38. Lass mich nie mehr los

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Als Stefan den Kinderwagen im Hausflur abstellte, meldete sich das sieben Monate alte Mädchen im Inneren quietschend zu Wort.
„So ist es richtig, Frida. Den langweiligen Sonntagsspaziergang mit Mama und Papa verschlafen und erst wieder aufwachen, wenn wir zu Hause sind", lachte Stefan, während er ihre rote Decke zur Seite schlug und das Mädchen ihre Ärmchen und Beinchen vergnügt von sich streckte.
„Hey", stupste Karin ihm leicht mit dem Ellenbogen in die Seite, weshalb er sich zu ihr umdrehte. Mahnend hob sie ihren Zeigefinger: „Unsere Spaziergänge sind nicht langweilig."
Stefan drückte mit seinem Finger ihren herunter und zog sie in eine feste Umarmung, bei der sie ihre Arme um seinen Hals schlang.
„Wie konnte ich nur so blöd sein meine komplette Aufmerksamkeit auf den Hausumbau zu legen, sodass keine Zeit mehr für uns war. Ich habe die Momente mit euch vermisst und bald können wir endlich in unser Haus einziehen."
Sein Gesicht vergrub sich in ihrem Hals und er küsste sie dort innig.
„Wehe, du machst mir einen Knutschfleck" ermahnte Karin schmunzelnd und zog sein Gesicht mit ihren Fingern in seinen Haaren vorsichtig zu sich. Sie drückte ihre Lippen auf seine und sie küssten sich intensiv, während ihre Nasen liebevoll aneinander rieben und sie ihre Augen schlossen.
Frida quakte wieder, weshalb sich die Zwei voneinander lösten und Stefan seine Tochter behutsam in seine Arme hob: „Du brauchst nicht meckern, Mama und Papa vergessen dich niemals."
Karin zog Fridas grünes Mützchen mit ihrem Namen ab und strich ihr zärtlich über die blonden Haare auf ihrem Köpfchen, was ihr ein fröhliches Lächeln bescherte. „Besonders Papa nicht, der darf nach dem langweiligen Spaziergang noch ein bisschen Action haben und dich baden, Frida", neckte sie ihn, während sie den Reißverschluss des braunen Jäckchens ihrer Tochter öffnete und sie ihr diese auszog.

Das gedämpfte Licht tauchte das Wohnzimmer in eine ruhige Atmosphäre, als Karin aus dem Bad kam, in dem sie in den letzten Minuten die Vorbereitungen für Fridas Bad getroffen hatte.
Sie erblickte ihre Familie auf dem bekannten, braunen Sofa. Stefan lag mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken und hielt Frida mit seinen großen Händen an ihren Hüften aufrecht, die auf seinem Bauch saß und sich leicht gegen seine Beine lehnte. Sie brabbelte aufgeregt und unterstrich dies mit wilden Gestiken ihrer kurzen Ärmchen und ihrer wackelnden Füßchen, die eine rote Strumpfhose bedeckte. Plötzlich unterbrach sie ihr Gebrabbel, fixierte ihn intensiv mit ihren Augen und ließ sich ohne Vorwarnung nach vorne plumpsen, sodass sie leicht und mit einem Lachen gegen seine Nase taumelte.
„Huch, was wird das denn jetzt?", grinste Stefan und platzierte seine Hände auf Fridas Windelpo, um sie festzuhalten. Ihre Ärmchen, bei denen die rot-geringelten Ärmel ihre Unterarme nach oben rutschten, legten sich wie selbstverständlich um seinen Hals und sie schloss vertrauensvoll ihre Augen, während sie sich gegen sein Gesicht schmiegte.
„Du willst also mit Papa kuscheln, Muckelchen", bemerkte er glücklich, während sich sein Arm fester um sie zog, seine andere Hand sanft ihre feinen Haare auf dem Hinterkopf streichelte und er zärtlich ein Küsschen auf ihre Schläfe drückte.
„Das Wasser ist warm genug für unseren kleinen Schatz", unterbrach Karin kaum wahrnehmbar den Moment zwischen Papa und Tochter.
„Hast du gehört, Frida? Mama hat wieder alles für uns fertig gemacht, damit wir dich jetzt baden können."
Ihre Köpfe wandten sich zu Karin, die barfuß in der Schlafzimmertür stand und sich mit beiden Händen am Türrahmen abstützte. Zu ihrer dunkelroten Bluse trug sie eine lockere Hose und ihre Haare hielt ein loser geflochtener Zopf zusammen.

Frida planschte ausgelassen mit ihren Armen und Beinen im warmen Wasser ihrer kleinen roten Badewanne, während Stefan seine Ärmel nach oben geschoben hatte und sie mit seinen Händen unter ihren Achseln aufrecht sitzend hielt. Immer wieder drückte sie mit ihrem Händchen das grüne Boot nach unten und quiekte vergnügt, wenn es wieder nach oben ploppte. Karin und Stefan lachten mit ihrer Tochter über ihre Freude und Frida blickte immer wieder glücklich zu ihren Eltern, während Karin nebenbei fleißig Bilder machte.
Stefan schnappte sich mit einer Hand den blauen Plastikwal und füllte ihn mit Wasser. Er drückte das kleine Badetierchen und ein feiner Wasserstrahl traf seine Tochter direkt gegen die Stirn. Empört wurden Fridas blaue Augen riesig und sie starrte ihren Papa entgeistert mit offenem Mund an, der ihrem Blick stand hielt. Einige Augenblicke des Starrens vergingen bis das kleine Mädchen plötzlich in Lachen ausbrach und dynamisch mit ihren Händchen aufs Wasser schlug, sodass Tropfen über den Rand spritzten und Karin und Stefan trafen.
„Und Papa, ist das genug Action für dich?", spürte er ihre zarte Hand in seinem Nacken, die sanft seinen Haaransatz kraulte.
„Definitiv, aber die allerschönste Action. Danke, dass du mich wachgerüttelt hast, ich habe das mit euch vermisst." Sanft drückte er dankbar seine Lippen auf ihre, während er seine Tochter immer noch sicher festhielt, und sie erwiderte seinen Kuss, bis sie bemerkten, dass das Plätschern nachließ. Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder Frida zu, die bei einem herzhaften Gähnen ihre kleinen Zähnchen zeigte. Ihre Fingerchen fanden den Weg in ihre Äuglein, die sie schläfrig rieb.
„Genug Action für Frida also auch", lächelte Karin. „Dann waschen wir jetzt nur schnell deine Haare", schnappte sich Karin das Babyshampoo, dass sie in ihren Händen verteilte. Während sie ihr die feinen, blonden Härchen shampoonierte und anschließend beim Auswaschen dafür sorgte, dass nichts in ihre Augen kam, hielt Stefan sie weiter fest. Dabei schnitt er immer wieder Grimassen, um Frida bei Laune zu halten, da sich die Müdigkeit immer weiter über ihren Körper legte und dies auf ihre Stimmung schlug.
Nachdem das Shampoo ausgewaschen war, hob Stefan sie aus der Badewanne, was sie leise beklagte, weil sie die warme Wasserblase verlassen musste. Karin wickelte ihre Tochter deshalb sofort in das vorgewärmte weiße Babyhandtuch, welches sie von der Heizung nahm. Das Tuch bedeckte ihr Köpfchen und den kompletten Körper und Stefan lehnte sie vorsichtig mit ihrem Bauch gegen sich. Frida schmiegte sich vertraut in die Arme ihres Papas und ihre beiden Ärmchen wurschtelten sich aus dem Handtuch, sodass sie diese um seinen Nacken schlang und ihre Augen müde schloss. Ihr Kinn legte sich auf ihren Arm, der auf seiner Schulter lag, und kleine, nasse Haarsträhnchen hingen ihr wirr in die Stirn, die Karin ihr zärtlich aus dem Gesicht strich, um ihr ein Küsschen auf die Nase zu geben.
Stefan genoss diese bedingungslose Liebe seiner Tochter, die sich voller Geborgenheit in seine Arme schmiegte und ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen schenkte. Er liebte das Gefühl des Gewichtes seines kleinen Mädchens in seinen Armen und konnte nie genug davon bekommen mit ihr zu kuscheln. Stefan machte ebenfalls seine Augen zu, während er seine Nase im Handtuch vergrub und mit seinem Drei-Tage-Bart über dieses strich. Mit seiner Hand auf dem Tuch auf Höhe ihres Kopfes rubbelte er sanft ihre Haare trocken.
Langsam ging er mit seiner wertvollen Fracht im Arm zur Wickelkommode im Wohnzimmer und Karin beseitigte die Überschwemmung im Badezimmer. Behutsam trocknete er den kleinen Körper ab und zog ihr die Windel und den kuscheligen weißen Schlafanzug mit den kleinen, braunen Bärchen an, während Frida immer noch ihre Äuglein hinter ihren Lidern versteckte.
Als Karin aus dem Bad kam und sich aufs Sofa setzte, überreichte er ihr das Mädchen, die sich tief in die Umarmung schmiegte. Frida begann im Halbschlaf vollkommen automatisch an der Brust ihrer Mama zu trinken bis sie satt war und in einen tiefen Schlaf fiel.

Ein perfekter Moment, den möchte man am liebsten einfrierenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt