Drache und Silber 32

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Kaum hatte ich meinen Bauch zufriedenstellend gefüllt, öffnete sich geräuschlos das Portal, welches hinaus in den Gang führte.

Diese Art der Eingänge begann mich zu nerven. Wieso musste die Elfen so viel Magie in ihren Alltag einbauen? Nichts sprach gegen eine einfache Holztür mit einer Klinke, die jedermann bedienen konnte.

Niemand trat ein, doch ich sah die Königin auf dem Flur stehen.

Warum ließ sie mich nur niemals in Ruhe?

Gerade eben hatte ich begonnen mich wohler zu fühlen, doch kaum sah ich sie, wühlte es den Zorn und die Traurigkeit wieder in mir auf.

„Iris. Ich bin hier um euch abzuholen.", sagte die Königin sanft.

„Wie könnt ihr es überhaupt wagen vor Iris aufzutauchen. Widerliche Elfe. Verräter!", brüllte Milanda.

Diesmal versuchte sie nicht durch das Portal zu entkommen. Stattdessen stellte sie sich direkt davor, um die Königin wütend anzufunkeln.

„Kommt nur herein zu uns. Dann breche ich euch das Genick."

Milanda lockte sie mit ihren Hände, ins Zimmer zu kommen. Die Elfe reagierte auf keine ihrer Provokationen.

Sie blickte nur mich an und wartete.

Mit einem Seufzen stand ich auf, obwohl Ranja ihre Hand auf meinen Arm legte, um mich aufzuhalten.

Ich wollte nicht, dass die Königin hereinkam. Denn ich wusste, Milanda würde ihre Drohung wahr machen. Die Elfe galt nun offiziell als unser Feind, also war es erlaubt sie anzugreifen.

Nur konnte Milanda nicht gewinnen. Ich wusste es besser als sie, doch sagte es ihr nicht.

„Möge der weise Drache über uns wachen.", verabschiedete ich mich von meinen Begleitern.

Dabei nutzte ich den einfachsten Drachengruß, der doch die wichtigste Bedeutung für uns alle hatte.

Solange der weise Drache uns nicht aus den Augen ließ, konnte uns nichts allzu schlimmes passieren.

Heute überkam mich jedoch das Gefühl, er hatte mich vollkommen aus den Augen verloren.

Ohne zurückzublicken trat ich aus der Zelle hinaus. Ich wollte noch bleiben, aber konnte nicht riskieren, dadurch Milandas und Ranjas Situation zu verschlechtern.

Das Portal zu den einzigen Wesen in diesem Palast, die mir Vertrauen vermittelten, verschwand direkt hinter mir.

„Ihr wollt sicher baden und frische Kleidung. Und etwas zu essen. Ich habe alles vorbereiten lassen. In euren Räumen.", sagte die Königin.

Sie versuchte ein vorsichtiges Lächeln. Ich hätte es ihr am Liebsten aus dem Gesicht geschlagen.

Doch auch wenn ich nur daran dachte, fühlte es sich falsch an meine Hand zu heben und die Elfe wirklich zu verletzen.

Wenn ich mich nicht mit vollem körperlichen Einsatz in einen Kampf stürzen konnte, wie sollte ich ihn dann gewinnen? Ich kannte nur direkte, gewalttätige Mittel. Nicht die der Königin, die sich unbewusst einschlichen und ihr Opfer von innen zerstörten.

„Ich denke, ich bin hier besser aufgehoben.", antwortete ich trocken.

Wenn ich die Möglichkeit hatte, wollte ich in dieser schlechter Lage mit anderen Drachen zusammenleben.

„Das seid ihr nicht. Ich verspreche euch, ihr werdet eure Räume mögen."

Immer noch lächelte sie. Es wirkte wie ein Hilferuf auf mich. Als bäte sie mich, nett zu ihr zu sein.

Drache und SilberWhere stories live. Discover now