Hochzeit

das erste Attentat

Falls ihr die letzten Kapitel übersprungen und gleich zur Aktion gewechselt habt, hier eine Zusammenfassung. Ich heirate einen fremden, und die einzige Person mit der ich etwas anfangen kann ist seine kleine Schwester.

Kennt ihr diese romantischen Bilder, auf denen ein Mann und eine Frau in einem Ruderboot auf einem See fahren? Der Mann rudert, während die Frau in einem Spitzenkleid mit einem großen Sonnenschirm hinten sitzt und verträumt in die Landschaft blickt.

Nun saß ich hier, auf einem wunderbaren See, mit einem Sonnenschirm, umgeben von spätsommerlichen Blumen. Die Vögel sangen, das Wasser plätscherte, die Sonne schien.

Seit einer Stunde waren ich und Dave, mit dem ich immer noch nicht mehr als ein paar Sätze gewechselt hatte, auf diesem See. Das Anti-Mückenspray hatte seine Wirkung aufgegeben, genau so wie das Deo. Meine Arme brannten, weil ich seit einer Stunde den Sonnenschirm halten musste, und mir war schwindelig von der Hitze.

Wenigstens gab mir der Sonnenschirm etwas Schutz. Dave sah aus als würde er jeden Moment aus dem Boot kippen. Ich konnte mir kaum vorstellen wie anstrengen es sein musste in solch einer Hitze zu rudern, und während dessen noch wie ein glücklich verliebtes paar zu wirken.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie die Reporter am Seeufer ein weiteres Bild schossen, und Susan auf die Uhr blickte. Sie hatte mich heute Morgen mit Karina und einem Klemmbrett voller Dinge, die ich nicht vergessen durfte, geweckt.

Lächeln, immer glücklich wirken, war einer der Punkte gewesen. Ein Punkt, um den ich mir viel zu wenig Sorgen gemacht hatte. Ich war daran gewöhnt auf Galas und Bällen zu lächeln, doch das hier war etwas anderes. Weder Gespräche noch lächerlich kleine Häppchen gaben mir die Möglichkeit meine Gesichtsmuskulatur für einen Moment zu entspannen.

Ich versuchte mich von meinen schmerzenden Muskeln, der Hitze und den Mückenstichen abzulenken. Verzweifelt blickte ich in meine Umgebung, wie ich es bereits seit einer Stunde tat.

Ich hatte bereits die Enten gezählt, sie noch einmal gezählt und noch ein mal. Ich hatte in Gedanken alle Gebote einer Lady rezitiert, vorwärts und rückwärts.

Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus. Dass Gefühl beobachtet zu werden.

Es war albern. Zwei Kamerateams filmten das zukünftige glückliche Pärchen. Dazu kamen mehrere Reporter, die Fotos machten, die Guvernante von Dave und Kate und der Berater ihrer Eltern. Natürlich fühlte ich mich beobachtet.

Trotzdem drehte ich mich um, und mein Blick viel auf die Brücke. Einige Bewohner des Schlosses hatten sich dort versammelt um das Geschehen zu beobachten. Ich sah die Zofe, die mir gestern beim Ausziehen geholfen hatte. Hannah, wenn ich mich richtig erinnerte. Dann ein Mann, von dem ich vermutete das er einer der Kellner vom Abendessen gewesen war.

So könnte ich vielleicht nicht die ganze Stunde verbringen, aber möglicherweise einen Teil. Eine Zofe, die Kate heute morgen bei ihrem Kleid geholfen hatte. Die Chefköchin. Ich hatte sie noch nicht persönlich kennengelernt, doch Susan hatte mir ihre Akte gegeben.

Ein Mann, denn ich nicht kannte. Ich vermutete Palastwache. Es war dieser Blick, der zeigte das jemand bereit war etwas weiter zu gehen. Eine Frau, die ich ebenfalls nicht kannte, doch auch sie hatte diesen Blick. Vermutlich also zwei Wachen, die gerade ihren freien Tag genossen.

Ein Mann in Gummistiefeln und Matschhose. Das bedeutete entweder Schlossgarten oder Stallungen. Eine wichtig aussehende Person, ich konnte nicht sagen ob Mann oder Frau. Ich vermutete das sie auf dem Weg zu Susan, der Guvernante, deren Name Macy Booker war, und dem Berater, der als Mr Rowe vorgestellt worden war.