutlich Malfoy, so wie er redete.
"Stellt euch mal vor, sie würden euch nach Hufflepuff stecken. Ich würde abhauen, ihr nicht?", fragte der Junge.
"Durchaus nicht. Ich würde did Entscheidung des Sprechenden Huts akzeptieren. Ich wette, Harry auch.", sagte ich. Der Junge sah nun eine Spur arroganter drein.
"Spielt ihr Quidditch?", fragte er.
"Ja, hin und wieder.", sagte ich.
"Wie heißt ihr eigentlich mit Nachnamen?", fragte der Junge.
"Das weißt du noch nicht?", fragte ich gespielt überrascht.
"Wieso?", fragte der Junge.
"Naja, auf Hogwarts kennen ihn alle, die Zaubererblut in der Familie haben.", sagte ich. Ich sah mit Genugtuung zu, wie es hinter der Stirn des Jungen ratterte. Ich konnte ihn irgendwie nicht ausstehen.
"Ariane Dumbledore.", sagte der Junge, der endlich zum Schluss gekommen war.
"Nun, einige Freunde berichten, du seist nicht so schlimm wie dein Vater. Aber du gibst dich mit allen Häusern ab." Der Junge schnaubte verächtlich.
"Lass mich raten, ein Malfoy?", sagte ich.
"Genau.", sagte der Junge. Hahrid wartete vor der Tür mit einer Schneeeule. Ein Geburtstagsgeschenk für Harry. Als nächstes kauften wir Harrys Bücher, Kessel und alles mögliche. In Flourish & Blotts sah ich mich auch nach ein paar neuen Büchern um und kaufte schließlich ein Buch mit dem Titel "Die Historie der freilebenden magischen Wesen". Außerdem stieß ich auf ein Buch, das ich Hagrid zu Weihnachten bestellen konnte: "Die Erforschung der Drachen". Charlie würde das sicher auch interessieren., dachte ich, während wir den Laden verließen. Charlie war seit 2 Wochen in Rumänien und arbeitete in einer Dachenkolonie.

Als letztes kam dann der Punkt dran, den ich am interessantesten fand. Ollivanders. Zauberstäbe. Harry und ich betraten gefolgt von Hagrid den Laden. Wir traten an die Theke und Hagrid ließ sich auf einem storchbeinigen Stuhl nieder, der sofort gefährlich knarzte.
"Hagrid, vielleicht stehst du lieber auf.", sagte ich. Er hörte nicht. Harry hatte seinen Blick nach vorn gewandt. Dort kam jetzt auch Mr. Ollivander aus dem Ladeninneren hinter die Theke.
"Ich habe schon gerätselt, wann Sie beide wohl hier auftauchen.", sagte er. "Nun. Mal sehen."
Mr. Ollivander holte ein Maßband hervor. Er begann bei Harry und ich sah zu, während das Maßband ihn überall vermaß. Als das Maßband, das Harry an allen möglichen Stellen gemessen hatte, fertig war, holte Mr. Ollivander eine Schachtel aus einem Regal, nahm einen Zauberstab heraus und gab ihn Harry. Dieser stand da, mit dem Zauberstab in der Hand, ratlos, was er tun sollte.
"Schwing ihn einfach!", sagte ich. Harry tat es und es klirrte. Eine Vase war zerschellt. Einige Zauberstäbe und eine halbe Ewigkeit später sah Ollivander sehr nachdenklich auf eine Zaiberstabschachtel.
"Ich frage mich nur...", murmelte er und reichte Harry den Stab. Als Harry ihn schwang, stoben goldene Funken aus der Spitze und ein erstauntes Lächeln breitete sich auf Harrys Gesicht aus. Hagrid klatschte laut und ich lächelte Harry zu.
"Seltsam. Wirklich seltsam.", sagte Mr. Ollivander und durchbrach die freudige Stimmung.
"Verzeihung, Aber was ist seltsam?", fragte Harry.
"Nun, es trifft sich, dass der Phönix, dessen Schwanzfeder in Ihrem Zauberstab steckt, noch eine andere Feder gab. Nur eine noch. Es ist merkwürdig, dass Sie nun für diesen Zauberstab bestimmt zu sein scheinen, wo doch sein Bruder Sie mit dieser Narbe gezeichnet hat.", erklärte Ollivander. Mir ging ein Licht auf. Albus hatte erwähnt, dass Ollivander zwei Federn von Fawkes bekommen hatte. Ein Zauberstab gehörte nun Voldemort. Und Harry schien zu dem anderen zu gehören. Jetzt wusste ich genau, was Ollivander gemeint hatte. Harry verstand wahrscheinlich nicht alles. Aber er hatte wohl meinen wissenden Gesichtsausdruck bemerkt, denn er sah mich fragend an.
"Später.", flüsterte ich, während ich an ihm vorbeistreifte.
"Der Zauberstab sucht sich den Zauberer. Nun gut. Das macht 12 Sickel bei Ihnen, Mr. Potter.", sagte Mr. Ollivander und ging hinter den Tresen. Harry holte seinen Geldbeutel heraus und zahlte, dann war ich an der Reihe. Nachdem er meine Maße genommen hatte, gab er mir einen Stab.
"Weide und Drachenherzfaser, 12 Zoll, sehr biegsam.", sagte er. Ich schwang ihn kontrolliert, als wolle ich Funken erzeugen, doch nichts geschah.
"Nein, dieser nicht. Aber vielleicht dieser. Eschenholz und Thestralhaar. Sehr eigenwillig."
Auch bei diesem Stab geschah nichts. Beim nächsten auch nicht.
"Einhornhaar und Mahagoni, auch wenn die Verzierungen aus Ahorn sind, sehr gut für Verwandlungen und kleine Kunststückchen. 11 1/4 Zoll.", sagte Ollivander. Ich nahm den Stab und schwang ihn ein Strom Funken kam aus der Stabspitze und ich spürte eine unvergleichliche Verbindung zu dem Stab. Es war, als würde der Stab mit meiner Hand verschmelzen.
Dann war der Moment vorbei.
"Sehr schön, sehr schön!", sagte Mr. Ollivander und Hagrid klatschte, wie schon zuvor bei Harry.
"Das sind dann 12 Sickel und 3 Knuts.", sagte Mr. Ollivander und ich zahlte ebenfalls. Dann verließen wir den Laden und gingen zurück in den Tropfenden Kessel, zurück zur U-Bahn und zurück zu dem Bahnhof, auf dem wir von Seaville aus auch angekommen waren. Dort fuhr recht bald ein Zug nach Little Whinging, der Harry zurück zu seinen Verwandten bringen würde.
"Tut mir echt Leid, dass du dahin zurück musst. Naja. Wir sehen uns im Zug, spätestens in Hogwarts.", sagte ich. Ich würde ja bei den Weasleys sein und daher den Hogwarts Express nehmen.
"Ciao!", sagte Harry. Hagrid brummte:"Tschüss!" und Harry stieg in den Zug. Hagrid und ich winkten, bis der Zug verschwand, dann sagte Hagrid:"Ich hab n bisschen Flohpulver besorgt, als ihr bei Madam Malkins wart. Dann müss'n wir nich den Fahrenden Ritter nehmen."
Ich seufzte erleichtert.
"Von woaus?", fragte ich dann. Wir könnten in die Winkelgasse zurückkehren, doch es wäre schneller, würden wir über das Zaubereiministerium reisen. Doch bis wir dort drin waren, waren wir auch zurück in der Winkelgasse. Das bestätigte Hagrid auch und so kehrten wir zurück. In Flourish & Blotts nahmen wir den Kamin und ich sagte:"Hogwarts, Albus Dumbledores Büro."
Hagrid hingegen würde gleich in seine Hütte gehen. Dann musste ich gleich den Brief an die Weasleys verschicken und dann konnte ich meinen Zauberstab ausprobieren.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt