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Es war ein merkwürdiges Gefühl

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Es war ein merkwürdiges Gefühl. Es war merkwürdig vor dieser Wand zu stehen und die Stücke des Mondes anzustarren, die sich gleich zusammenfügen würden.

Wollte ich dort hinab gehen? Keine Ahnung. Was fühlte ich? Ich wusste es nicht.

Ich blinzelte und zupfte mir an dem Schal herum, den Mary mir gegeben hatte.

Sie war fuchsteufelswild gewesen, als sie Will und mich gesehen hatte, vollkommen durchnässt, triefend.

Keine Ahnung, ob sie in diesem Moment vergessen hatte, dass wir Lykanthropen waren, die mehrere Jahrhunderte alt wurden und vieles konnte, wegen ein bisschen Regen allerdings bestimmt nicht krank wurden.

Naja, jedenfalls hatte sie Will und mir Tee gemacht - ich hasste Tee - und ich vermutete sogar, sie hatte mir den Schal noch in der selben Nacht gestrickt.

Durch diese Geste fühlte ich mich übrigens noch miserabler, als sowieso schon.

Okay. Was hatte Will gesagt? Sie hatten nichts anderes verdient.

Ich schluckte schwer.

Aber konnte ich das überhaupt? Ich war so unendlich miserabel darin, Leuten die kalte Schulter zu zeigen.

Aber ich musste es wenigstens versuchen. Bevor es mich noch verletzlicher machte, musste ich eben anfangen, die kalte Mauer, die Alec perfektioniert hatte, aufzubauen.

Ich seufzte. Na das konnte ja was werden...

Und während eine kleine, schwache Stimme in mir schrie, dass das eine absolut beschissene Idee war, setzten die anderen eine entschlossene Maske aus Eis auf und bestätigten mir, zu tun, was ich vor hatte.

Ein letztes Mal warf ich einen kurzen Blick über meine Schulter, erwartete beinahe, Lio dort stehen zu sehen. Doch nichts. Der Korridor war vollkommen leer.

Und es war das erste Mal, dass mich so etwas wie ein schlechtes Gewissen überkam, während ich die Teile des Mondes hinab drückte.

Es war, als würde ich nun, wo ich diese eine Nacht nicht hier unten gewesen war, alles mit anderen Augen sehen.

Die schmale Treppe wirkte irgendwie düsterer und ich gab es zu. Ich hatte Angst. Angst davor, wie Alec reagieren würde, mich zu sehen.

Vielleicht würde ich den Vorwurf in seinen Augen aufblitzen sehen, doch ich hatte mich einfach nicht dazu durchringen können. Und selbst wenn ich in der letzten Nacht gekommen wäre... Ich wusste nicht, ob ich Alecs Blick ertragen hätte.

Ich atmete tief durch, umfasste den Beutel in meinen Händen noch ein wenig fester und setzte dann meinen zittrigen, ersten Schritt.

Ich fühlte mich irgendwie merkwürdig taub, während ich hinab trat und sich der bekannte Korridor in mein Blickfeld drängte.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt