eine politische Besprechung

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Liebes Tagebuch,

meine Mutter würde sagen das diese Begrüßung nicht königlich genug ist, zu persönlich. Nein, sie würde jemanden dafür bezahlen es mir zu sagen. Dann würde sie ein Glas wein Trinken und neue Steuern einführen.

Was ich geschrieben habe lässt es so aussehen als wäre meine Mutter furchtbar, aber das ist sie nicht. Sie ist die Königin. Es ist ihre Aufgabe Steuern ein zu führen und ihre Pflicht vor die Familie zu stellen. Sie ist eine gute Königin, ohne Zweifel. Sie und mein Vater haben in ihrer bisherigen Regierungszeit die Schulen verbessert, Arbeitsplätze geschaffen und die Verbrechensrate gesenkt. Dafür sind sie allgemein verhasst.

Vielleicht denkst du jetzt das ich nur versuche meine Eltern zu verteidigen, aber das stimmt nicht. Ich habe zu wenig Kontakt zu ihnen um das tun zu wollen. Es ist nun einmal so das für all diese positiven Veränderungen Geld nötig ist. Um an Geld zu kommen müssen Steuern erhoben werden. Ich erwarte nicht von den Menschen sich zu freuen das ihr Alkohol und ihr Kaffee teurer werden, oder dass ihre Millionen keine Millionen bleiben.

Doch, wenn ich ehrlich bin erwarte ich das. Ich erwarte das sie verstehen, das die einzige Möglichkeit die Straßen in Stand und die Schulen auf dem neusten Stand zu halten durch Steuern ist.

Aber ich schreibe schon wieder nur über Politik. Eigentlich wollte ich nur kurz über meinen Tag schreiben. Im Unterricht hat Frau Moran endlich mit den imaginären Zahlen begonnen. Es ist ein faszinierendes Thema. Auch der Deutschunterricht verlief angenehm, wenn auch etwas weniger interessant. In der Geschichtsstunde hat Frau Maar über den Krieg der tausend Toten erzählt. Es war nicht uninteressant, allerdings habe ich wieder die Jahreszahl vergessen.

Nur der Unterricht für Anstand und Benehmen war wie immer eine einzige Tortur. Ich gebe mein bestes, wirklich, aber es erschließt sich mir nicht wozu ich lernen muss welche Gabel für welches Gericht gedacht ist. Es macht doch wohl keinen Unterschied auf welche Art das Essen in den Mund gelangt, solange Tischtuch und Kleidung sauber bleiben.

Wenigstens wurde ich für meine Handarbeit gelobt. Handarbeit gibt mir immer das Gefühl das ich durchaus geeignet als Prinzessin bin. Zwar ist mir nicht klar wie mit die Fähigkeit eine Rose auf ein Kissn zu sticken beim Regieren helfen soll, doch wenigstens kann ich es.

Selbstverständlich bin ich weit davon entfernt perfekt zu sein. Besonders mein Aussehen könnte mehr dem Bild einer Märchenprinzessin gleichen, was sich zum Glück durch Make-up ausgleichen lässt. Meine Fähigkeit bei Verhandlungen unauffällig neben dem Thron meiner Mutter zu stehen und zu allem zu nicken und zu lächel ist hingegen ein wahrer Segen.

Leider muss ich diesen Eintrag jetzt beenden. Ich höre Schritte und dieses Tagebuch ist nicht ohne Grund geheim. Ich hoffe es handelt sich nicht um einen Notfall.

In Liebe,

Leonora Davina Estrada

Das Versteck in dem ich mein Tagebuch aufbewahrte war nicht sonderlich ausgefallen. Ich bin mir ziemlich sicher das mindestens drei der Hausmädchen es zu diesen Zeitpunkt wussten, doch ich mochte die Illusion von Kontrolle. Als Prinzessin hat man nur über wenig Kontrolle, ein krasser Gegensatz zum Leben als Königin, was einmal auf mich wartet.

Ich nutzte die kurze Zeit, die mir noch blieb, bevor sich die Tür öffnen würde, um mein Aussehen im Spiegel zu überprüfen. Ich mochte was ich sah. Meine Haare hingen in wirren Strähnen aus einem unordentlich geflochtenen Zopf. Wo sonst Make-up das Bild von Porzelanhaut zauberte waren nun Pickel und Rötungen zu sehen. Etwas blaue Farbe klebte noch über meiner linken Augenbraue.

Was ich beschrieben habe entspricht nicht der klassischen Definition von Schönheit. Wahrscheinlich findet ihr sogar, dass ich ziemlich hässlich klinge, was ich verstehen könnte. Ich jedoch finde das ich nicht besser aussehen könnte. Mein Aussehen passt zu mir, es ist das womit ich aufgewachsen bin und womit ich mich wohl fühle.

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