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28. November

[PCY]

Der Alkohol von gestern macht mir auch noch am nächsten Morgen ein wenig zu schaffen. Mein Kopf dröhnt und die Knochen die ich spüren kann, fühlen sich ungewohnt schwer an. Leider hindert mich das nicht daran, ein gemeinsames Frühstück mit meinen Freunden abzuhalten. Um ehrlich zu sein habe ich so gar keinen Hunger, wie sonst fast auch immer, aber wenn ich dies preisgeben würde, würden sich die beiden nur wie oder sorgen machen. Und das muss ja nicht sein.

,,Na wie geht's dir?", fragt mich Kyungsoo, grinst dabei ein wenig gemein. Er hat natürlich mitbekommen, dass ich gestern meinen Spaß mit und am Alkohol hatte.
Ich brauche also kurz, um dem Mann einen leicht genervten Blick zuzuwerfen, ehe ich antworte, dass es mir gut gehe.
,,Wo ist denn dein Freund?", will ich dann wissen, immerhin muss ich ihn ja auch ärgern. ,,Gerade ist er im Bad, aber ich bin mir sicher, dass er gleich her kommen wird. Immerhin ist das Essen in einer Minute fertig."
Aus dieser einen Minute wurden dann aber tatsächlich gute zehn Minuten. Neben dem dauerhaften Knurren von Jongins Magen bleibt es aber relativ still in der Küche. Auch Jongin hat gestern einiges an alkoholischen Getränken zu sich genommen und ist dementsprechend auch nicht besonders gut drauf. Im Gegensatz zu mir muss er dazu auch noch arbeiten gehen. Klar, es tut mir ein wenig leid, aber der Junge kennt sich und seine Grenzen eigentlich ganz gut.

,,Du Chanyeol, wir feiern heute Abend unser fünfjähriges also wirst du alleine sein...", gibt der kleinste von uns allen plötzlich von sich, worauf ich einfach nicke. Natürlich weiß ich das. Immerhin bin ich daran Schuld, dass sie zusammengekommen sind. Die beiden habe ihre Köpfe so sehr zusammen gesteckt, um mich an meinem Geburtstag aus meinen Zimmer zu locken, dass sich ihre Lippen ganz zufällig berührt haben.
,,Willst du jemanden hier haben oder lieber ganz alleine sein? Sehun hat Zeit, meinte er gestern." ,,Jongin lass gut sein, ich komme alleine zurecht.", winke ich schnell ab, im nächsten Moment fällt mir dann aber auch schon die Porzellanschüssel herunter. Wie es der Zufall eben will...
Natürlich kann ich die Scherben nicht selber aufheben, so weit komme ich schließlich gar nicht herunter. Zu meinem Glück geben die beiden jedoch keinen Kommentar von sich und entfernen schweigsam das Dilemma welches ich hervorgerufen habe.

Nein, ich komme nicht alleine zurecht und das wissen sie auch. Ich will trotzdem keine Last für die beiden oder jemand anderes sein. Ein paar Stunden mehr werde ich schon ohne meine Freunde überleben. Sie haben es verdient ein wenig Zeit nur für sich zu haben. Ich weiß schließlich, wie sehr ich ihre Beziehung unter Druck setze. Ständig bin ich da und brauche etwas. Egal ob es Hilfe beim duschen, ein Glas Wasser oder einfach nur Gesellschaft ist. Immer und immer wieder habe und werde ich noch einen Strich durch ihre Pläne mache und stattdessen meinen Namen ganz groß daneben schreiben. Dabei will ich das gar nicht. So gerne würde ich unabhängig sein, einfach alleine Leben und alles um mich herum aus eigener Hand regeln. Ich will Verantwortung übernehmen, vor allem für mich. Nur leider ist das ziemlich schwer für jemanden der im Rollstuhl sitzt und kaum Geld hat. Wäre ich jetzt stinkreich, wäre alles kein Problem. Aber so, ohne viel Geld, wird es wirklich schwierig überhaupt jemals etwas zu erreichen. Wenn ich keine Hilfe bekomme werde ich es ja noch nicht mal mehr schaffen, irgendwann wieder laufen zu können. Die Wahrscheinlichkeit dass die passiert ist in den letzten zwei Jahren aber sowieso so drastisch gesunken, dass ich mich schon fast damit abgefunden habe, für immer in diesem Teil festzusetzen. So wird es wahrscheinlich auch enden, mein Leben. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann in meinen Rollstuhl sterben werde. Egal ob ich es wollte oder eben nicht.

good for you [p.cy b.bh]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt