Hallo ihr Lieben,
Es wird Zeit zu einer weiteren Diskussionsrunde. Dieses Mal zu einem Thema, das mich schon seit längerem beschäftigt, weil ich herausgefunden habe, dass es mir sehr viel leichter fällt, Charaktere zu entwickeln als den Plot des Buches selbst.
Heute wird sich der Blogeintrag deswegen um charakterfokussierte (character driven) und plotfokussierte (plot-driven) Geschichten drehen, von denen ihr jeweils einige kennt. Das verspreche ich euch, selbst wenn manche von euch mit der Unterteilung nun noch nicht ganz so viel anfangen könnt.
In Ermangelung wirklich deutscher Übersetzung werde ich im folgenden Text übrigens die geläufigen englischen Begriffe characer-driven und plot-driven verwenden, weil sie mir einfach passender erscheinen. Denn zwischen fokussieren und lenken liegt in meinen Augen dann doch ein sehr großer Unterschied.
Vielleicht habt ihr euch auch schon einmal darüber Gedanken gemacht, ob ihr eine plot-driven oder eine character-driven Geschichte schreiben wollt.
Vielleicht tut ihr das vor dem Anfang eines neuen Buchs auch überhaupt nicht. Dann kann ich euch jedoch versichern, dass ihr unbewusst dennoch eine Entscheidung zwischen den beiden Möglichkeiten trefft.
Doch beginnen wir erst einmal damit, wie genau man die beiden Storytelling-Formen überhaupt unterscheidet und definiert.
1. Character-driven
Diese Arten von Geschichten fokussieren sich auf die inneren Konflikte eines Characters. Seine Gefühlswelt und Emotionen nehmen einen großen Teil des Buches ein. Selbiges gilt für die Charakterentwicklung, die in diesen Geschichten stärker thematisiert wird als äußere Umstände.
Character-driven Geschichten werden vom Innenleben eurer Figuren gelenkt. Der Leser bekommt sehr viele Informationen über die Gefühle und wird von diesen aus über die Handlungen des Charakters nachdenken.
Die Emotionen des Charakters sind es bei dieser Art, die seine Entscheidungen und damit auch die Handlung des Buches bestimmen.
Der Fokus wird oft auch auf Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Personen gesetzt, wobei diese sowohl als Liebende als auch als bloße Freunde die Hauptaufmerksamkeit einnehmen können.
Wir merken also bereits, dass die Gefühlswelt und inneren Konflikte sehr im Vordergrund stehen. Handlungen werde bei dieser Geschichtsform meistens dazu genutzt, um die Charaktere und ihre Denkweise weiterzuentwickeln. Es sind die Charaktere selbst, die den Plot nach vorne puschen.
Deswegen ist es gerade bei character-driven Geschichten umso wichtiger, dass ihr besonders authentische Charaktere habt und genug über sie wisst. Ihr müsst wie sie denken und fühlen, sie blind verstehen können.
Wenn ich euch frage, wie der Charakter in einer bestimmten Situation handeln wird, dann müsst ihr aus seiner Sicht antworten können ohne nachzudenken und eure eigenen Präferenzen außer Acht lassen. Ihr müsst die Charaktere atmen und ihre Denkweisen übernehmen.
Natürlich interagieren die Charaktere auch bei dieser Form mit ihrer Umwelt und Handlung muss ebenfalls passieren, weil die Geschichte sonst nicht nach vorne kommt.
Wenn ihr also überhaupt keine Ideen für eine Handlung, aber perfekt ausgearbeitete Charaktere (und damit meine ich mit perfekt keine fehlerlosen Charaktere) in eurem Kopf habt, dann fragt euch, was das Schlimmste ist, was der Geschichte und dem Charakter passieren kann. Wenn ihr eine Antwort findet, dann schreibt genau das.
2. Plot-driven
Plot-driven Geschichten sind die, bei denen die Handlung im Fokus steht und nicht der Charakter selbst. Externe Konflikte werden thematisiert, genauso wie Events und Situationen, die die Geschichte nach vorne treiben. Oft wird das als Kampf gegen einen Antagonisten passieren, wobei der Antagonist sowohl als Person oder aber auch ganze Gesellschaft gesehen werden kann.
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Realitätsfänger
Документальная прозаMeine Meinung, meine Gedanken, meine Schreibtipps. Hier werde ich meinen Senf zu verschiedenen Themen hinzugeben und gemeinsam mit euch eventuell sogar ein schmackhaftes Gericht zaubern.
