Erkenntnisse

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Als Fire sich nur kurze Zeit später zum Abendessen begab, schwirrte ihr noch immer der Kopf. Sie war total verunsichert und hatte keine Ahnung wie sie sich nun Faramir gegenüber verhalten sollte. Wie sie feststellte saß dieser bereits am Esstisch, als die Frau die Goldene Halle betrat. Sie setzte sich stumm auf ihren Platz und wagte es nicht zu ihm herüber zu sehen. Er selbst starrte ebenfalls stumm auf den Tisch.

Kurz nach ihr betrat Angrim den Saal. Als er Fire entdeckte steuerte er direkt auf sie zu und sprach sie an: „Fire, Liebes, Adeola hat mir erzählt, dass es dir die letzten Tage nicht sonderlich gut ging. Geht es dir denn besser?" Die junge Frau erschrak etwas, da sie in Gedanken war, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen und antwortete möglichst ruhig: „Ja, danke der Nachfrage. Es geht mir schon wieder viel besser!" Sie versuchte ein unbekümmertes Lächeln aufzusetzen, was ihr nicht sonderlich gut gelang, aber Angrim achtete kaum darauf. Er wurde nämlich plötzlich von hinten angesprochen. „Herr Angrim, dürfte ich kurz um Eure Aufmerksamkeit bitten?", fragte Éomer höflich. Der alte Mann drehte sich um und nickte. Der junge König atmete kurz tief durch, ehe er sprach: „Wie Euch sicher nicht entgangen ist, finde ich schon seit geraumer Zeit Gefallen an Adeola. Da ihr Vater bedauerlicher Weise nicht mehr am Leben ist, hielt ich es für angebracht nun Euch um Erlaubnis zu bitten, um ihre Hand anhalten zu dürfen." Angrims Augen weiteten sich überrascht und ein begeistertes Lächeln schien sich nun über sein gesamtes Gesicht auszubreiten. „Da fragt ihr noch? Wenn Adeola mit Euch glücklich ist, dann soll sie Euch wohl auch heiraten dürfen! Die einzige Frage die sich mir da stellt ist, ob eine solche Heirat auch völlig Regelkonform ist. Müsst Ihr als König nicht eigentlich eine Prinzessin ehelichen?", fragte Angrim etwas unsicher. Éomer nickte lächelnd. „Das ist ein uraltes Gesetz das längst hätte erneuert werden sollen. Nicht jeder Adelige ist für einen Thron geeignet und umgekehrt gibt es genügend Leute aus gewöhnlichen Familien denen in Sachen Vernunft und Kompetenz so mancher Blaublütiger meilenweit hinterher ist. Ich hatte ohnehin schon seit Längerem geplant, ein paar der alten Gesetze etwas abzuändern. Es hat ein neues Zeitalter Einzug gehalten und somit ist es Zeit auch unsere Lebensweisen zu überdenken und zum Besseren zu verändern. Somit steht der Heirat eines Königs mit einer Bürgerlichen in Rohan nichts mehr im Wege. Zudem ist Adeola eine intelligente, wohl erzogene, anmutige Frau, sodass man sie auch ohne weiteres für eine Prinzessin aus edlem Hause halten könnte. Und wisst Ihr was? Sie ist längst Königin, denn sie regiert mein Herz und ich liebe sie mehr, als ich eine gewöhnliche Prinzessin jemals lieben könnte", erklärte der junge König während er den Arm um Adeola legte, welche inzwischen zu ihnen getreten war. Das Gesicht der Frau hatte eine rötliche Farbe angenommen und sie senkte geschmeichelt lächelnd den Blick. „Und da habt Ihr noch Bedenken, dass ich eine Heirat verbieten könnte?", fragte Angrim etwas ungläubig. „Aber bitte, ich denke auf diese unpersönlichen Höflichkeitsformen können wir spätestens jetzt verzichten", bot Éomer zufrieden lächelnd an. Adeolas Großvater nickte zustimmend, ehe er den Zukünftigen seiner Enkeltochter in eine kurze, aber feste Umarmung schloss und meinte: „Willkommen in der Familie!"

Fire war dieses ganze Gesülze gehörig auf die Nerven gegangen. Sie starrte lustlos auf die Servierplatten, welche in der Zwischenzeit herein getragen worden waren. Es mochte ja sein, dass die Beiden sich liebten, aber sie als Außenstehende fand das ganze doch sehr übertrieben und kitschig. Außerdem wollte sie vom Thema Liebe gerade nichts hören. Sie war noch immer verwirrt von dem Kuss, den Faramir ihr gegeben hatte und es war schwer solche Situationen richtig verarbeiten zu können, wenn um einen herum scheinbar alle verliebt und glücklich waren. Daher stand die Frau nun ohne ein Wort zu verlieren auf und ging in Richtung der Stallungen. Sie hatte nicht vor einen Ausritt zu machen oder trainieren zu gehen, aber sie brauchte nun erst einmal die Gesellschaft eines treuen Freundes, der keine seltsamen Fragen stellte und sie allein durch sein weiches Fell und seine Körperwärme beruhigen konnte.

KämpferherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt