(Scheiß-)Ideen der Zwillinge

444 24 6
                                    

Minerva erwartete mich schon, als ich bei ihr ankam. Ich setzte mich ihr gegenüber an den Schreibtisch und wir begannen mit der Wiederholung.
"Also, du weißt den Spruch zum Färben von Dingen, nehme ich an?", fragte Minerva.
"Ja", sagte ich und dachte nur: Wenn die wüsste, dass ich inzwischen schon problemlos Tiere verwandeln kann...
"Dann färb doch mal diesen Filz hier blau!", befahl Minerva und legte ein Stück roten Filz vor mich auf den Tisch. Ich hob den Zauberstab und sagte:"Coloris!"
Der Filz wurde augenblicklich blau.
"Nun, das stellt für dich ja kein Problem dar", meinte Minerva und dachte scheinbar nach.
"Denkst du, du könntest es versuchen, den Filz wieder rot zu färben, ohne zu sprechen?", fragte sie dann.
"Wie? Ungesagte Zauber?", fragte ich. "Das kommt doch erst in der Sechsten!"
"Versuch es trotzdem mal!", sagte Minerva. Etwas verwundert schloss ich die Augen, um mich zu konzentrieren. Ich rief mir noch einmal die Formel in den Kopf. Dann hob ich den Zauberstab, fixierte den Filz, stellte mir vor, er würde rot werden und dachte ganz fest "Coloris!" Nichts geschah. "Coloris!", dachte ich erneut. Eine Ecke von dem Filz wurde rot. Minerva sah vollkommen vom Hocker gehauen auf die rote Ecke. Ein schweigen entstand und ich sah es hinter ihrer Stirn rattern.
"Du übst", stellte sie dann fest.
"Ja, ist ja jetzt nicht mehr verboten", meinte ich. Minerva nickte.
"Aber trotzdem, so gut wird man innerhalb eines halben Jahres niemals, nicht einmal Miss Granger...", sagte Minerva.
"Wenn sie auch jeden zweiten Tag für eine Stunde üben würde, doch", sagte ich. Minerva war nun endgültig baff. "Jeden zweiten Tag eine Stunde?", fragte sie, dann schien sie sich wieder zu fassen. "Nun, dann ist es kein Wunder."
Ich lächelte über ihr Gesicht, während sie noch völlig perplex war.
"Tja, ich schätze, wenn man so lange darauf gewartet hat, lernt man eben mehr", meinte ich. Minerva hatte scheinbar fertig gedacht und ließ nun aus dem Nichts einen Raben entstehen.
"Feraverto, du kennst es ja", erklärte sie. Ich dachte noch einmal kurz nach, dann tippte ich 3 Mal auf den Raben und sagte:"Feraverto!"
Der Rabe verwandelte sich in einen makellosen, silbernen Trinkkelch. Minerva staunte nicht schlecht.
"Nach jetzigem Stand könnte man dich glatt in die Vierte Klasse versetzen!", sagte Minerva. Ich zuckte mit den Schultern. "Kein Interesse", meinte ich. Wiederum schien Minerva nachzudenken.
"Und hättest du Lust auf ein zusätzliches Projekt?", fragte sie.
"Grundsätzlich ja, was denn?", fragte ich.
"Ich überlege, ob du nicht vielleicht Interesse daran hättest, ein Animagus zu werden", sagte Minerva. Ich starrte sie einen Moment lang an. Hatte sie etwa von meinem Vorhaben Wind bekommen? Doch das konnte eigentlich nicht sein, denn Keiner wusste davon. Dann dachte ich über Minervas Angebot nach. Auf offiziellem Wege wäre es auf jeden Fall sicherer. Sollte ich mich also darauf einlassen? Aber ein Animagus wollte ich auf jeden Fall werden, also warum nicht mit Minervas Hilfe?
"Ich ... Ja, eigentlich schon", sagte ich.
"Na dann, möchtest du nach Weihnachten anfangen?", fragte Minerva.
"Ja, warum nicht?", meinte ich. 

Die Weihnachtsferien hatten begonnen. Es war der erste Ferientag und ich saß mit Harry und Ron in der Bibliothek, auf der Suche nach Nicolas Flamel.
"Hey, Ariane! Was machst du so?" Das waren die Zwillinge.
"Hi, ihr beiden. Irgendwelche neuen Pläne?", fragte ich.
"Könnte man so sagen, komm mit!", sagte George und ich erhob mich, froh, von der Suche loszukommen.
"Wir sehen uns beim Essen!", sagte ich zu Harry und Ron und folgte den Zwillingen aus der Bibliothek.
"Ihr sitzt doch nicht etwa an den Hausaufgaben?!", fragte Fred halb empört, halb belustigt.
"Nein! Wir müssen einen Mann namens Nicolas Flamel finden, weil er irgendwas mit dem 3. Stock zu tun hat", sagte ich.
"Da wären wir gleich beim Thema. Sieh dir das an!", sagte George und zog die Karte des Rumtreibers hervor. Er zeigte auf den 3. Stock, wo der Verbotene Teil lag. Und mitten darin war die Zeichnung eines riesigen Hundes mit 3 Köpfen, auf dem in großen Lettern "Fluffy" stand.
"Kannst du dir erklären, was Dumbledore sich dabei denkt, so ein Vieh ins Schloss zu holen?", fragte Fred.
"Nein, das ist es ja. Aber wir wissen, dass dieser Flamel was damit zu tun hat, deshalb suchen wir ihn", sagte ich.
"Und? Schon was gefunden?", fragte George.
"Nein, wir suchen schon seit Ewigkeiten, aber es gibt rein gar nichts", sagte ich.
"Schade", meinte Fred.
"Dass ihr eure Zeit in eine so unsinnige Suche verschwendet!", sagte George.
"Wie jetzt? Wisst ihr etwas?", fragte ich.
"Er ist regelmäßig bei Dumbledore zu Gast! Wir sehen ihn fast jeden Mittwoch Abend auf der Karte!", sagte Fred.
"Das überrascht mich jetzt", sagte ich halb enttäuscht. Ich kannte Nicolas ja selbst und wusste, dass er oft bei Albus war. Doch hatte ich wirklich damit gerechnet, dass die Zwillinge in dieser Sache mehr wussten als wir? Nein, sagte eine innere Stimme. Aber du hast es gehofft.

Ich verbrachte den restlichen Tag mit Fred und George in Hogsmeade. Wir stockte unsere Vorräte an Filibusters Feuerwerk auf und kauften noch ein Weihnachtsgeschenkfür Filch. Knarlmist.... Zum Abendessen waren wir zurück im Schloss und ich erzählte Harry und Ron von unserem Ausflug. Beide lachten sich fast über, als ich das Geschenk für Filch erwähnte, auch, wenn ich Harry dann erklären musste, was ein Knarl war: ein igelähnliches Wesen, das jedoch extrem misstrauisch war und beim Anbieten von Essen durchdrehte.

Allzu bald war der Tag vergangen und Weihnachten rückte näher. Die Vorbereitungen gingen in den Endspurt und ich hatte mehr zu tun als in den ganzen letzten Wochen zusammen. Ich schmückte in aller Eile den letzten Weihnachtsbaum, trieb in der Küche die Hauselfen zum Backen an, brachte den Rüstungen das zweistimmige Singen miteinander bei und verteilte Girlanden durch das halbe Schloss. Vor allem die Treppen und ganz besonders die Mamortreppe wurden geschmückt, doch auch die Gemeinschaftsräume durften nicht fehlen, auch wenn kaum Schüler da waren, die das bewundern konnten. Auch die Schlafsäle der Dagebliebenen wurden geschmückt, aber das war nicht meine Aufgabe, das machten die Hauselfen. Diese waren ansonsten jedoch mit dem Backen schon völlig überlastet, weshalb die Lehrer und ich das Schmücken übernahmen. An zwei oder drei Treppen hatten sich die Zwillinge einen Spaß daraus gemacht, die Girlanden zu zerrupfen, weil sie glaubten, dadurch Filch ärgern zu können. Zu ihrem Pech kam Minerva mit mir um die Ecke und sie wurden erwischt. Ich hätte mich zu dem Zeitpunkt wegschmeißen können, als sie erfuhren, dass ich diejenige war, die das wieder richten musste. Ihre Gesichter waren zu gut, als sie entgeistert zu mir blickten.
"Zur Strafe könnt ihr beiden jetzt Ariane mit dem Rest vom Treppenhaus helfen, und seien Sie froh, dass es nichts Schlimmeres ist", sagte Minerva streng und schickte sie mit mir los. Kaum waren wir vor ihrer Bürotür, prustete ich los. Fred und George blickten erst mich dann sich gegenseitig an und stimmten in mein Gelächter ein. Wir machten uns einen Spaß daraus, auf Besen durch das Treppenhaus zu fliegen und wo immer es uns passte eine Girlande entstehen zu lassen. Zwischendurch legten wir einige Flugmanöver ein, sie so manche Portraits zu erschreckten Ausrufen brachte, während es uns riesigen Spaß machte. Doch irgendwann waren wir fertig und brachten grinsend die Besen zurück.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt