Adventskalenderbeitrag 2018

19 3 0
                                    


Sanft und still fielen Schneeflocken auf die Straße und tauchten alles in einen wunderbaren weißen Nebel. Die Wege, nur von Straßenlaternen erleuchtet, waren wie leergefegt. Doch von weitem konnte man eine düstere Gestalt entdecken, die ein Weihnachtslied vor sich hin pfeifend, die Straße hinabging. Er zitterte am ganzen Körper, hier draußen war es Schweine kalt. Mit den Händen in den Taschen, blickte der junge Mann durch die Fenster, der schön geschmückten Einfamilien Häuser. Er erkannte die Freude in den Gesichtern der Kinder, als sie ihre Geschenke auspackten und sich eine Lokomotive oder eine schöne Puppe darin befanden. Als er noch ein Kind war, hatte er auch wunderbare Geschenke bekommen, doch das was er sich am meisten gewünscht hätte war nie passiert. Jedes Jahr war das Weihnachtsfest kalt und so schnell wie möglich hinter sich gebracht worden. Der Weihnachtsbaum nur spärlich geschmückt, das Haus unberührt und dunkel. Fast ausladend hatte das Wohnzimmer am Weihnachtsabend ausgesehen. Doch leer wirkte es erst, während er die Geschenke auspackte, neben sich seine Mutter, die versuchte fröhlich und besinnlich zu wirken, während sein Vater die Nacht durcharbeitete und nicht einmal zum Essen nach Hause kommen wollte. So war es fast jedes Jahre gewesen, nur dass seine Mutter irgendwann aufhörte sich zu bemühen. Wenn er denn wenigstens sie noch hätte. Ihr Leben war dem Ende geweiht, als sie letzten Sommer krank wurde und kurz darauf verstarb. Seinen Vater hatte er seit Jahren nicht gesehen, denn er saß in einem Gefängnis ein und traute sich nicht ihn zu kontaktieren. Der Blonde bog um die Ecke und gab sich seiner Trauer hin. Verzweifelt überlegte er wo er hingehen könnte und entschied sich schließlich, dass es wohl keine andere Möglichkeit geben würde, als in die dunklen Mauern seines Familienanwesens zurückzukehren. ,,Draco!", rief ihn auf einmal eine bekannte Stimme. Verwirrt drehte er sich in die Richtung der Frau, zu der sie gehörte. ,,Weasley?", fragte er und betrachte die Rothaarige genau. ,,Inzwischen Potter, aber ja", verbesserte sie ihn und grinste ihn freundlich an. ,,Bist du ganz alleine hier unterwegs?", fragte sie ihn und betrachtete mit gerunzelter Stirn die Tüte in seiner Hand. ,,Ja, ganz alleine", murmelte Draco. ,,Ach und Blumen für meine Mutter", fügte er noch hinzu, da ihm ihr Blick nicht entgangen war. ,,Und hast du schon Pläne, also für später?", fragte Ginny. ,,Wahrscheinlich werde ich noch ein bisschen arbeiten", antwortete er mit einem Schulter zucken.,,Ist alles in Ordnung? Ich meine wenn du willst kannst du mit zu uns kommen, auch Hermine und Ron-", doch Draco unterbrach sie. ,,Weihnachten feiern mit Sankt Potter und Weaselbee? Da verfluche ich mich lieber selbst", sagte er barsch und drehte sich von Ginny weg, um nach Hause zu apparieren. ,,Aber Draco!", hörte er Ginny noch rufen, als in das altbekannte zischende Geräusch völlig übermannte und nach Malfoy Manor schickte.

Ginny, welche traurig und verletzt zurück blieb, schüttelte nur den Kopf und machte sich ebenfalls auf den Weg nach Hause. Dort angekommen wurde sie von Ron, Harry, Hermine empfangen, die bereits an der reichlich gedeckten Tafel saßen. ,,Ginny", rief Hermine als sie sie entdeckte und schloss sie sofort in ihre Arme. Auch Ron umarmte seine Schwester liebevoll und zog ihr dann freundlicherweise den Mantel von den Schultern. ,,Ihr glaubt nicht, wen ich vorhin getroffen habe", erzählte sie, als auch sie sich auf ihren Stuhl fallen ließ.
,,Draco!, er war ganz alleine unterwegs um Blumen für seine Mutter zu kaufen", beantwortete sie die stumme Frage in den Augen ihrer Freunde. ,,Malfoy?! Was interessiert der uns!", keifte Ron sauer. ,,Naja, er hat es im Moment nicht besonders leicht und deswegen habe ich ihm auch angeboten-", doch Ron sah Ginny mit wutentbrannten Augen an, was sie zum verstummen brachte. ,,Was hast du ihm angeboten?", fragte Hermine vorsichtig und legte die rechte Hand auf Rons Arm, um ihn zu beschwichtigen. ,,Ich dachte er könnte mit uns feiern", flüsterte Ginny. Ron sprang auf und schmiss dabei fast Hermine um, die sich an seinen Arm geklammert hatte und sich in letzter Sekunde an der Tischplatte festhalten konnte. ,, Du hast was?! Ich werde bestimmt nicht mit Malfoy Weihnachten verbringen", brüllte er während Ginny in sich zusammenschrumpfte. ,,Komm
runter Ron, sie wollte doch nur nett sein", mit diesen Worten stellte sich Harry zwischen die Geschwister und zog Ginny schützend an sich heran. Hermine, Harry und Ginny wussten alle, dass er normalerweise kein sehr aggressiver Mann war, sondern nur das Thema Malfoy in sehr empfindlich machte, seit er ihn in der ersten Klasse als schmuddelig und den Namen Weasley als eine Schande der gesamten Zaubererschaft bezeichnet hatte. ,,Es ist jetzt sowieso egal, er hat abgelehnt", murmelte Ginny und ließ sich genau wie Ron, der sich inzwischen beruhigt hatte, wieder auf ihren Platz nieder. ,,Na ein Glück", flüsterte Harry, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass bei einem tatsächlichen Aufeinandertreffen mit Malfoy nicht nur die Fetzen geflogen wären. ,,Warum das denn? Hat er schon was anderes vor?", fragte Hermine und lehnte sich in Ginnys Richtung. ,,Er möchte nicht mit uns Feiern, das ist alles. Ist vielleicht auch besser so", antwortete diese. ,,Ist er denn jetzt ganz alleine?", fragte Hermine besorgt und sprang auf. ,,Ja ich denk schon aber-",erneut wurde Ginny unterbrochen. ,,Kein aber.", sagte Hermine nur, während sie schon disapparierte. Entsetzt sprangen Ron und Harry gleichzeitig auf. ,,Wo will sie denn hin?", fragte Harry. ,,Vermutlich nach Malfoy Manor!", antwortet Ginny gehetzt. ,,Was?! Nein, meine Freundin wird nicht erneut dieses Folterhaus betreten. Das lass ich nicht zu", keifte Ron, packte Ginny und Harry an jeweils einem Arm und diapparierte ebenfalls mit ihnen.

Hermine,-welche sich bereits im Eingangsbereich des Schlosses befand und auf die Rückkehr des Hauselfen wartete, der Draco holen wollte,- trat von einem Fuß auf den anderen. Sie war nervös, natürlich wusste sie bereits worüber sie mit Draco reden wollte, allerdings nicht genau wie sie mit ihm reden sollte. Verdrängte er den Tod seiner Mutter und wollte gerne alleine sein, oder würde er lieber darüber sprechen wollen und hatte nur aus Stolz Ginnys Einladung abgelehnt? So viele Fragen schwirrten in ihrem Kopf, doch sie schreckte hoch, als sie Schritte vernahm. ,,Granger? Was willst du denn hier?", fragte Draco entsetzt, als er erkannte wer da vor ihm stand. ,,H-Hallo Mal- äh Draco", grüßte sie zaghaft und lächelte ihn dabei an. Dracos Gesichtszüge blieben kalt, sein Blick ein einziges Fragezeichen. ,,Hör mal, ich weiß, dass du Ginny vorhin-",-,,Hermine!", rief Ron, als er die großen Türen der Eingangshalle aufstieß. Gefolgt von Harry und Ginny rannte er auf sie zu. Dicht drückte er sie an sich, als ob sie knapp davor gewesen wäre zu zerbrechen. ,,Hey Draco. Stimmt es wirklich, dass du wie Ginny sagt, das Weihnachtsfest ganz alleine verbringen willst?", fragte Harry während er versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, um die Situation zu entschärfen. ,,Ich wüsste nicht, was dich das angeht", zischte Draco und wollte gerade den dunklen Gang zurück zu seinem Zimmer laufen, als er von Hermines Stimme aufgehalten wurde. ,,Niemand sollte an Weihnachten alleine sein-", rief sie, während sie sich von Ron los riss und auf Draco zu stürzte. Draco wollte sich von ihr wegdrehen, sich alleine in seinem Zimmer einschließen und darüber nachdenken wie es wäre eine richtige Familie zu haben, doch irgendwas hielt ihn auf, was ihn dazu brachte sich nicht von Hermine abzuwenden. ,,-nicht einmal du", beendete diese ihren Satz, kurz bevor sie Draco am Arm packte ihn zu sich zog und sanft umarmte. Zuerst wollte Draco sich losreißen und sie anschreien was ihr einfallen würde ihn so zu bedrängen, doch schnell stellte er fest, dass es gut tat jemand so nahe zu sein. Es traf ihn wie ein Schlag, als er merkte wie lange es her war, dass er jemanden so umarmt hatte. Nicht durch Zwang oder mit Hintergedanken sondern einfach voller Herzlichkeit, mit Liebe wie eine Mutter ihr Kind liebt, ein Vater seinen Sohn oder eine Schwester ihren Bruder. Hermine war die Letzte von der er gedacht hätte, sie würde ihm je näher als mindestens 1 Meter Abstand kommen. Immerhin hatte er sie während ihrer Schulzeit ständig geärgert und beleidigt, so im Nachhinein konnte er sogar nachvollziehen, warum sie ihn im dritten Schuljahr geschlagen hatte, doch auch das hatte ihm nicht klar gemacht, was für ein schlechter Mensch er war. Stumm weinte er in Hermines Haare, auf die er seinen Kopf gestützt hatte. Beruhigend strich sie ihn über den Rücken. Als der den Blick hin, erkannte er, das auch Ginny weinte und Harry mit traurigen Augen zu ihnen herüberblickte. Rons Blick war inzwischen nicht mehr wütend sondern wechselte alle paar Sekunden von verwirrt zu mitfühlend und andersherum. ,,So", sagte Hermine als sie sich schließlich aus Dracos Armen löste. ,,Du kommst jetzt mit zu uns und wir feiern alle zusammen Weihnachten, in Ordnung?". Draco lächelte.

Das Essen war noch warm, als die 5 Zauberer in den Fuchsbau zurückkehrten. Nachdem sie gebetet und dabei Gott für alles gedankt hatten, begannen sie zu essen. Teller wurden herumgereicht und alte Geschichten neu erzählt. Es wurde viel gelacht und alle verbrachten miteinander einen schönen Abend. Sogar Ron und Draco verstanden sich prächtig. Die zwei, welche zu Beginn des Essen mit einem kräftigen Händeschlag Freundschaft geschlossen hatten, rissen die ganze Zeit Witze über Harry, Hermine und Ginny's schreckliche Frisuren zu Beginn deren ersten Schuljahre. Es waren Witze im Spaß und nicht im Sinne der Beleidigung. Später begaben sich die Freunde auf den Friedhof und verbrachten einige Stumme Minuten vor Narzissa Malfoys Grab. ,,Darf ich euch etwas fragen?", sagte Draco. Alle nickten sie und er fuhr fort. ,,Warum seid ihr auf einmal alle so nett zu mir?". Keiner der vieren antwortete, alle lächelten nur geheimnisvoll und zogen Draco schließlich ihn ihre Arme.

Eines wurde Draco an diesem Abend klar; Weder Hermine, Harry, Ron oder Ginny war je wirklich sein Feind gewesen. Sie alle waren seine Freunde und das würde sich wohl erstmal nicht mehr ändern. Nach einem klärenden Gespräch mit Ginny, hatte er beschlossen nächste Woche seinen Vater zu besuchen und auch mit ihm Frieden zu schließen. Als Erinnerung bekam er zu Weihnachten von den Vieren ein Fotoalbum, gefüllt mit nur einem Foto. Sie alle vor dem Weihnachtsbaum. Jedes Jahr füllte sich dieses Buch mehr und bald waren es nicht nur sie, sondern auch die Kinder und Enkel die mit ihnen gemeinsam feierten. Ja so würde es einmal sein. Und das alles wurde ausgelöst von einem einzigen Weihnachten. Und das würde ganz sicher nicht das letzte sein, dass sie miteinander feierten. Lächelnd und ein Weihnachtslied vor sich hersingend ging Draco an diesem Abend nach Hause.
Sanft und still fielen Schneeflocken auf die Straße und tauchten alles in einen wunderbaren weißen Nebel. Die Straßen wirkten freundlich und voller Liebe. Draco war nicht mehr kalt, sein Herz hatte sich aufgewärmt.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 19, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Meine Geschichten {Wettbewerbsbeiträge}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt