Ende der Winterferien

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~Leander~

Die Abfahrt steht kurz bevor und gemächlich packe ich meine Sachen in den Koffer.

Immernoch mache ich mir Gedanken über die Zeit am See, aber im Rest des Urlaubs ist nichts ähnliches mehr passiert, also glaube ich, dass Gwen es einfach ignorieren will. So als wäre es nie passiert.

Aber wenn man mal rational rangeht, ist ja auch absolut nichts passiert. Nur meine Gefühle für sie machen daraus eine große Sache. Eine zu große Sache.

Endlich bin ich mir sicher was ich für Gwen empfinde, aber anscheinend empfindet sie nicht das gleiche für mich. Aber was war das dann mit dem Anlehnen? War das freundschaftlich?

Ich mache mir sowieso zu viele Gedanken um nichts, also kann ich auch gleich damit aufhören. Genervt von mir selbst, greife ich den fertig gepackten Koffer und gehe zum Parkplatz.

Alle warten schon und verabschieden sich außer Gwen. Wo ist sie denn jetzt schon wieder?

„Wo ist denn Gwen?“, frage ich in die Runde.
„Die wollte nochmal in den Wald irgendwo. Hat sich schon von allen verabschiedet.“, antwortet ihre Mutter.

„Dad, ich geh noch Gwen tschüß sagen. Könnt ihr mein Zeug schon mal einpacken?“, frage ich.
„Klar.“

Ich habe da so eine Vermutung wo sie steckt. Durch den Schnee stapfe ich in Richtung See. Schon bald sehe ich sie am Ufer stehen. Ihre Schlittschuhe hat sie in der Hand, aber sie macht keine Anstalten sie anzuziehen.

Als sie meine Schritte bemerkt dreht sie sich halb zu mir um.

„Hey.“, sagt sie. Ihr Gesicht ist nicht zu deuten.

„Hey. Du warst nicht bei den anderen und wir fahren jetzt. Ich wollte mich verabschieden.“

Sie nickt. Unschlüssig stehe ich in der Gegend rum und weiß nicht, was ich machen soll.

Dann raffe ich mich zusammen und trete neben sie. Gemeinsam schauen wir auf den zugefrorenen See. Die Spuren ihrer Schlittschuhe sind noch zu sehen.

Ich will unbedingt über diesen Nachmittag reden, aber ich traue mich nicht. Warum ist das so schwer? Weil ich jetzt weiß, dass ich sie liebe?

In dem Moment dreht Gwen sich zu mir und legt ihre Lippen ganz sanft auf meine. Die Berührung ist so fein, dass ich im ersten Moment gar nicht glaube was hier passiert.

Mein Herz klopft schmerzhaft in meiner Brust und erinnert mich daran, dass das hier alles ist, wonach ich mich die ganzen Ferien über gesehnt habe.

Schon löst sie sich wieder von mir und rennt in Richtung Hotel, aber ich sehe die einzelne, funkelnde Träne trotzdem.

Wie ein Lufthauch bleibt der Kuss auf meinen Lippen zurück und ich fühle mich unendlich allein.

~Gwen~

Fuck, fuck, fuck! Scheiße!

Total aufgelöst renne ich zum Hotel zurück. Ich weine Verzweiflungstränen und weiß gleichzeitig nicht warum. Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Warum hab ich das grade gemacht? Warum hab ich Leander geküsst, wenn ich mich doch vorher zurückgehalten habe? Was empfinde ich für ihn?

Meine Gedanken werden NATÜRLICH von meiner Lieblingspersöhnlichkeit unterbrochen:

Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?
Gwen du liebst ihn, versteh es doch!
Und verdenken kann man's dir nicht... Ich meine... er ist ja echt süß... und so nett...

Wie machst du das, immer den beschissensten Moment zu erwischen hm?! Du bist wie der Ironieteufel der schlechten Situationen!

Was hab ich denn jetzt schon wieder verbrochen? Ich sage nur die Wahrheit. Die Wahrheit, die du dir nicht eingestehen willst. 

normal? schwachsinn!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt