SIEBENUNDVIERZIG oder wie Elaine ihren Besitz verteilte

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Drei Tage nach dieser wahrlich interessanten verhängnisvollen Nacht war für Elaine ein ziemlich komischer Tag. Am folgenden Tag wurde Leah wieder freigelassen und musste sich den Fragen ihrer Freunde stellen, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen war, soetwas zu machen.
Aber eine wirkliche vernünftige Antwort gab es für die Gruppe nicht. Denn jetzt mal ehrlich, es gab eindeutig bessere Methoden, um einen Adrealinkick zu bekommen und davon sind bestimmt nicht einmal einer illegal und könnte einem ins Gefängnis bringen.
Doch es ist auch bekannt, dass nicht jeder Mensch gleich tickt und somit nicht jeder jeden Anderen verstehen konnte, auch wenn dieser Jemand ein Teil deines Freundeskreis ist. Immerhin schien es zum Glück von Leah ihren Freunden relativ wenig auszumachen, nachdem sie ihnen versprochen hatten, dass sie nie wieder stehlen würde. Dabei erkannte Elaine was für tolle Freunde sie doch gefunden hatte. Leon hätte es nicht mit diesem Wunsch belassen. Bei ihm musste man stets mindestens eine Woche um Vergebung betteln, bevor man überhaupt die kleinste Chance besaß, dass er einem verzieh.
Doch Leon war ein Mensch der Vergangenheit und deswegen sollte Elaine ihre Gedanken vielleicht weniger häufig an ihn zu verschwenden.
Dies schaffte sie auch wirklich in letzter Zeit meistens, doch wie gesagt nur meistens, nicht immer.
Doch nun richtete sich ihre vollständige Aufmerksamkeit der Uhr über der Küchentür. Es war kurz vor zwölf. Um Punkt war sie mit dem Herrn Ludewig verabredet. Ihre Hände zitterten allein bei dem Gedanken daran und auch ihr Vater sah mehr als nur unglücklich aus über diesen Verlauf ihrer Geschichte. Heute war einer der  Tage, an denen ihr Tod durch die Räume des Hauses waberte. Jeder von ihnen hatte eine eher traurige Stimmung beim Frühstück getragen.
"Hast du dir dies wirklich gut genug überlegt?" fragte Dora sie nun, während sie schließlich auch zu den beiden in die Küche trat.
"Natürlich bin ich mir sicher, wie soll ich das in ein paar Monaten machen, wenn ich in meinem Krankenbett liege?" beantwortete sie die Frage ihrer Tante.
Daraufhin konnte auch sie nichts weiter sagen. Alle aus ihrer Familie kannten ihre wahre Angst vor den Folgen meines Tumores und Elaine hatte wirklich nicht vor, dass sie diese Folgen noch erlebte. Dennoch war sie ein Person, die gerne plante und somit wollte sie auch solange weiter planen wie sie es konnte.
Es klingelte an der Tür und ihr Vater erhob sich. Sie selbst blieb am Tisch sitzen und wartete darauf, dass Herr Ludewig zu ihr an den Tisch trat.
Er war ein kleiner älterer Mann und sein Haar besaß schon hier und dort eine weiße Strähne. Während er sich hinsetzte, konnte Elaine überhaupt erkennen, wie rund sein Bauch schlussendlich war. So dicklich und so rund, dass er nicht die Stuhlposition, die ihr Vater hinterlassen hatte, benutzen konnte. So zog er den Stuhl zurück und setzte sich dann. Aus seiner Tasche beförderte er mehrere Blätter und einen alten Füller.
"Dann sollten wir wohl am besten anfangen." Elaine atmete tief ein und aus. "Wie läuft dieses Treffen nun wirklich ab?"
Wie sich herausstellte begannen sie damit, ihren Vater aus dem Zimmer zu werfen, da ir Gespräch mit ihrem Tod begann. Zuerst erzählte sie von ihrer Diagnose und ihrem darauffolgenden Plan ihr Leben in der Schweiz im folgenden Jahr ein Ende zu setzten. Er fragte sie, warum ihr Tod genau dann sein sollte. Diese Frage überraschte sie und dennoch wusste sie direkt die Antwort, obwohl sie vorher nie so genau darüber nachgedacht hatte.
Es war weder ihr ihr Geburtstag, noch irgendein anderer vermeitlich besonderer Tag. Es war nur ihr Lieblingsmonat und ihre Lieblingszahl. Sie wusste, dass die Zahl zwanzig nun wirklich keine bekannte Glückszahl war, doch ihr Geburtstag war der zwanzigste November, der Tag, an dem sich ihre Eltern kennen lernten, war der zwanzigste Mai und auch der Tag, an dem ihre Mutter sie verließ, war von Juni der zwanzigste Tag. Für sie war diese Zahl eine Zahl des Glückes, der Liebe, des Beginnes und der Tag des Endes. Genau wie ihre Mutter würde sie nicht am selben Tag, sondern genau ein Monat davor, das Leben ihrer Familie verlassen.
Sie wusste, dass der Rest sich zwar nicht mehr an diese Tatsache erinnern würde, doch dies bedeutete nicht, dass Elaine es vergessen haben musste. Es war eine traurige Tradition, doch es würde ihre sein.
Diese Worte trug sie ihrem Gegenüber vor und beantwortete damit seine Frage. Erst danach begonnen sie wirklich die Blätter vor ihr zu füllen. Nach und nach teilte sie ihren Besitz auf. Sie besaß nicht viel, doch wie sie erfuhr, würde auch ihre von ihr geplante Beerdigung ein Teil ihres Testamentes ausmachen.
So verging die erste Stunde und auch die Zweite verflog wie nichts. Mit den Gedanken immer noch bei ihrer Mutter verabschiedete sie sich nach den zwei Stunden von dem alten Herren und machte auch direkt schon den nächsten Termin aus.
Dieser würde nach der ihrer letzten Reise, kurz vor ihrem Tode sein.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, drehte sich Elaine um und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Ihr Laptop fuhr hoch und die Facebookseite ihrer Mutter war schnell geöffnet. Ein Block neben ihr und einen Stift in der Hand klickte sie sich durch das Internet.

How I would like to say GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt