Caroline

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Während Harry, Ron und Hermine sich am Montag Nachmittag auf den Weg zu Hagrid machten, blieb ich im Schloss. Ich musste zu Minerva, um dort Caroline zu treffen. Ich freute mich immer auf die Begegnung mit Schülern, trotz dass sie älter waren als ich. Ich würde mit ihr in ein leeres Klassenzimmer gehen und dort üben.
Ich betrat also nach kurzem Klopfen Minervas Büro und sah bereits ein Mädchen auf dem Stuhl sitzen. Caroline hatte braune Haare, jedoch waren die blau gefärbten Spitzen viel auffälliger. Die Gryffindor wandte den Kopf, als ich die Tür schloss und sagte:"Hi, Ariane!"
"Hallo, Caroline, richtig?", fragte ich. Sie nickte lächelnd.
"Schön, dass Sie da sind, Miss Dumbledore", sagte Minerva. Es war so komisch, wenn sie mich nicht einfach Ariane nannte!
"Guten Tag, Professor", sagte ich lächelnd und mit leichtem ironischem Unterton beim letzten Wort.
"Nun, Sie beide können dann loslegen. Ich nehme an, Sie haben bereits einen ungefähren Plan, Miss Dumbledore?", fragte Minerva.
"Ja, Professor", sagte ich wahrheitsgemäß. Ich hatte nämlich überlegt, zuerst einmal Carolines Grundwissen zu überprüfen und mit dem Rückstand der letzten Klassen zu beginnen, ehe ich mich mit ihr an den Fünftklassstoff setzte.
"Gut. Sie können ins Verwandlungszimmer gehen. Ich sehe Sie dann nach dem Abendessen, Miss Dumbledore", sagte Minerva. Ich nickte, denn dann fand die nächste Stunde in Sachen Animagus statt. Caroline erhob sich und wir gingen zusammen zum Klassenraum.
"Welches Fach ist für dich am schlimmsten?", fragte ich Caroline.
"Zaubertränke", sagte sie.
"Okay, dann fangen wir damit am besten gleich an. Was hat Professor Snape dir bisher für Noten gegeben?"
"S", sagte Caroline.
"Na, also das könnte schlimmer sein!", sagte ich. "Das bekommt jeder dritte Gryffindor von ihm, einfach weil er in Gryffindor ist."
"Echt?", fragte sie.
"Klar! Schon immer!"
"Aber ich bin wirklich mies!", meinte Caroline.
"Siehst du? Du sagst es selbst, mies, nicht schrecklich", sagte ich grinsend. Caroline musste ebenfalls lächeln, während ich die Klassenzimmertür öffnete. Wir schoben schnell zwei Tische zusammen und setzten uns gegenüber.
"Dann lass mich mal sehen, was du in Zaubertränke so hinbekommst! Wozu würdest du einen Bezoar benutzen?", fragte ich.
"Ist das nicht so ein komischer Stein?", fragte Caroline.
"Ja, weißt du noch, wo er herkommt?", fragte ich weiter.
"Ach, verdammt! Ich bin einfach richtig scheiße in Zaubertränke!", fluchte Caroline plötzlich laut.
"He, das ist doch nicht schlimm! Wenn du es nicht weißt, lernst du es eben wieder. Pass auf: Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege, den du als Gegenmittel für fast alle Gifte verwenden kannst. In den schriftlichen ZAGs kannst du ihn als Ausweg benutzen, wenn dir das eigentliche Gegengift nicht einfällt", erklärte ich, doch Caroline schien nicht zuzuhören. Sie hatte sich offensichtlich selbst schon so fertiggemacht, in dem sie sich eingeredet hatte, sie sei schlecht in Zaubertränke, dass sie jetzt keine Motivation mehr aufbringen konnte, zu lernen. Sollte ich sie vielleicht mit einem Aufmunterungszauber belegen, damit sie nicht gleich am Anfang niedergeschlagen war? Vielleicht. Aber erst, wenn ich es mit Worten versucht hatte.
"He, Caroline! Ich versuche, die Tricks beizubringen, die dir helfen können! Du kannst doch jetzt nicht einfach den Kopf in den Sand stecken!", sagte ich.
"Das sagst du so einfach! Du wirst nie Probleme bekommen! Du kannst das alles jetzt schon!", rief Caroline zum Ende hin immer lauter.
"Beruhige dich doch erstmal! Das bringt doch alles nichts! Du musst es trotzdem lernen, egal, ob ich es kann", sagte ich.
"Aber... Ach, du verstehst das nicht", sagte Caroline.
"Dann erklär es mir!", sagte ich.
"Ich bin einfach nicht so begabt wie du! Ich kann mir das alles nicht so schnell merken. Du könntest jetzt schon bei meinem Jahr mitmachen und ich komme schon seit Jahren nicht mehr richtig mit", sagte Caroline.
"Weißt du, ich bin nur so gut, weil ich hier lebe. Würde ich nicht hier wohnen und in den Ferien quasi Privatunterricht bekommen, könnte ich das auch nicht so gut. Ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt dastünde, wenn ich erst dieses Jahr auf die Schule gekommen wäre. Also bin ich nicht schlauer als du oder so. Ich bin auch nicht besser. Ich habe einfach nur das Glück, hier zu wohnen", erklärte ich. "Ich wäre auch nichts besonderes, wenn ich nicht hier wäre. Hätte Albus mich nicht aufgenommen, wäre ich wahrscheinlich bei den Muggeln in einem Waisenhaus versteckt worden und hätte erst mit elf Jahren erfahren, dass ich eine Hexe bin. Ich hätte nie im Rampenlicht gestanden, was ich auch jetzt nur tue, weil ich den Namen Dumbledore trage. Ich wäre ein Nichts. Ich hätte noch nicht einmal einen Nachnamen. Aber ich bin kein Nichts. Und du musst auch kein Nichts sein. Mach was aus deinem Leben! Glaub an dich und fang an, diesen Stoff aufzuholen! Dann kannst du es durch die ZAGs und UTZs schaffen und was aus deinem Leben machen. Hast du eigentlich schon darüber nachgedacht, was du werden willst? Dann können wir vielleicht Prioritäten setzen."
"Ich weiß nicht. Für das Ministerium bin ich wahrscheinlich nicht gut genug. Irgendwas ohne Zaubertränke jedenfalls", sagte Caroline.
"Lieber Büro oder draußen?", fragte ich.
"Eigentlich eher draußen", sagte Caroline.
"Reisen? Einen Laden führen? Journalismus? Magische Geschöpfe", schlug ich vor.
"Reisen."
"Irgendwas bei Gringotts vielleicht. Die schicken immer Leute ins Ausland, um dort nach Schätzen zu suchen. Das ist ein relativ abenteuerlicher Job. Wichtigstes Fach ist Verteidigung gegen die dunklen Künste und in Verwandlung und Zauberkunst solltest du auch einen ZAG bekommen", sagte ich.
"Aber das schaffe ich nie!", sagte Caroline.
"Oh doch, das schaffst du", meinte ich nachdrücklich. "Dann fällt Zaubertränke immerhin weg."
"Stimmt."
"Dann schauen wir mal gleich in VgddK, was wir aufzuholen haben", sagte ich. "Wenn ich dir jetzt sagen würde, du sollst den nächsten Idioten, der dir über den Weg läuft, verhexen, welche Sprüche fallen dir ein?", fragte ich.
"Äh, Expelliarmus?"
"Viel zu freundlich!", sagte ich.
"Stupor?"
"Schon besser! Weiter!"
"Petrificus totalus", sagte Caroline.
"Hey, du bist gut!", sagte ich. "Und wenn er dich auch angreift und du dich verteidigen musst?"
"Protego", sagte Caroline sofort.
"Sehr gut! Dann schauen wir mal bei der Ausführung!", meinte ich. Mir war sofort klar, dass VgddK Carolines Lieblingsfach war und sie sich schon viel damit beschäftigt hatte. Sie sah auch gleich viel fröhlicher aus.
"Ich würde mal sagen, Acci... Obwohl, mach du das doch! Hol mal per Aufrufezauber die Kissen aus dem Schrank da drüben!", sagte ich.
"Accio Kissen!", sagte Caroline. Es rappelte etwas in dem Schrank, doch mehr passierte nicht.
"Du musst die Handbewegung genauer machen!", sagte ich. "Versuch es nochmal!"
"Accio Kissen!" Diesmal kamen ein paar Kissen aus dem Schrank, fielen aber schon kurz darauf zu Boden.
"Accio Kissen!" Die Kissen kamen noch ein Stück weiter zu uns, aber nicht so, dass Caroline eines davon hätte fangen können. Ich beschloss aber, nicht weiter darauf einzugehen und stattdessen die eben genannten Flüche zu üben.
"Na dann, du hast freie Wahl, welchen Zauber du nimmst. Nur eine Sache noch vorher: der Gegenzauber für den Schockzauber ist "Enervate". Das solltest du wissen, weil ich mich schlecht selbst aufwecken kann."
Es stellte sich schnell heraus, dass Caroline die Zauber gut beherrschte und wir in diesem Fach nicht viel würden üben müssen. Danach machten wir mit Zauberkunst weiter und übten den Aufrufezauber, den Caroline, motiviert durch ihren Erfolg bei VgddK, recht schnell schaffte und danach gleich den Aufmunterungszauber, der gerne in den ZAGs geprüft wurde. Kichernd gingen wir dann zum Abendessen, wo ich die anderen wieder traf und ihnen zuerst erklären musste, warum ich so übertrieben gute Laune hatte.
"Gibt es keinen Gegenzauber dafür?", fragte Hermine fünf Minuten später deutlich angenervt.
"Nein", kicherte ich unbekümmert und nahm einen großen Bissen von meinem Fladen. Hermine blickte Harry und Ron an und fragte dann:"Und wie lange hält dieser Zauber?"
"Etwa eine Viertelstunde", grinste ich mit vollem Mund. Angeekelt sah Hermine weg und sagte zu Harry:"Was ist jetzt mit dem Aufsatz? Machst du den heute noch oder morgen?"
"Ich hab dir doch gesagt, ich habe Quidditchtraining", sagte Harry.
"Nun gut. Ron, willst du wenigstens heute noch anfangen?", fragte sie.
"Ich dachte, wir wiederholen schon dieses Geschichtszeug!", sagte dieser.
"Das hindert dich nicht daran, auch den Aufsatz zu schreiben", meinte Hermine. Ich kicherte währenddessen weiter in mich hinein und bekam nicht viel vom Rest des Gesprächs mit. Am Ende jedenfalls beschloss Hermine, in die Bibliothek zu gegen und Harry musste los zum Training, also ging ich mit Ron zusammen in den Gemeinschaftsraum.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt