Als ich mich mit Taehyung verbündetete ...

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„Hast du Geschwister?", fragte Taehyung, nachdem wir uns mit dem Tretboot mutig auf das. Meer hinausgewagt hatten. Naja, für mich war es mutig. Für ihn war es sicherlich ein Kinderspiel. Ich weiß, was du dich jetzt fragst. Und ja, ich kann schwimmen. Woher ich weiß, dass du dich das gefragt hast? Nun, weil ich es nicht zum ersten Mal höre. Wasser ist nur nicht gerade mein Element. Ich kann Berge erklimmen oder im Flugzeug fliegen. Die Höhe macht mir nichts aus. Aber bei Wasser fühle ich mich unwohl. Ich kann es nicht genau erklären, es ist irgendwie einfach so.

„Steffi?"

„Hm? Oh, nein, aber ich hatte mir immer einen großen Bruder gewünscht oder eine Zwillingsschwester die genauso aussieht wie ich aber einen völlig anderen Style hätte."

Er lachte.

„Wieso?"

„Weil sie dann völlig neue Klamotten oder Haarstyle für mich ausprobieren könnte und ich wüsste wie es aussähe, ohne in den Spiegel schauen zu müssen. Außerdem gäbe es dann vielleicht zwei Versionen von mir. Den Engel und den Teufel."

„Und du wärst natürlich der Engel." Er lachte nur noch lauter und ich spitze ihm eine Handvoll Wasser in sein Gesicht.

„Natürlich!" Theatralisch legte ich eine Hand auf mein Brustbein. „Sag das nicht so abfällig. Ich bin sehr liebenswürdig!"

„Schon gut, schon gut." Er hob ergebens die Hände. „Wie sieht es mit deinen Eltern aus?"

„Meine Eltern trennten sich, als ich ein Jahr alt war. Ich war bei meiner Mutter und meinen Großeltern aufgewachsen." Ich lächelte ihn an, als ich sah, dass es ihm leid tat.

„Ich kenne meinen Vater", stellte ich schnell klar. „Wir haben Kontakt und ich finde auch, dass meine Mom damals die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ich liebe sie über alles. Meine Mom ist meine Familie. Ihr kann ich alles sagen und sie steht immer hinter mir. Egal welche verrückte Idee ich als nächstes habe, um mich selber zu verwirklichen." Ich lachte. „Sie hatte alle Phasen mitgemacht und ich bin noch lange nicht fertig."

„Welche Phase zum Beispiel?", fragte er und wir fuhren einmal um die Boje herum, welche die Begrenzung angab.

„Ich wollte mit zwanzig Jahren Klavier lernen. Also habe ich mir ein Keyboard gekauft und Tagelang Noten gelernt. Dann habe ich mir Youtubevideos angesehen und es nachgespielt. Einige Monate später verlor ich das Interesse, weil ich keine Lust hatte regelmäßig zu üben und dann hatte ich auch immer den letzten Song vergessen, wenn ich einen neuen einstudierte. Also steht das Teil seit ungefähr zwei Jahren in der Ecke meines Wohnzimmers herum."

„Ich spiele Saxophone", erklärte er mir. „Naja, jedenfalls hatte ich das mal. Durch die Band fehlt mir jetzt irgendwie die Zeit dafür. Aber ich wollte mal Saxophonist werden."

„Du musst mir bei Gelegenheit einmal was vorspielen", grinste ich. Die Sonne brannte mittlerweile auf meiner Haut. Mitten auf dem Wasser waren die Strahlen noch stärker und gerade bereute ich es ein bisschen, dass ich mich nie mit Sonnenschutz eincremte. Mittlerweile war es wirklich heiß geworden und das Treten wurde anstrengender.

„Mach ich, wenn du mir etwas auf dem Klavier vorspielst."

„Aber ich kann mich an nichts mehr davon erinnern. Es ist alles weg. Ich hatte auch mal versucht Italienisch zu lernen und alles was ich jetzt noch weiß ist, dass ich mir einen Orangensaft bestellen könnte."

„Zu mindestens wirst du in Italien nie verdursten."

Ich lachte.

„So hatte ich das noch nicht gesehen." Ich nahm die Füße von den Pedalen und legte übereinander geschlagen auf dem Plastikgestell ab. Erst sah Taehyung so aus, als wollte er Protestieren, weil er jetzt alleine weiterarbeiten musste, aber ich würgte ihn mit meiner nächsten Frage ab.

DNA - Als ich dich traf ...Where stories live. Discover now