zwanzig

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Auf dem Weg in mein Schlafzimmer wurden wir die Kleidung los und alles andere das danach passierte, war genauso gut wie früher und noch besser, weil es nicht Sonntag von 12-16:30 Uhr dreißig sein musste, sondern ein ganz normaler Tag unter der Woche war.
Wir waren erwachsen geworden. Vielleicht nicht ganz, aber der winzige Teil, der noch fehlte würde uns vermutlich langweilen und deshalb  machten sowohl Juno als auch ich einen großen Bogen drum herum.

Es war vielleicht vieles schwer für Juno und auch für mich, aber wir beide waren diesmal leicht für einander. Ehrlich und aufrichtig. Ich konnte ihr sagen, was ich wollte, was ich brauchte, was mir gefiel und was nicht. Und sie hörte mir zu. Die Kritik und die Komplimente nahm sie an und lernte sie richtig zu verwenden. Das war neu. Das war anders.

Früher, als wir noch so jung waren und uns jeden Sonntag in Hotelzimmern liebten. Wirklich liebten, von ganzem Herzen und mit allem, was wir waren. Da brach auch in so einem Hotelzimmer mein Herz, als Juno mir verkündete, sie wolle mich nicht mehr sehen. Sie erklärte nicht viel, aber natürlich wussten wir beide, dass es war, weil ich ein Mädchen war. Mir tat Wochen und Monate lang alles weh. Körperlich fühlte ich mich ausgelaugt, leer und kraftlos. Und rückblickend glaube ich, dass es daran lag, dass ich Juno die Verantwortung für mein eigenes Glück in die Hände legte. Und sie von mir erwartete, sie zu retten. Diesen Aufgaben konnten wir nicht gerecht werden. Und daran gingen wir kaputt.

Juno war mir so nah, dass ich ihren Atem spüren konnte. Mit ihren Fingern fuhr sie die Wölbung meiner Lippen nach.
„Du bist so schön.", flüsterte sie: „Noch viel schöner als früher."
Und wenn es darum gehen würde mein Leben auf einen Moment zu beschränken, einem Maler eine Schlüsselszene zu nennen, die er als mein Vermächtnis auf Leinwand verewigt, ich hätte diesen gewählt. Weil alles warm war. Weil alles weich war. Weil alles neu, aber sicher war. Weil Juno hier war. Weil es sich nicht in Worte fassen lässt, wie es sich anfühlt, sich ein zweites Mal in einen Menschen zu verlieben.

An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt