Kapitel 70

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Es tut mir sehr leid, aber es folgt ein Kapitel aus Remus' Perspektive. Für ein bisschen Melancholie, oben ein sehr schönes Rumtreiber/Wolfstar Video (nicht von mir, aber trotzdem herzlich zu empfehlen!)  --> Bild Credit:  http://atalienart.tumblr.com


--------------- R E M U S ---------------


Ich hatte uns gerade im Sieg über diese Schlacht erwägt und meine Erleichterung über Albus' Erscheinen ließ mich aufatmen.

Doch dann blickte ich mich um – Sirius war sich immer noch mit Bellatrix am Duellieren. Und dann...

In dem Moment, als sein Körper durch den Schleier hindurch fiel und nichts als ein Windhauch, ein Wehen des milchigen Luftschleiers blieb, stockte mein Herz.

Meine Sicht verschwamm, doch ich weiß noch, dass ich nach Harry griff und ihn zurückzog. „Nein! Nein!", schrie ich. Ich blinzelte – es waren stumme Tränen, die meine Sicht versperrten und warm über mein erstarrtes Gesicht liefen. „Er ist fort."

Ich klammerte mich an Harry fest – dem einzigen was mir jetzt noch von meinen besten Freunden blieb - viel weniger um ihn von Bellatrix fernzuhalten, als um mich selbst zu stützen, damit ich nicht den Boden unter den Füßen verlor.

Doch irgendwann schaffte er es, sich loszureißen und ließ mich stehen, vor den Trümmern meiner Seele. Ich konnte ihm nicht hinterherlaufen – ich war wie erstarrt. Albus eilte ihm nach und winkte mich ab. „Bleib!", rief er und ich blieb wo ich war.

Irgendwie schaffte ich es, meine Fassung für einen Moment zu bewahren und mit zittrigen Händen meine Tränen wegzuwischen. Ich stieß zu den anderen, die mich verwirrt oder mit schmerzverzerrter Miene ansahen.

Der Kampf war vorüber, Kingsley und Alistor hielten die Todesser in Schach und Dora kümmerte sich um die Kinder. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, doch als sie auf mich zukam, wies ich sie ab. Jemand fragte nach Sirius, doch ich konnte nicht antworten. „Ist er...?", fragte Hermine Granger und schlug schockiert eine Hand vor den Mund, als ich stumm nickte und meinen Blick abwand. Ich spürte eine starke Hand auf meiner Schulter, Dora vor mir atmete schwer, mein Blick fiel zu Boden.

Nach langem Schweigen kamen Ministeriums-Angestellte hereingestürmt, nahmen die Todesser fest und ließen sich von den Geschehnissen berichten. Kingsley übernahm das meiste Reden und ich versuchte mich abzulenken, indem ich einen Blick auf Ron's Verletzungen warf. Doch ich war nicht bei der Sache und schnell legten sich Dora's Hände auf meine und sie übernahm. Ich stellte mich stumm – nutzlos, hilflos – daneben und starrte ins Nichts.

„Ich gebe im Fuchsbau Bescheid. Alistor, Tonks, ihr bringt die Kinder heim – nehmt das Flohnetzwerk. Remus...", Kingsley kam auf mich zu und senkte seine Stimme. „Es tut mir leid. Ich weiß, wieviel er dir bedeutet hat." Ich schluckte und nickte stumm. „Wir schaffen den Rest allein."


Ich weiß nicht mehr genau, wie ich heimgekommen bin, doch auf einmal fand ich mich in meinem Flur wieder. Ich blieb einen Moment lang auf der Stelle stehen und versuchte ruhig zu bleiben. Mein Atem ging schwer und meine Hände zitterten. Ich legte meine Jacke auf einer Stuhllehne ab und hielt mich daran fest. Langsam begann meine Sicht wieder zu verschwimmen und als ich die Augen schloss, bedeckte sich mein Gesicht mit einem Netz aus Tränen.

Ich atmete schwer, stützte mich mit der einen Hand auf die Stuhllehne und fand mit der Anderen Halt an der Wand. Ich stieß mich ab und stellte mich unentschlossen und ziellos in den Türrahmen. Mein durchtränkter Blick ging im Flur auf und ab. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich brauchte eine Aufgabe, eine Ablenkung. Ich hätte im Ministerium bleiben sollen, hätte für die anderen da sein sollen. Und was tat ich stattdessen? Zog mich wie ein Feigling alleine in mein Haus zurück.

Auf der Kommode im Flur standen eine Reihe von Bilderrahmen. Ich wollte nicht darauf schauen, konnte meinen Bick jedoch gleichzeitig nicht von ihnen abwenden und machte einen Schritt darauf zu. Mein Blick traf ein altes Foto, auf dem Sirius und ich Arm in Arm im Gemeinschaftsraum standen. Während er stetig in die Kamera lachte, ging mein Blick in Endlosschleife glücklich lächelnd von ihm, zur Kamera, wieder zu ihm und zurück.

Ich krallte mich an den Seiten der Kommode fest und hob langsam den Blick in den Spiegel, der darüber hing. Von dem glücklichen Jungen aus dem Foto war nichts mehr zu erkennen. Die Jahre hatten mich mitgenommen, tiefe Falten zierten meine Stirn und noch tiefere Narben durchbrachen den Lauf meiner Augenbrauen. Durch meine Freunde hatte ich diese Narben lange Zeit vergessen können, habe Spaß am Leben gefunden und sie haben mir wieder einen Sinn im Leben gegeben. Besonders Sirius. Wir hätten unterschiedlicher nicht sein können. Er war immer ein Rebell gewesen und ich der fleißige Vertrauensschüler.

Mein Blick traf den meines Spiegelbildes und einen Moment starrten wir uns wie leblos an.

Schon einmal wurde Sirius mir genommen. Von jetzt auf gleich hatte ich damit leben müssen, dass mein Bester Freund für den Tod unserer Freunde verantwortlich gewesen sein sollte. Ich hatte es nie glauben wollen – ich hatte es nie glauben können. Aber sie haben mich nicht mehr mit ihm sprechen lassen – man hatte ihn sofort nach Askaban gebracht. Ein Tag auf den anderen und alle waren mir genommen worden. James, Lilly, Sirius, Peter. Peter, die miese Ratte!

Ich schnaubte und senkte den Blick wieder auf die Bilder. An dem Tag zerbrach ich innerlich und erst als ich Sirius wiedergetroffen hatte, konnten meine Wunden Stück für Stück heilen.

Doch jetzt fühlte es sich an, als hätte mir jemand das Herz aus der Brust gerissen - eine Vollmondnacht war nichts dagegen.

Eine tiefe Trauer kochte in mir auf und ein mächtiger Schluchzer entwisch meiner Brust. Ich schnappte nach Luft, während sich meine Hände in das Holz der Kommode bohrten. Wut mischte sich unter die Trauer – wieso mussten alle meine Freunde sterben und ich – ICH, der sein Leben hasste, musste es weiterleben, musste erleben wie die Gesichter seiner Besten Freunde ihr letztes Lächeln sahen und für immer erstarrten.

Mir entfuhr ein dumpfer Schrei und ich stieß mich von der Kommode ab. Ich raufte mir die Haare, verloren. Dann stieß ich mit einer Armbewegung alle Bilder auf den Boden, dass das Glas in ihren Rahmen zersprang und ein lautes Splittern zu Hören war. Ich gab noch einen Schrei von mir, stieß feste gegen die Kommode, doch sie gab nicht nach. Ich blickte auf das Meer aus Scherben zu meinen Füßen und als ich realisierte was ich getan hatte, krümmte ich mich, schluchzend, und sackte auf die Knie.



𝕝𝕠𝕤𝕥 𝕒𝕟𝕕 𝕗𝕠𝕦𝕟𝕕 - die Tochter des letzten Rumtreibers ➵ Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt