Norbert

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Letzten Samstag hatte das Quidditch Spiel gegen Hufflepuff stattgefunden. Gryffindor hatte trotz Snape als Schiedsrichter dank Harrys schnellem Schnatzfang gewonnen und Harry wurde nun gefeiert wie ein Held. Gerade waren wir in der Bibliothek und an den Hausaufgaben. Plötzlich prallte ich gegen jemanden.
"Hagrid!", sagte ich.
"Was machst du in der Bibliothek?", fragte Harry.
"Naja egal, wir wollten die nämlich was fragen", sagte ich. Ich wusste, wo Hagrid gewesen war. Es war die Abteilung für Drachen und das hieß sicher nichts gutes. Doch Harry, Ron und Hermine sollten saß so schnell besser nicht mitbekommen, daher lenkte ich ab.
"Genau", sagte Ron jetzt. "Wir wollten wissen, was den Stein der Weisen außer Fluffy sonst noch schützt."
"Scht!", machte Hagrid. "Nicht hier! Kommt später runter in meine Hütte!"
Mit diesen Worten stapfte er aus der Bibliothek.

Wenig später waren wir auf dem Weg über die Schlossgründe zu Hagrid und Hermine und ich ließen uns über die letzte Stunde Verwandlung aus.
"Ich fand diesen Zauber zum Verwandeln von kleineren Gegenständen ziemlich spannend, kennst du den schon?", fragte sie.
"Ja, du meinst den Veränderungszauber, oder?", fragte ich.
"Ja, genau. Ich habe ihn gestern Abend ausprobiert", sagte Hermine.
"Und?", fragte ich.
"Klappt", meinte sie. "Ich hab natürlich etwas gebraucht, aber dann ging es."
Harry klopfte an die Tür und man hörte Hagrid zur Tür stapfen. Er öffnete sie allerdings nur einen Spalt breit und sagte:"Kommt schnell rein, ihr vier!"
"Wieso denn?", fragte ich.
"Nun ja", sagte Hagrid.
"Nicht noch ein Haustier", sagte ich warnend, in Gedanken bei der Tatsache, dass Hagrid in der Abteilung für Drachen gewesen war.
"Scht! Na gut, na gut, kommt rein", sagte Hagrid und ließ uns an ihm vorbei ins Haus. Alle Vorhänge waren zugezogen und im Kamin brannte ein Feuer. Es war unerträglich heiß. Harry, Ron, Hermine und ich setzten uns an den Tisch und Hagrid hing zum Feuer. Doch nicht, um, wie ich gedacht hatte, uns einen Tee zu machen. Er lugte in einen Kessel, der über dem Feuer hing. Ich rutschte wieder von meinem Stuhl und ging zum Kamin herüber, um ebenfalls in den Kessel schauen zu können. Ein Ei lag darin. Ich musterte es genauer und erstarrte. Es war das Ei eines Drachen. Eines Norwegischen Stachelbuckels.
"Sag, Hagrid, wo hast du das her?", wollte Ron erstaunt wissen.
"Hab's beim Spielen unten im Dorf gewonnen", sagte Hagrid.
"Äh, was ist das?", fragte Harry.
"Das ist ein Drachenei!", sagte Ron.
"Von einem Norwegischen Stachelbuckel. Aber Hagrid, wenn das rauskommt", sagte ich besorgt.
"Weiß außer euch doch keiner", sagte Hagrid und bedachte das Ei mit einem liebevollen Blick.
"Hagrid, ein Drache ist gefährlich! Und noch dazu in einer Holzhütte!", sagte Hermine.
"Genau", stimmte ich zu.
"Is ja schön, dass Uhr euch Sorgen macht, aber lasst das mal meine Sache sein", sagte Hagrid. "Uns jetzt geht besser wieder, ich weiß nich, wann er schlüpft."
"Aber Hagrid!", protestierte ich.
"Is schon gut, Ariane! Und jetzt geht!", sagte Hagrid und hielt uns di er Tür auf. Ich war froh, wieder in die Kühle nach draußen zu kommen, doch wir alle waren besorgt, als wir zusammen zum Schloss hoch liefen.

Nur wenige Tage später beim Frühstück flog Hedwig mit einem Brief zu Harry. Es standen nur zwei Worte darin:
Er schlüpft.
Es war Hagrids Schrift und wir alle wussten, was das bedeutete. Hermine und ich tauschten besorgte und beunruhigte Blicke, während Ron vorschlug, Kräuterkunde zu schwänzen und hinunter zu Hagrid zu gehen.
"Hast du den Verstand verloren? Wenn wir den Unterricht schwänzen, bekommen wir riesigen Ärger und außerdem: Je mehr wir uns von diesem Drachen fernhalten, desto besser", sagte Hermine.
"Sie hat Recht. Wenn wir jetzt zu Hagrid gehen, ist das viel zu auffällig. Das Risiko ist zu hoch, dass wir damit Hagrid in Gefahr bringen", sagte ich. Harry und Ron nickten.
"Na dann, ab zu Kräuterkunde", sagte ich. Während der Stunde war keiner von uns bei der Sache und sobald es läutete, rannten wir hinunter zu Hagrids Hütte. Er öffnete und sagte:"Kommt schnell rein! Er ist schon fast draußen."
In der Hütte war es immernoch so stickig wie bei unserem letzten Besuch und das Drachenei lag auf dem riesigen Tisch. Es war schon von tiefen Rissen durchzogen.
"Setzt euch doch", sagte Hagrid und wir nahmen um den Tisch herum Platz, alle darauf bedacht, möglichst weit von dem Drachenei entfernt zu bleiben. Wir sahen eine Weile stumm auf das wackelige Ei, bis es ganz plötzlich laut knackte und die Schale zerbarst. Ein kleiner Drache von blaugrauer Farbe mit winzigen Flügeln und Nüstern kam zum Vorschein. Er befreite sich unter den gebannten Blicken aller von den Schalenresten und tappte ein paar unsichere Schritte im Hagrids Richtung. Dieser nahm einen riesigen Finger nach vorne und kraulte den Drachen wie einen Hund unter dem scharfkantigen Kinn.
"Hallo, Norbert", sagte Hagrid.
"Norbert?!", fragten Hermine und Harry im Chor.
"Na, irgendwie muss er doch heißen", sagte Hagrid und betrachtete "Norbert" mit verzückter Miene. Doch plötzlich sah er erschrocken zum Fenster und sprang auf.
"Was ist?", fragten Ron und ich gleichzeitig.
"Jemand hat durch das Fenster geschaut. Ein Junge, er rennt zurück zum Schloss!", sagte Hagrid. Harry und ich sprangen auf und rannten zur Tür. Malfoy. Er hatte Norbert gesehen.

Die nächsten Wochen waren für uns alle die reinste Folter. Wann immer wir bei Hagrid waren, mussten wir uns irgendwie Norbert vom Leib halten und ich hatte in der Bibliothek bereits nach Zaubern gesucht, die uns schützen konnten. Es gab einen Zauber, mit dem man feuerfest wurde, der war allerdings zu schwer für mich, und es gab einen Zauber, der sich als recht nützlich erwies, bei dem ein Schutz an einem bestimmten Körperteil entstand. Auf diese Weise konnten wir unsere Hände vor Bissen schützen. Doch jedes Mal, wenn ich nun Minerva sah, was dank des Animagus-Trainings doch recht häufig war, konnte ich ihr kaum in die Augen schauen und ich musste wohl auch ihr gegenüber einen besorgten und bedrückten Eindruck machen, denn als wir wieder einmal Unterricht hatten, frage sie:"Sag mal, Ariane, ist alles in Ordnung?"
Ich war in Gedanken bei den anderen gewesen, die bei Hagrid unten waren, und sah jetzt schulterzuckend zu Minerva:"Ja, schon."
"Sicher?", fragte diese zweifelnd.
"Ja", sagte ich mit Nachdruck. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass schnell etwas passieren musste, sonst würde ich bald ein äußerst unangenehmes Gespräch bei Albus haben. Auch Hermine war dieser Meinung, als ich am Abend im Gemeinschaftsraum von dem Gespräch erzählte und einige Tage später stand dann tatsächlich ein Plan. Harry war der Einfall gekommen, eine Eule zu Charlie zu schicken, damit er uns den Drachen abnahm. Norbert war inzwischen doppelt so groß geworden und spie Feuer, sodass keiner von uns es schaffte, einmal ohne Ruß an der Kleidung von Hagrid zurückzukommen. Ich hatte mir den "Aguamenti"-Zauber beigebracht, um das Feuer löschen zu können und auch Hermine beherrschte ihn inzwischen. Als wir endlich eine Antwort von Charlie erhielten, waren wir alle sehr erleichtert. Die einzige Diskussion, die es noch gab, war, wer zusammen mit Harry, der ja den Tarnumhang besaß, den Drachen auf den Astronomieturm bringen würde, wo wir uns mit Charlies Freunden treffen würden. Dann wären wir den Drachen endlich los.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt