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Wir liefen den langen Korridor im oberen Geschoss der Lagerhalle entlang. Die Augen verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt und jeweils eine Knarre im Kreuz.
Immer wieder stieß meine Schulter gegen die von Thomas, worauf Harriet mich schubste und wieder auf Kurs brachte.
Die Fesseln scheuerten an meinen Handgelenken. Ich wollte mir garnicht vorstellen, wie Thomes sich fühlte und welche Schmerzen er ertragen musste.
Alleine seine etlichen Versuche sich im Keller loszureißen mussten ihn wohl ungläubig gelitten haben lassen.

Vor ungefähr einer halben Stunde waren sie zu uns gestoßen, um uns für Teresa auf den Plan zu rufen. Ich und Thomas hatten gerade genug Zeit, um unseren Plan zu besprechen, bis wir ohne große Worte von Harriet und Sonja mitgeschleppt wurden waren.

Nun öffneten diese eine rostige Eisentür und schubsten uns geradewegs hindurch.
Teresa saß auf der zur Wand zeigenden Seite eines Tisches aus schäbigem Holz auf einem weißen Plastikstuhl. Insgesamt waren es vier. Zwei auf jeder Seite.
Als sie uns reinkommen sah, stand sie auf und kam auf uns zu. Außer ihr, uns und Harriet und Sonja befanden sich noch zwei weitere Mädchen im Raum. Diese standen als Wachen neben der Tür.
Erst wirkte es so, als wolle das schwarzhaarige Mädchen mir eine verpassen, da sie so nah an mir vorbei lief. Doch stattdessen ging sie zu einer der Wachen und ließ sich eine Pistole und die dazu gehörigen Patronen aushändigen.
Mit diesen begab sie sich zurück zu ihrem Platz, während sie das Ladefach aufklappen und die Munition herein gleiten ließ.
Mit einem Klick schloss sie es und lud die Waffe. So legte sie sie vor sich auf den Tisch, den Griff zu ihr und die Mündung auf uns gerichtet.
„Setzten.",sagte sie.
Langsam traten ich und Thomas vor die anderen beiden Stühle und setzten uns.
„Macht sie los."
Teresas Gefolgsleute eilten herbei und lösten die Fesseln.
„Endlich.",meckerte Thomas leise aber gerade so, dass Teresa es verstehen konnte und etwas finster drein sah. Anscheinend konnte sie unnötige Bemerkungen nicht haben. Mein Bruder rieb sich seine schmerzenden Handgelenke. Sie waren rot, wund und vollkommen aufgescheuert. Wenn er Glück hatte, holte er sich keine Infektion.

Ich spannte mein Kreuz an und richtete mich auf, wobei Thomas eher gekrümmt saß und nervös seine Hände knetete. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, lehnte er sich zurück und drehte seinen Kopf zu mir.
Teresa ließ sich ebenfalls in ihrem Stuhl zurück plumpsen und schlug mit der Faust auf den Tisch.
Thomas und ich fuhren zu ihr herum.
„Eure Aufmerksamkeit hat mir zu gelten."
Sie legte eine kurze Pause ein.
„Also, sicher fragt ihr euch, weshalb ihr hier seid. Aber das kann ich euch nicht sagen...noch nicht. Es gibt wichtigeres zu klären. Und zwar, was ihr wisst."
„Was wir wissen?! Ich kann dir sagen, was wir wissen. Nämlich gar nichts.",meinte Thomas und seine Hemmungen schienen gefallen zu sein. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte das Mädchen vor ihm an.
Sie starrte mit sturem Blick zurück.
„Hab ich mich unklar ausgedrückt? Ich will wissen, was ihr wisst!"
Keiner von uns beiden sagte etwas, was sie zur Weißglut bringen zu schien.
„Na gut. Wenn du nicht reden magst....",sagte Teresa ganz ruhig, dass es einem Angst machte. Sie griff nach der Pistole und richtete sie auf Thomas. „Ich zähle bis drei und du sagst mir alles oder ich schieße"
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts weiß!"
„Und ich habe gesagt, ich gebe dir drei Sekunden."
Thomas schaute sie verzweifelt und flehend an. Dann, als hätte man einen Knopf in seinem Hirn gedrückt, wurde seine Mine komplett emotionslos. Er starrte sie einfach stumm an.
„Eins"
Keine Reaktion.
„Zwei"
Nur das Starren.
Mein Puls wurde schneller. Entsetzt schaute ich Teresa an, die den Zeigefinger auf den Abzug legte und direkt auf Thomas Brust zielte.
„Drei"
Ich kiff die Augen zusammen, um das schreckliche Szenario nicht mit ansehen zu müssen. Aber nichts geschah. Es ertönte kein Schuss oder ähnliches.
Als ich meine Augen wieder öffnete, war das einzige was sich verändert hatte, Teresas Mine.
Sie wirkte leicht säuerlich und enttäuscht, dass ihre Drohung nichts gebracht hatte.
„Ich wusste, dass du nicht schießen würdest.",sagte Thomas leise.
„Ach ja?" Teresa richtete die Mündung wieder auf ihn. „Und wieso nicht? Huh?"
„Weil wir im selben Boot sitzen. In der selben Scheiße stecken."
Er machte eine dramatische Pause und lehnte sich vor.
„Wir alle waren die Marionetten von Wicked"
Sie schluckte schwer und legte die Waffe weg.
„Ich sag's nicht gern, aber du hast Recht. Und darauf wollte ich hinaus. Wir müssen zusammen arbeiten, um sie zu besiegen."
„Besiegen?" Ich fing an Gefallen an dem Plan zu haben, aber vertrauen tat ich diesem Mädchen immer noch nicht, selbst wenn wir das selbe Ziel verfolgten.
„Ja. So hatten wir es uns jedenfalls gedacht. Wir wissen zwar nicht, was sie vor haben und was noch passieren wird. Aber das was sie uns bis jetzt angetan haben reicht und ist aus meiner Sicht schon Grund genug."
Ich nickte zustimmend.
„Also schließen wir vorerst Frieden?",meldete sich Thomas. „Frieden",sagte Teresa.

Learn to Lose (Maze Runner ff Newt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt